Italienische Airline ist pleite: Phoenix rettet Alitalia

Die angeschlagene italienische Staatsairline Alitalia ist insolvent. die rentablen Geschäftsteile sollen jetzt verkauft werden. Bis zu 7.000 Jobs sind bedroht.

Eine Auffanggesellschaft soll einen Großteil der Fluggesellschaft retten. Bild: dpa

ROM taz Am Montag übernahm ein Insolvenzverwalter bei der krisengeschüttelten italienischen Airline Alitalia das Kommando. Er soll retten, was noch zu retten ist, und den Weg ebenen, um wertvolle Unternehmensteile wie Flugzeuge und Startrechte in eine Auffanggesellschaft zu überführen. Am Freitagabend hatte Alitalia Insolvenz angemeldet. Bis zu 7.000 der zurzeit 19.000 Beschäftigten müssen nach Schätzungen von Branchenexperten deshalb um ihren Job bangen. Noch am Montagabend sollten Gespräche mit den Gewerkschaften beginnen, um den für den Personalabbau unabdingbaren Konsens der Arbeitnehmervertreter zu erreichen.

"Phönix" heißt der im Auftrag der Regierung Berlusconi ausgearbeitete Rettungsplan. Der Name ist passend, denn die Airline, an der der italienische Staat 49,9 Prozent hält, ist mit 1,2 Milliarden Euro verschuldet. Erst im Mai half die Regierung Alitalia mit einem Überbrückungskredit von 300 Millionen Euro aus, doch die sind auch fast schon wieder verbraucht: Pro Tag fliegt Alitalia zwei Millionen Euro Verluste ein. Zur endgültigen Insolvenz von Alitalia dürften wohl die drastisch gestiegenen Kerosinpreise geführt haben.

Möglich ist die Rettung, weil Italiens Regierung am Donnerstag vergangener Woche mit einem eigens erlassenen Dekret das Insolvenzrecht änderte. Demnach kann die bisherige Alitalia per Insolvenz zur bad company befördert werden, die unter Gläubigerschutz steht, die den Personalabbau sowie die Schuldenabwicklung übernimmt. Der noch brauchbare Besitz darf direkt an die neue good company verkauft werden.

Hinter der Auffanggesellschaft Phönix verbergen sich 16 Unternehmer unter Führung Roberto Colaninnos, Chef des Vespa-Herstellers Piaggio. Das Konsortium legt dafür eine Milliarde Euro auf den Tisch. Alitalia soll nun in der neuen "Compagnia Aerea Italiana" aufgehen, die deutlich kleiner werden dürfte und sich auf Kurz- und Mittelstrecken konzentrieren soll.

Die Zeche zahlt in diesem Fall der italienische Steuerzahler, der durch die Rettung auf mindestens einer Milliarde Euro Schulden sitzen bleibt, während die Privatinvestoren sich für voraussichtlich etwa 300 Millionen Euro bei der Alitalia bedienen dürfen.

"Phönix" ist bereits die zweite große Rettungsaktion für Alitalia. Schon die Regierung unter Romano Prodi hatte seit Dezember 2006 versucht, den Staatsanteil an einen starken ausländischen Partner zu verkaufen. Anfang 2008 schien alles perfekt. Doch der Verkauf an die Allianz der französischen Air France und der niederländischen KLM scheiterte mit dem Sturz der Regierung Prodi. Im April zogen sich Air France und KLM entnervt aus dem Deal zurück.

Die Allianz ist allerdings wieder im Rennen. Air France KLM hat ebenso wie die Deutsche Lufthansa Interesse an einer möglichen Partnerschaft mit der neuen Fluggesellschaft bekundet. "Wir verhandeln mit beiden in derselben Geschwindigkeit", sagte Roberto Colaninno.

Nur Nörgler stören sich daran, dass jene "Glücklichen", die bei der neuen Fluglinie weiterarbeiten dürfen, zu völlig neuen, vom zukünftigen Arbeitgeber diktierten Tarifbedingungen eingestellt werden. Die Gewerkschaften allerdings wollen solch harte Schnitte nicht einfach abnicken: An ihrem Widerstand könnte in letzter Minute der "Phönix-Plan" noch scheitern.

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