Israel: "Feindliches Gebiet"

Bei Luftangriffen auf radikale Palästinenser kommen elf Menschen ums Leben. Die erste israelische Bank stellte die Kooperation mit Gaza ein.

Vier Palästinenser wurden bei dem Luftangriff getötet Bild: dpa

JERUSALEM taz Bei mehreren Angriffen aus der Luft und von Panzern sind am Donnerstag elf Palästinenser getötet worden. Fünf der Männer gehörten der "Armee des Islam" an, einer extremistischen Splittergruppe, die für die Entführungen des israelischen Soldaten Gilad Schalit und des inzwischen befreiten BBC-Reporters Alan Johnston mitverantwortlich sind. Die israelische Armee drang zudem mit Panzern und Bulldozern in den nördlichen Gazastreifen vor, um den Raketenbeschuss auf Israel einzudämmen. Verteidigungsminister Ehud Barak hatte am Vortag eine "breit angelegte Invasion" angekündigt.

Auf Suche nach einer Lösung für die fortgesetzten Angriffe vor allem auf die Negev-Stadt Sderot hatte die Regierung in Jerusalem den Gazastreifen zu "feindlichem Gebiet" erklärt und eine schrittweise Einschränkung der Wasser-, Strom- und Ölversorgung angekündigt, was jedoch bislang noch nicht umgesetzt wurde. Offenbar aus Sorge vor internationaler Kritik besinnt sich die israelische Führung stattdessen wieder auf die vertrauten Kampfmethoden. Die gestrige Invasion ist möglicherweise der Beginn der von Barak angekündigten Großoffensive.

Bei einem zweiten Luftangriff starben zwei bewaffnete Hamas-Aktivisten. Sami Abu Suhri, Sprecher der Hamas, kündigte "jeden möglichen Widerstand" gegen die israelischen Angriffe auf Gaza an. Schon am Mittwoch hatte Expremierminister Ismail Hanijeh (Hamas) zu internationaler Hilfe aufgerufen, "um die israelische Aggression einzudämmen". Die Hamas kritisierte zudem das Stillschweigen der palästinensischen Führung in Ramallah. Hanijeh appellierte an die arabischen Staaten, dem für November geplanten Nahost-Gipfel fernzubleiben, der ohnehin nur zum Ziel habe, "den Plan von (US-Präsident Georg W.) Bush voranzutreiben". Saudi-Arabien knüpfte die Teilnahme ultimativ an die Einstellung des israelischen Siedlungsbaus.

In einer Reaktion auf die Entscheidung der Regierung, den Gazastreifen als "feindliches Gebiet" zu definieren, kündigte die israelische Bank HaPoalim in dieser Woche an, die Zusammenarbeit mit den Geldinstituten im Gazastreifen einzustellen. Andere Banken erwägen ähnliche Maßnahmen. Die wirtschaftlichen Notlage im Gazastreifen würde sich damit zusätzlich verschärfen. Die Palästinenser wickeln fast den kompletten Import und Export über Israel ab.

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