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JUGENDARREST IST EINE ABSURDE STRAFE FÜR SCHULSCHWÄNZERVollkommen untaugliches Mittel

Wenn Jugendliche für einige Wochen in den Jugendarrest gesteckt werden, ist ein „short, sharp shock“ intendiert. Der junge Mensch soll durch ein kurzes, einschneidendes Erlebnis zur Besinnung gebracht und auf den rechten Weg zurückgeführt werden. Ein Richter in Görlitz hat einen solchen Arrest nun auch gegen eine 16-jährige Schulschwänzerin verhängt. Ein Fall, der bundesweit wenige oder keine Beispiele kennt.

Nun ist es sicher richtig, wenn die Durchsetzung der Schulpflicht im Interesse der Kinder und Jugendlichen ernst genommen wird. Wer keinen Schulabschluss schafft, und das sind etwa zehn Prozent eines Jahrgangs, hat es ganz schwer auf dem Arbeitsmarkt. Oft geht die Vernachlässigung des Schulbesuchs auch einher mit dem Einstieg in eine kriminelle Karriere.

Doch Sanktionen helfen hier nicht weiter. Schon bei normaler Kriminalität taugt die Schockwirkung des Jugendarrestes nicht viel. Bei Rückfallquoten um die 80 Prozent kann man wahrlich nicht von einem effizienten Instrument sprechen. Im Gegenteil kommen viele Jugendliche hier erst richtig mit einer kriminellen Subkultur in Kontakt und schließen Freundschaften fürs Leben – nur sind es die falschen.

Auch andere Sanktionen sind da nicht besser. Das Ordnungsamt hatte es im Görlitzer Fall ja mit einer Pflicht zu gemeinnütziger Arbeit versucht, doch die 16-Jährige ließ die Fristen verstreichen. Wenn man erst mal auf der Sanktionsschiene ist, kommt man nicht mehr runter.

Sanktionen gegen die Eltern, vor allem Bußgelder, wurden in den letzten Jahren häufiger diskutiert und werden auch in vielen Bundesländern regelmäßig verhängt. Das kann in Einzelfällen sinnvoll sein, kuriert ansonsten aber auch nur an den Symptomen herum.

Entscheidend ist vielmehr, herauszufinden, warum ein Kind nicht in die Schule geht. Sind es Probleme mit Lehrern, mit Mitschülern oder Versagenserlebnisse? Auch Probleme in und mit der eigenen Familie führen oft zu Schulverweigerung. Jeder Einzelfall ist anders, und oft liegt ein ganzes Bündel von Gründen vor. Nur wer die Ursachen kennt, kann mit dem Schüler und den Eltern an einer Lösung arbeiten. Gefragt ist also klassische Pädagogik und Sozialarbeit, in die durchaus auch die Schule einbezogen werden sollte. Manchmal können Lehrer und Rektoren aus solchen Prozessen sogar selbst etwas lernen und ihre Arbeit verbessern.

Allerdings sind auch die Möglichkeiten der Schulsozialarbeit begrenzt. Aus Haupt- und Förderschulen kann auch sie keine Gewinnerschule machen. Das ist vor allem die Aufgabe von Politik und Wirtschaft. CHRISTIAN RATH

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