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Israelischer Luftangriff auf SyrienDeutungsstreit über die Ziele

Israelische Kampfjets haben laut USA einen mit Waffen beladenen Konvoi bombodiert. Syrien behauptet, ein militärisches Forschungszentrum sei angegriffen worden.

Abseits der Zerstörung: Der wichtigste syrische Oppositionsführer erklärte sich zu Gesprächen mit dem Regime von Assad bereit. Bild: dpa

BEIRUT dapd/afp | Die iranische Regierung hat einen angeblichen Angriff der israelischen Luftwaffe auf eine militärische Forschungsanlage nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus scharf verurteilt. Es handle sich um eine „brutale Aggression“, erklärte Außenminister Ali Akbar Salehi am Donnerstag. „Zweifellos“ sei ein solcher Angriff „im Sinne westlicher und zionistischer Politik“, die eine Befriedung und Stabilisierung Syriens verhindern wolle. Die Aufständischen in Syrien teilten „die Ziele der Zionisten“, erklärte Salehi.

Ein israelischer Luftangriff auf strategische Ziele in Syrien heizt die ohnehin labile Sicherheitslage in der Region zwischen beiden Nachbarländern weiter an. Nach Angaben amerikanischer Regierungsvertreter bombardierten Kampfflugzeuge einen Lastwagenkonvoi nahe der libanesischen Grenze, der angeblich Waffen für die radikalislamische Hisbollah im Libanon an Bord hatte.

Das syrische Staatsfernsehen dagegen meldete am Mittwoch, der nächtliche Angriff habe einem Militärforschungszentrum im Nordwesten der Hauptstadt Damaskus gegolten, dieses völlig zerstört und zwei Arbeiter getötet. Das betroffene Forschungszentrum habe die militärischen Fähigkeiten der Streitkräfte vorangetrieben, berichtete der TV-Sender.

Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt. Das syrische Militär bestätigte diese Darstellung in einer Mitteilung und dementierte zugleich die Existenz eines vermeintlichen Waffentransportes gen Libanon. Das israelische Militär wollte sich seinerseits zunächst nicht zu dem Vorfall äußern.

Örtlichen Sicherheitskräften zufolge hatte Israel in den Tagen vor dem Luftangriff geplant, eine für die Hisbollah im Libanon bestimmte Waffenlieferung ins Visier zu nehmen. Zur Ladung hätten aus russischer Produktion stammende Flugabwehrraketen vom Typ SA-17 gehört, die in den Händen der Extremistengruppe die „Karten strategisch neu mischen“ würden, weil sie den Abschuss israelischer Kampfflieger, Hubschrauber und Drohnen ermöglichen würden.

Machtgefüge in der Region

Zum Zeitpunkt oder genauen Ort des Luftangriffs machten die Informanten keine Angaben. Erst kürzlich hatten ranghohe israelische Regierungsvertreter ihre Sorge geäußert, dass das Regime von Staatspräsident Baschar al Assad Chemiewaffen an die Hisbollah oder andere Extremistengruppen weitergeben könnte. Sollte die Hisbollah wie in Jerusalem befürchtet in den Besitz von SA-17-Raketen gelangen, würde dies das Machtgefüge in der Region aus Sicht mancher Experten dramatisch verschieben. Ein solches Szenario könnte Israel auch daran hindern, Militäreinsatze im Libanon auszuführen.

Unterdessen erklärte sich der wichtigste syrische Oppositionsführer zu Gesprächen mit dem Regime von Assad bereit. Moas al Chatibs Ankündigung vom Mittwoch, mit Regierungsvertretern über eine Lösung des Bürgerkriegs mit Zehntausenden Toten verhandeln zu wollen, löste prompt einen Aufschrei unter Assads Gegnern aus, die dessen Rücktritt bislang als Vorbedingung jeglicher Gespräche sehen. Später betonte der Führer der Nationalen Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte jedoch, es habe sich um seine rein persönliche Meinung gehandelt.

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6 Kommentare

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  • A
    Ant-iPod

    Nun hat uns der israelische Luftangriff jedenfalls eines deutlich gezeigt:

    Das peinliche pseudo-Argument, in Syrien sei eine Flugverbotszone ungleich schwerer als in Libyen durchzusetzen, da es angeblich eine brauchbare Flugabwehr habe.... das hat Israel nun vollends ad absurdum geführt.

     

    Syriens Flugabwehr ist hoffnungslos veraltet und keiner modernen Luftstreitmacht gewachsen.

     

    Wenn man dem Morden der Zivilbevölkerung durch Assad's Luftwaffe Einhalt gebieten möchte, so kann man dies ohne weiteres tun - Ausreden gibt es da keine mehr.

    Insofern kann man Israel dafür dankbar sein, dass es diese simple Wahrheit nicht nur beschrieben, sondern auch bewiesen hat.

  • T
    toddi

    NA ; na wischen Sie sich mal den Schaum vom Munde -

    was den Beschuss vom israelischen Gebiet (besser von Israel okkupierten Gebiet) angeht denn es handelt sich um die syrischen Golanhöhen, handelt es sich um Irrläufer beim bekämpfen von vom Westen und (wider sinnigerweise) auch von bestimmten Kreisen Israels in seltsamer Union mit SA und Katar radikalislamistischer Kräfte die sich da unter den Augen und Schutz der UNO Blauhelme (meist Östereicher) zusammengerottet haben. Im übrigen „beantwortete“ Israel dies mit Angriffen auf die SAA.

    Israel verletzt kontinuierlich den libanesischen Luftraum, eine wirkungsvolle Luftabwehr wäre also mehr als angebracht.

    Aber Libanon hat nicht mit dem Waffenstillstand zwischen Syrien und Israel zu schaffen.

    In dessen Formulierungen steht mit Sicherheit auch nichts von Hisbollah, PLO oder sonstwem.

    DAS sind Fakten. Ihresgleichen liebt die Polemik und wird dabei schon mal Objekt-blind -geschenkt.

    Ach ja, ich hasse Kriegstreiber, Mörder, Ausbeuter, religiöse Extremisten und deren Lobbyisten - Marx und die Familie Wolf und viele Andere (auch von den Nazis ermordete) und auch ein persönlicher Freund (in vielem eines meiner Vorbilder) waren auch Juden ...

  • M
    mehrdad

    natürlich verletzt syrien den waffenstillstand nicht, indem es seit jahrzehnte hamas und hisbollah mit waffen versorgt, gelle?

     

    und was ist mit dem beschuss israels von syrien aus vor einigen wochen?

     

    judenhasser haben halt nen tunnelblick.

  • T
    toddi

    wundtippen- nö

    ganz kurz: Israel hat den Waffenstillstandsvertrag mit Syrien verletzt- de-facto besteht daher wieder "heißer" Krieg zwischen Israel und Syrien- Iran hat mit Syrien ein Beistandsabkommen -irgendwie muß der Krieg gegen Iran doch hinzubekommen sein!

  • I
    I.Q

    Damit wird für jeden Nachbarn deutlich, eine gute Flugabwehr und die Möglichkeit sich gegen israelische Übergriffe verteidigen zu können, sind unverzichtbar bzw. anzustreben.

     

    Anders ist die fortwährende Aggression aus Tel-Aviv nicht zu stoppen oder erwartet irgendjemand, dass entsprechende Konsequenzen in Washington, London oder im Berliner Regierungsapparat gezogen werden?

  • M
    mehrdad

    ich sehe die "israelkritiker" schon mit schaum vorm mund sich die finger wund tippen.

     

    syrien beliefert eine antisemitische terrorgruppe mit moderne waffen und israel soll gefälligst nichts tun und nicht "eskalieren".

     

    als ob 70.000 tote syrer und waffenlieferungen an antisemitische terrorbanden wie hamas und hisbollah keine eskalation wären.

     

    merke:

     

    eskalation ist es NIE, wenn z.b. israel beschossen wird oder israelfeindliche terroristen waffen erhalten.

     

    eskalation ist es hingegen IMMER, wenn israel antwortet.