: Israels Arbeitspartei schwenkt wieder um
■ Baker-Plan doch Absage erteilt / Koalition mit extremer Rechten nicht ausgeschlossen / Streit zwischen Peres und Rabin lebt auf
Jerusalem (dpa) - Die israelische Arbeitspartei ist bereit, für eine gleichberechtigte Beteiligung an einer neuen Regierungskoalition mit dem rechtskonservativen Likud-Block auf ihre bisherigen nahost-politischen Forderungen zu verzichten. Die Führung der Sozialdemokraten beschloß am Mittwoch, selbst einer Koalition beizutreten, in der die rechtsextremen Parteien vertreten sind. U.a. ließ die Partei ihre Forderung nach sofortiger Zustimmung zu den Nahost -Vorschlägen von US-Außenminister Baker und dem damit verbundenen baldigen Dialog mit den Palästinensern fallen. Peres hatte die große Koalition mit Schamir im März durch ein Mißtrauensvotum gestürzt, weil der Premier nicht zur Zustimmung zum Baker-Plan bereit war.
Der Rückzug der Arbeitspartei von den bisher vertretenen politischen Positionen stieß sofort auf heftige Kritik des linken Parteiflügels und der linken Parteien in der Knesset, die den Vorsitzenden Schimon Peres bisher unterstützt hatten. Neuen Zündstoff in den Richtungsstreit über die Palästinenserpolitik brachte ein Wiederaufleben der Rivalität zwischen Parteichef Peres und seinem Rivalen in der Partei, dem früheren Ministerpräsidenten Rabin. Peres lehnte am Mittwoch den neuen Vorschlag seiner Partei ab. Rabin hingegen sprach von „schmutzigen Tricks“ des Peres -Flügels, der die Koalition mit dem Likudblock habe scheitern lassen, ohne selbst in der Lage zu sein, eine Regierung unter Führung der Arbeitspartei auf die Beine stellen zu können. Gleichzeitig wurde eine parteiinterne Umfrage bekannt, nach der Peres immer schärfer kritisiert wird. Man wirft ihm Führungslosigkeit und ein schlechtes öffentliches Erscheinungsbild vor.
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