Japan: Erdbeben löst Feuer in AKW aus
Mehrere Tote, vier abgeschaltete AKWs, Stopp der Gasversorgung: Japan hat nach dem schweren Erdbeben im Nordwesten einen Krisenstab eingerichtet.
TOKIO taz/afp/dpa Nach einem schweren Erdbeben ist am Montag in einer Atomanlage in Zentraljapan ein Feuer ausgebrochen. Nach Angaben der örtlichen Behörden bestand jedoch keine Gefahr von Verstrahlung durch den Brand im Umspannungswerk des Atommeilers von Kashiwazaki-Kariwa. Die vier Reaktoren des Atomkraftwerks schalteten sich demnach während des Bebens der Stärke 6,8 auf der Richter-Skala automatisch ab. In der Stadt Kashiwazaki in der Präfektur Niigata stürzten mindestens drei Häuser ein. Mehr als 260 Menschen erlitten Verletzungen, wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete.
In der Stadt Kashiwazaki starben zwei Frauen. Wasser- und Gasleitungen platzten, Strommasten kippten um. In Kashiwazaki musste die Stadtverwaltung die Gasversorgung stoppen. In Geschäften fielen die Waren aus den Regalen. Dutzende von Gebäuden in der betroffenen Provinz Niigata stürzten ein. In mehr als 20.000 Häusern fiel der Strom aus.
Das Erdbeben, das 50 Zentimeter hohe Tsunami-Wellen auslöste, war fast auf der gesamten Hauptinsel Honshu zu spüren. In der rund 250 Kilometer entfernten Hauptstadt Tokio gerieten Wolkenkratzer ins Schwanken. Das Epizentrum des Bebens, das sich um 3.13 Uhr deutscher Zeit ereignete, lag laut der japanischen Behörde für Meteorologie 17 Kilometer unter dem Meeresboden vor der Küste von Niigata. Die Stärke des Erdbebens war zunächst mit 6,6 angegeben worden. Ihm folgte nach Angaben der Meteorologie-Behörde ein Dutzend Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 4,2.
Japanische Fernsehsender zeigten Bilder von eingestürzten Holzhäusern, beschädigten Brücken und großen Erdspalten im Boden eines Parks. Über der Atomanlage Kashiwazaki-Kariwa waren schwarzen Rauchwolken zu sehen. Ein Sprecher der Betreiberfirma Tokyo Electric Power (Tepco) sagte, das in Brand geratene Umspannungswerk befinde sich nicht in der Nähe der Atomreaktoren.
Der Betrieb von mehreren Hochgeschwindigkeitszügen wurde unterbrochen, der Flughafen von Niigata vorsorglich geschlossen. Die Regierung richtete einen Krisenstab ein. Ministerpräsident Shinzo Abe wollte laut Nachrichtenagentur Kyodo seinen Aufenthalt in der südlichen Stadt Nagasaki beenden und umgehend nach Tokio zurückkehren.
In der Region von Niigata hatte es im Oktober 2004 ein Erdbeben der Stärke 6,8 gegeben. Damals waren 67 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 3000 verletzt worden, ein Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug entgleiste. Japan, das an der Stoßstelle von vier tektonischen Platten liegt, ist eines der weltweit am stärksten von Erdbeben bedrohten Länder.
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