: Italienische Methoden beim Immobilienpoker
■ Mailänder Partner des Berliner Bankhauses Löbbecke verhaftet / Diepgen intervenierte für Bank bei Verwaltungen
Das Bankhaus Löbbecke, bis Ende der achtziger Jahre eine eher kapitalschwache Privatbank, ist seit einigen Jahren auf Expansionskurs. Grund: Die finanzstarke Sparkasse der Lombardei hat sich mit fast achtzig Prozent des Kapitals eingekauft. In bester Lage, Fasanenstraße 5 am Ku'damm, wird gegenwärtig ein großzügiger Neubau fertiggestellt. Seit wenigen Tagen aber ist die Stimmung gedämpft: Die eng mit den italienischen Christdemokraten vernetzte Führungsetage der Mailänder Bank wurde wegen Korruption verhaftet (siehe Seite 9). Ein Schatten fällt dabei auf den Regierenden Bürgermeister. Eberhard Diepgen setzte sich in ungewöhnlicher Weise für das Bankhaus ein.
Die Sparkasse „Cariplo“ gehört zu den größten italienischen Banken. Im Bankhaus Löbbecke, das weiterhin von dem persönlich haftenden Gesellschafter Günter Follmer geführt wird, sind die Italiener nur als Kommanditisten vertreten. Deshalb hätten die Verhaftungen keinerlei Einfluß auf den hiesigen Bankbetrieb, sagt Follmer, der nebenbei Monaco als Konsul in Berlin vertritt.
An italienische Methoden erinnert zumindest der Immobilienpoker, den das Bankhaus seit geraumer Zeit mit dem Bezirksamt Charlottenburg ausficht. Dieses nämlich beharrt beim Bau des neuen Bankhauses auf einen vertraglich vereinbarten Wohnungsanteil, um auch am Ku'damm weiterhin eine Mischung aus Gewerbe und Wohnen zu erhalten. Letzter Höhepunkt: Ende Januar versiegelte das Bezirksamt eine Etage des Neubaus, weil dort die Installationen eindeutig auf einen geplanten Gewerbebetrieb hinwiesen. Man wolle Wohnungen schaffen, versichert Follmer – allerdings an anderer Stelle im Bezirk. Das aber lehnt das Bezirksamt ab.
Um die profitable Gewerberaumvergrößerung durchzusetzen, spannte das Bankhaus offenbar auch den Regierenden Bürgermeister ein. Bankchef Günter Follmer machte öffentlich auch keinen Hehl daraus, daß er für seine Spenden an die CDU ein „Äquivalent“ erwarte. Zumindest teilweise war Follmer erfolgreich. Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) verringerte per Dekret an den Bezirk Charlottenburg den Wohnanteil in der Edelimmobilie von 24 auf bloße 13 Prozent.
Das war offenbar nicht ausreichend. Später nämlich, so berichtet Charlottenburgs Baustadtrat Claus Dyckhoff (SPD), habe die Senatskanzlei erneut wegen der Wohnraumreduzierung vorgesprochen. Noch nachdrücklicher intervenierte die Senatskanzlei zugunsten des Bankhauses beim Verkauf des direkt neben dem Bankneubau gelegenen landeseigenen Hauses Kurfürstendamm 26a. So wurde im Februar 1993 der inzwischen pensionierte Leiter des Charlottenburger Grundstücksamts, Borowski, von der Senatskanzlei nach den Chancen des Bankhauses für den Zuschlag befragt – im „Auftrag des Regierenden Bürgermeisters“, wie in einem Protokoll festgehalten ist. Ein ungewöhnliches Vorgehen in einem Verfahren, bei dem der Meistbietende den Zuschlag erhalten sollte. In dem unter Zeugen geführten Gespräch brachte der Leiter des Grundstücksamts denn auch zum Ausdruck, daß ihm „derartige Protektionen für ein Bankhaus unverständlich seien“. Vom Geschäftsgebaren der Bank, so hielt Borowski fest, sei er „angewidert“. Den Zuschlag für das Haus Kurfürstendamm 26a erhielt Ende 1993 jedoch der Immobilienmakler Bendzko (die taz berichtete). Diepgen weist jeden Verdacht zurück. Der „Anteil der Senatskanzlei an diesen Geschäften ist Null“, teilte Sentssprecher Eduard Heußen mit. Von Diepgen habe es „keinerlei Einflußnahme“ gegeben. Gerd Nowakowski
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