: Jens Eckhoff im Yellow-Press-Stil
Betr.: „Eckhoff: Ran ans Ausmisten im Kulturressort“, taz vom 13. Juli
Sommerloch- oder Saure-Gurken-Zeit-Themen haben wir ja schon viele gesehen, allerdings meistens nur in der Presse. Jetzt ist es endlich so weit, dass sich auch die Bremer CDU gänzlich auf diese Ebene bewegt und keine Gelegenheit verstreichen lässt, sich entsprechend zu outen. Zur Äußerung von Fraktionschef Jens Eckhoff in der taz: „Die sich jetzt bietende Chance, die festgemisteten Strukturen in der Kulturverwaltung auszuhebeln, müssen wir unbedingt nutzen“, fällt mir nur ein: Wenn man keine Themen hat, dann sucht man sich welche, und wenn man im Glashaus sitzt, dann soll man auch mit Steinen werfen! Die Hauptsache ist: Ablenken von den tatsächlichen Problemen der Bremer Regierung, von der tatsächlichen Misere und den Pannen der Stadt.
Dass der Bremer CDU politisch inzwischen so wenig einfällt, dass sie auf diesem Niveau die Zukunft der ohnehin arg von der „Politik“ gebeutelten Bremer Kulturszene im Stile des Yellow-Press-Journalismus „diskutiert“, ruft bei mir nur das eine Bild hervor: Auf bereits am Boden liegende, friedliche Demonstranten wird weiter gnadenlos eingeschlagen.
Künstler sind friedliche, nicht-hasserfüllte Menschen, für die es nicht zum Leben gehört, tagtäglich nach dem größtmöglichen finanziellen Gewinn zu streben. Die einst innovative Bremer Kulturszene hatte es gut und profitierte von der städtischen Kulturabteilung – und natürlich auch umgekehrt. Die Kulturabteilung und mit ihr die Stadt und das Land Bremen profitierten von der florierenden, spannenden und Schlagzeilen-machenden Bremer Kulturszene.
Mit der CDU kamen dann die so genannten „Zeichen der Stadt“ in die Regierung. Man musste um jeden Preis (noch) eine Unternehmensberatung beschäftigen – weil: Das machen ja alle. Man musste sich auf ein Hochglanzmusical stürzen – weil: Das machen ja alle. In beiden Fällen mit dem gleichen Ergebnis: Die Pleite wird geschickt vermauschelt. Aber vielleicht hat die CDU ja auch Recht? Wozu brauchen wir noch innovative Kultur in einer Stadt, in der nicht einmal zu „Expo-Zeiten“ die Touristen Schlange stehen – in einer Welt, in der die Sandkastenspiele der Krawattenträger (Börsenspekulationen) das Leben bestimmen???
Natürlich brauchen wir gar nicht darauf zu hoffen, dass die CDU-Politiker irgendwann einmal von ihrem Leben und Handeln nach dem aktuellen „Trend-Barometer“ einer Hochglanz-Lifestyle-Illus-trierten Abstand nehmen. Wenn sie innovativ wären und Ideen hätten, dann wären sie garantiert nicht der CDU beigetreten, sondern vielleicht Künstler oder Kulturschaffende geworden. Marcus Behrens
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