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Jahrhundertealte Tradition

■ Leipzig war in Vor-DDR-Zeiten ein Zentrum mittelständischer Industriebetriebe

Leipzig (taz) — 1.400 Betriebe in Handel, Handwerk und Industrie sind im Bereich des heutigen Regierungsbezirks Leipzig nach Abschluß der letzten Enteignungswelle 1972 in acht bezirksgeleiteten Kombinaten zusammengefaßt worden. „Im Sächsischen hatte das mittelständische Unternehmen zum Teil jahrhundertelange Tradition, die fast komplett ausgelöscht wurde“, sagt Horst Riedel, IHK-Geschäftsführer für Wirtschaft, Industrie und Verkehr. Absurde Auswüchse der zentralistischen Planwirtschaft zeigen sich in der Zusammenfassung von zum Teil völlig branchenfremden Betrieben. So wurden dem Betrieb für Tachometerwellenbau ein Tierfelle bearbeitendes Gewerbe oder ein polygraphischer Betrieb angeschlossen.

Nach Informationen der Leipziger Industrie- und Handelskammer (IHK) sind im Regierungsbezirk Westsachsen, zu dem Leipzig gehört, rund 35.000 Betriebe registriert. Den Aufbau des Mittelstandes schätzt Horst Riedel als langwierigen Prozeß ein: „Von null auf hundert kommt man nicht in zwei Jahren. Vor allem fehlen hier auch die industriellen Großabnehmer für den Mittelstand.“ Im Raum Leipzig expandieren momentan hauptsächlich der Handels- und Dienstleistungssektor (knapp 25.000 aller registrierten Betriebe) und das Baugewerbe (1.021). Im produzierenden Gewerbe verzeichnet die IHK 2.035 Unternehmen. „Unser Problem“, so Riedel, „ist, daß wir hier keine verlängerten Werkbänke wollen, sondern bodenständige Mittelstands-Unternehmen.“ Und das mit westlicher Hilfe: Über 2.100 Kooperationsanfragen von westdeutschen Mittelständlern leitete die IHK an fast 6.500 Leipziger Unternehmen weiter. Nana

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