Jenny de la Torre gestorben: Obdachlosenärztin im Einsatz für die Ärmsten
Jenny de la Torre setzte sich als Ärztin für die Obdachlosen Berlins ein. Ihre Stiftung trauert um ihre Gründerin. Sie stehe für gelebte Solidarität.

De la Torre wurde 1954 in Nasca Ica in Peru geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. 1976 kam sie mit einem Stipendium in die DDR, wurde Fachärztin für Kinderchirurgie und promovierte an der Charité. Ab 1994 behandelte sie am Berliner Ostbahnhof kostenlos obdachlose Menschen. Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte, mit Jenny De la Torre verliere Berlin „eine wichtige Stimme im Kampf gegen die Obdachlosigkeit“. Als Ärztin habe sie sich mit großem Einsatz für Menschen in Not eingesetzt.
Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (CDU) reagierte mit Bestürzung: „Dr. de la Torre Castro war eine herausragende Persönlichkeit, die mit ihrem Leben und Wirken Maßstäbe gesetzt hat. Ihr unermüdlicher Einsatz für die Schwächsten unserer Gesellschaft wird uns stets ein Vorbild bleiben.“
Im Nachruf der Stiftung heißt es, „mit ihrem Tod verlieren wir eine Frau, deren Leben und Wirken untrennbar mit der Idee von gelebter Solidarität verbunden sind“. Jenny De la Torre sei mehr als eine Ärztin gewesen: „Sie war eine mutige Wegbereiterin medizinischer Hilfe, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder Lebenslage.“ Für ihr Engagement wurde sie 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Im Jahr 2002 gründete sie mit dem Preisgeld der „Goldenen Henne“ von „Superillu“ und MDR die Jenny De la Torre-Stiftung. 2006 eröffnete sie das Gesundheitszentrum für Obdachlose in der Pflugstraße in Berlin-Mitte. Dort finden Betroffene seitdem medizinische, zahnärztliche, psychologische, soziale und rechtliche Hilfe. Weitere Auszeichnungen folgten, 2013 die Louise-Schroeder-Medaille, eine der höchsten Auszeichnungen Berlins, und 2015 der Deutsche Stifterpreis.
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