Jagd auf Islamisten in Belgien: Brüssel bleibt Basis für Dschihadisten

Die Polizei trifft bei einer Suchoperation überraschend auf einen schwer bewaffneten Islamisten, der gleich um sich schießt.

Hinter dieser Tür wartete ein Dschihadist mit einer Kalaschnikow – zur Überraschung der Polizisten. Foto: reuters

BRÜSSEL taz | Belgien, Frankreich und auch Deutschland müssen sich auf neue Terroranschläge gefasst machen. Davor haben Ermittler nach einem spektakulären Antiterroreinsatz in Brüssel gewarnt. Bei der belgisch-französischen Aktion war ein mutmaßlicher Dschihadist getötet worden, vier Polizisten wurden verletzt.

Der getötete Mann stammte nach Angaben der belgischen Behörden aus Algerien. Er habe sich illegal in Belgien aufgehalten, sagte Staatsanwalt Thierry Werts am Mittwoch. In seiner Wohnung seien eine Flagge der Terrormiliz „Islamischer Staat“, salafistische Literatur und eine Kalaschnikow gefunden worden.

Der 36-Jährige war bisher nur wegen eines Diebstahls aufgefallen. Er hatte sich in einem Haus im Brüsseler Stadtteil Forest verschanzt, der bisher nicht als Problemviertel galt. Der Mann habe vermutlich zwei Komplizen gehabt, die nun auf der Flucht seien, teilten die belgischen Behörden weiter mit.

Bereits im November war Belgien ein mutmaßlicher Terrorist durch die Lappen gegangen. Es handelt sich um Salah Abdeslam, der im Brüsseler Einwandererviertel Molenbeek geboren wurde und als Drahtzieher der Pariser Attentäter vom 13. November 2015 gilt. Bei der Anschlagsserie waren 130 Menschen ums Leben gekommen.

Nächtliche Suche im Stadtteil Forest

Auf der Suche nach weiteren Tätern wollten sechs Polizisten am Dienstag ein Haus kontrollieren – und wurden mit Feuer aus einer Kalaschnikow empfangen. Danach eskalierte die Situation. Während die Polizei das Viertel absperrte, versuchten der oder die Verdächtigen über ein Industriegelände und das Dach eines Audi-Werks zu entkommen.

Die Anwohner wurden angewiesen, ihre Häuser nicht zu verlassen, Schulkinder wurden in ihren Klassen eingesperrt, Kunden eines Supermarkts mussten bis zum Abend im Geschäft ausharren.

Premier Charles Michel

„Wir haben großes Glück gehabt“

Die Szenen erinnerten an einen Bürgerkrieg – und an die Ereignisse im Pariser Vorort St. Denis, wo die französische Polizei im November eine ähnliche Razzia durchgeführt hatte. Spezialeinsatzkräfte wurden zusammengezogen, immer wieder war Maschinengewehrfeuer zu hören. Am frühen Abend kam es dann zu dem tödlichen Zugriff.

Damit war der Alptraum für die Bürger von Forest – einem kleinbürgerlichen Industrieviertel im Süden der Stadt – allerdings nicht beendet. Die Razzien gingen die ganze Nacht weiter, bis um sechs Uhr Morgens am Mittwoch. Dabei wurden zwei Verdächtige festgenommen. Über ihre Identität schweigen sich die Behörden aus. Zeitweise war sogar eine Nachrichtensperre verhängt worden.

Brüssel gilt seit einiger Zeit als Keimzelle und „Ruheraum“ für islamistische Terroristen. Die EU-Kapitale wird nicht nur mit den Attentaten von Paris, sondern auch mit dem versuchten Anschlag auf einen Thalys-Schnellzug in Verbindung gebracht.

Unklar ist, ob hier ein neues Attentat vorbereitet wurde. „Wir haben großes Glück gehabt“, sagte Premierminister Charles Michel am Mittwoch vieldeutig. Die belgische Regierung sei „fest entschlossen“, die Antiterroraktionen weiterzuführen.

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