Jahresbericht der Berliner Feuerwehr: 112 an der Belastungsgrenze
Die Feuerwehr ist in der Hauptstadt im vergangenen Jahr so häufig ausgerückt wie nie zuvor. Der längste Einsatz dauerte mehr als sieben Tage.

„Auch das Jahr 2024 war geprägt von extremen Situationen“, fasst Spranger die Einsätze zusammen – und verweist auf die Silvesternacht. Mit rund 820 Bränden sei diese Nacht besonders fordernd gewesen. Spranger erinnert erneut an die gezielten Angriffe und sagt: „Gewalt hat nichts mehr mit Tradition und guten Neujahrswünschen zu tun.“ Nicht zuletzt mit Blick auf die Kugelbomben erklärt sie, nach wie vor ein Feuerwerksverbot zu unterstützen. Sie fordert Respekt, Dank und Anerkennung für die Einsatzkräfte – das ganze Jahr über.
2024 wurde nach Angaben der Feuerwehr vor allem auf Effizienz gesetzt. Lebensbedrohliche Einsätze würden nun noch schneller durchgeführt, wohingegen nicht so dringende Fälle etwas länger warten müssen. Durchschnittlich dauerte es etwas mehr als zehn Minuten, bis die Rettungskräfte vor Ort waren. Dabei kam neue „durchdachte“ Funktionskleidung zum Einsatz. Wann die unter Feuerwehrleuten umstrittenen Bodycams großflächig „ausgerollt“ werden, wie einst zugesagt, steht unverändert in den Sternen.
Nur vier Prozent Frauen
„Berlin kann stolz auf seine Feuerwehr sein“, findet Spranger und verweist etwa auf die Fußball-EM im vergangenen Jahr. Nur: Die Einsatzkräfte seien an ihrer Belastungsgrenze. Der längste Einsatz dauerte Anfang Mai 2024 ganze sieben Tage, zwei Stunden und 22 Minuten. Es handelte sich um einen Brand in einem Metallverarbeitungsbetrieb in Lichterfelde. 599 Feuerwehrleute wurden dabei eingesetzt.
Insgesamt arbeiten 8.652 Menschen bei den Berliner Feuerwehren, davon 2.970 ehrenamtlich bei der freiwilligen oder Jugendfeuerwehr. Erschreckend niedrig ist dabei die Frauenquote. Unter den 4.783 hauptberuflichen Mitarbeiter:innen sind gerade mal vier Prozent Frauen.
Das soll sich künftig durch Formate wie den Aktionstag „Hauptstadtretterin“ ändern. „Wir werden jede Möglichkeit nutzen, um die möglichen Rahmenbedingungen zu ändern“, verspricht Landesbranddirektor Karsten Homrighausen. Die Bemühungen werden auf dem Frauenklo sichtbar, dort gibt es Handcreme und Tampons umsonst.
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