: Ja, eine Alternative ■ aber keine bequeme
In den letzten Jahren hatte sich in Bremen eine „gute Stimmung“ entwickelt, die jeglichen klaren Verstand zu vernebeln schien. Die Große Koalition hat die Sanierungsmilliarden mit vollen Händen ausgegeben, das kam gut an bei den Unternehmen. Inzwischen sind aber acht von zehn Jahren, in denen das Land Milliardenhilfe zur Sanierung seiner Finanzen bekommt, vorbei, und das Warten auf das Wunder bekommt etwas Beklemmendes.
Da gibt es nicht mehr viel Spielraum für Kurskorrekturen. Aber eine ganz andere politische Strategie ist denkbar. Parteiübergreifend hat sie ein Kongress am Wochenende erstmals formuliert: „Die Stadt attraktiv für seine Bewohner machen.“ Das könnte ein neues Kriterium bei der Bewertung von Zuschüssen für die Tourismus-Industrie, bei der Förderung von innerbremischen Firmen-Umsiedlungen und bei der Stadtteil-Gestaltung werden. Die Frage der Selbständigkeit des Landes ist für dieses Konzept genauso sekundär wie sie für die Menschen in dieser Stadt ist.
Aber Vorsicht:Auch dieses Konzept bringt keine Erlösung von dem Zwang, die Ausgabenstruktur der Großstadt Bremen radikal zu durchforsten. Im Gegenteil. Jede Mark, die für die Lebensqualität in dieser Stadt ausgegeben wird, muss woanders weggenommen werden. Nur wer sich wirklich zutraut, die Besitzstände und eingefahrenen Strukturen umzukrempeln, kann die Stadt modern und attraktiv neu gestalten. Noch fehlt der Kongress-Idee die politische Kraft.
Klaus Wolschner
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