Israel in den besetzten Gebieten: Abu Rahma weiter im Knast
Der Aktivist wartet auf seine Freilassung. Israel versucht so erneut, den gewaltfreien palästinensischen Widerstand zu brechen.
Der Palästinenser aus Bil’in, der stets den friedlichen Widerstand gegen die israelische Besatzung predigt, war am 15. Mai in ein Wortgefecht mit Soldaten geraten, die ihn kurzerhand abführten.
Am Mittwoch hatte ein Militärgericht die Haft bis Sonntag verlängert, um der Staatsanwaltschaft der Armee einen Einspruch zu ermöglichen. Am Sonntag sollte Abdallah dann gegen eine Kaution von rund 3.500 Euro freikommen.
Der vierfache Familienvater war im letzten Jahr zu einer Bewährungsstrafe und Bußgeld verurteilt worden. Mit seiner Teilnahme an der politischen Fahrradtour gilt er als Wiederholungstäter. Abu Rahma hatte schon bei der Verurteilung angekündigt, „weiter zu demonstrieren und für unsere Rechte zu kämpfen“. Für drei Jahre hätte er genau das sein lassen sollen, so die Strafe des Richters für Abu Rahma, der versucht hatte, einen israelischen Bulldozer beim Bau einer Mauer zu stoppen.
Militärrichter wollte Abu Rahma freilassen
Ein von seinen Mitstreitern aufgezeichnetes Video zeigt den Zusammenstoß der palästinensischen Radfahrer mit den Soldaten, die offenbar schon auf sie gewartet hatten. Abu Rahma beharrt gegenüber den Israelis, dass dies „mein Land ist“, worauf einer der Militärs ihn wegzuzerren versucht, bis schließlich die Order kommt, Abu Rahma zu verhaften.
Binnen kürzester Zeit ist der Palästinenser von Soldaten umzingelt, sie zwingen ihn gewaltsam zu Boden und führen ihn ab. Nach Auskunft von Mohammad al-Chatib, einem Freund Abu Rahmas, forderte der Militärrichter in der ersten Verhandlung aufgrund der Videoaufnahmen die sofortige Freilassung Abu Rahmas und eine Untersuchung gegen die israelischen Sicherheitsleute.
Abu Rahma gehört zu den Gründern des Volkskomitees Bil’in, das seit über zehn Jahren mit wöchentlichen gewaltlosen Demonstrationen gegen die Enteignung palästinensischen Landes und die Errichtung der Mauer auf dem Gebiet des kleinen Grenzortes protestiert.
„Unser Kampf zermürbt die Soldaten“, erklärt Abu Rahma. Vor acht Jahren ist Bil’in dafür mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Liga für Menschenrechte in Deutschland ausgezeichnet worden. Zudem verlieh die Europäische Union Abu Rahma ein Jahr später den Titel „Verteidiger der Menschenrechte“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin