: James Dean snackt platt!
■ Neu im Kino: Viets Erstling „Frankie, Jonny und die anderen“
Der Film ist wie das Land, ruhig und geradeaus – nur platt ist er nicht. Er überzeugt mit den kleinen Geschichten, die nebenbei passieren und mit einem herrlich trockenen Humor erzählt werden. Die geistige Verwandtschaft des Regisseurs Hans-Erich Viet mit Detlev Buck ist dabei nicht zu übersehen; Viet war bei zwei Buck-Produktionen Ko-Autor.
„Frankie, Jonny & die anderen“ ist ein ostfriesisches Roadmovie, das so norddeutsch ist, daß man's südlich von Hannover schon nicht mehr versteht, das beweisen die Verleihdaten. An der Küste dagegen ist der erste Spielfilm von Viet auf dem besten Weg zum ostfriesischen Kultfilm.
Der Film besticht nicht durch verwickelte Handlungsstränge oder geschliffene Dialoge. Alles geschieht ruhig und nacheinander. Frankie zum Beispiel ist verliebt in seine Kollegin Alice, die das gar nicht schlecht findet, aber nebenbei noch diverse andere Liebeleien verfolgt. Dann ist da noch Frankies stummer Opa, der gar nicht so stumm ist – als zur Teestunde der Nachbarin der Name einer Tennisspielerin einfach nicht einfallen will, sagt er schlicht: „Navratilova“. Das war's dann auch schon wieder. Außerdem geht es, nebenbei, um die gescheiterte Verfolgung der UFOs über Belgien und immer wieder um die Proben des Kirchenchors – wir befinden uns in der Provinz. Mit wenigen Schwenks und langen Einstellungen nähert sich Sophie Maintigneux den DarstellerInnen und der nördlichen Atmosphäre. Besonders den Frankie (Laiendarsteller Detlef Kuper) rückt sie so geschickt ins Licht, daß er einem als der ostfriesische James Dean im Gedächtnis bleibt.
Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt: Fünf Jung-Ostfriesen wollen anders sein. Es reicht ihnen nicht, als Fischverkäufer übers Land zu fahren oder als Kfz-Lehrling die Grube in der Werkstatt zu putzen. Als Schattenkämpfer wollen sie Dinge tun, von denen man spricht. Sie wollen Ninjas sein, japanische Kämpfer, die so perfekt arbeiten, daß sie unsichtbar werden.
Dabei wäre die Krieger-Karriere fast schon gescheitert, bevor sie überhaupt begann. Beim Einbruch in den Spielzeugladen, wo sie die richtige Ausrüstung „besorgen“ wollten, flogen die Jungens auf – aber die ostfriesische Irrfahrt nimmt ihren Lauf: Ninja-Training im Watt, wenig erfolgreiche Versuche, Frauen anzubaggern, und dann doch der ganz große Coup.
Am Ende stolpert Frankie „Lonesome Cowboy“, dem friesischen Wattnebel entgegen und klingt das Ohr: „Es gibt Situationen, da bedeutet Nachgeben Stärke; ein Lächeln bedeutet Kraft; eine sanfte Berührung wird zum Schlag, der den Mörder zu Fall bringt.“ Ob Tragik und Happy-End, die Frage läßt der Regisseur offen. Nur die gute Laune beim Angucken ist sicher. Gudrun Kaatz
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