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■ McCash Flows OrakelJahreshoch

Die deutschen Börsenindices stiegen zum Wochenanfang auf ein neues Jahreshoch. Für lebhafte Umsätze sorgten vor allem ausländische Investoren, wobei reges Interesse seitens der Japaner sich speziell auf Automobil–und Chemie–Aktien sowie Bank–Papiere richtete. An der guten Stimmung in den Börsensälen konnte auch das unerwartet hohe US–Bilanzdefizit und der um zwei Pfennig gefallene Dollar nichts ändern. Auch Wallstreet hatte vergangene Woche verrückt reagiert: Die Einsicht, daß über die Währungsschraube das Defizit nicht in den Griff zu bekommen ist, wurde nicht etwa mit fallenden Kursen, sondern mit einem neuen Dow–Jones–Rekord quittiert, der Index sprang am Montag erstmals über die Marke von 2.700. Ein Dow Jones von 3.000, wie ihn u.a. der Alt–Star der amerikanischen Investmentfond–Verwalter Templeton seit Jahren voraussagt, scheint in greifbare Nähe gerückt - daß die fundamentalen Daten der US–Wirtschaft nach unten weisen, scheint der Euphorie keinen Abbruch zu tun, was einmal mehr beweist, daß die Börsen–Wirklichkeit mit der Realität nichts zu tun haben muß (“An der Börse ist alles möglich, sogar was logisch erscheint“, A. Kostolany). Solange alle glauben, daß es weiter aufwärts geht, solange geht es mit den Kursen tatsächlich aufwärts, selbst wenn die Bilanzen der Unternehmen rote Zahlen schreiben. Was die Basis–Daten der bundesdeutschen Wirtschaft betrifft, scheint die Kurs–Euphorie eher auf konkreten Füßen zu stehen als in den USA, zumindest so lange, wie der Dollar um sein jetziges Niveau pendelt. Wie es mit den deutschen Börsenkursen aussieht, wenn er auf 1,50 DM fällt - was auf Jahresfrist gesehen nach wie vor realistisch scheint - kann nicht vorausgesagt werden. Wenn sich hierzulande das positive Denken so breit macht wie in den USA, wird es jedenfalls aufwärts gehen.

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