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Jelzin versucht zu beruhigen: „Es wird keine Hungersnot geben“

Moskau (ap/dpa) — Der russische Präsident Boris Jelzin hat innenpolitische Kritik an seinem Reformprogramm zurückgewiesen. In einem einstündigen Interview des russischen Fernsehens versicherte Jelzin, daß die wirtschaftliche Talsohle bis Ende des Jahres durchschritten sein werde. Es sei verfrüht, schon eineinhalb Monate nach Freigabe der Preise einen Preisrückgang zu erwarten. „Das Wichtigste ist jetzt, an den Reformen festzuhalten“, sagte er. Jelzin wies darauf hin, daß das Reformprogramm in einer sehr ungünstigen Zeit gestartet worden sei — „nach dem Zusammenbruch der Union, in einer sehr tiefen Krise in allen Bereichen“. Kein Land der Welt sei jemals in einer vergleichbaren Situation gewesen. Jelzin versicherte ferner, daß kein russischer Bürger befürchten müsse, eines Tages nichts mehr zu essen zu haben. Es werde dafür Sorge getragen, daß es stets einen Vorrat für mindestens einen Monat an Getreide und Mehl gebe, und somit werde es „nie eine Hungersnot geben“, fügte der russische Präsident hinzu.

Trotzdem sind seine russischen Wirtschaftsreformen weiter umstritten. Der Bund unabhängiger Gewerkschaften erklärte gestern, 90 Prozent der Bevölkerung würden dadurch in die Armut gedrängt. Laut einer Meldung von ITAR-TASS fordern die Arbeitnehmerorganisationen eine Erhöhung des Mindestlohnes von jetzt 342 Rubel auf 1.000 Rubel monatlich.

Jelzin kündigte unterdessen an, daß Rentner, Studenten und alleinerziehende Mütter im Februar und März jeweils Extrazahlungen von bis zu 200 Rubeln erhalten sollen.

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