Islam in Großbritannien: Muslime für Alkohol an Londoner Uni
Saufen auf dem Campus? Eine britische Uni will das verbieten und alkoholfreie Zonen für Muslime einrichten. Die wollen das Trinkverbot aber verhindern.
Studierende erfrischen sich gern mit einem Bierchen auf dem Campus – auch an der London Metropolitan University, der größten Hochschule der britischen Hauptstadt. Da zwanzig Prozent der Studierenden Muslime seien und Alkoholkonsum ablehnten, will die Universitätsleitung nun alkoholfreie Zonen einrichten und die Bar der Universität schließen.
Doch muslimische Studierende laufen gegen das Alkoholverbot Sturm. Der Vorstoß stelle Muslime als intolerant dar und sei ein Vorwand, um Kürzungen zu rechtfertigen. Sie hätten nie gefordert, Alkohol auf dem Campus zu verbieten.
Viele der muslimischen Studierenden betrachteten Alkoholkonsum als unmoralisch, sagte Malcolm Gillies, stellvertretender Kanzler der „London Met“, auf einer Konferenz Anfang des Monats, wie das Magazin Times Higher Ecucation berichtete.
„Wir haben eine jüngere Generation, die oft äußerst konservativ ist“, so Gillies. Deshalb müssen wir überlegen, wie wir den Herausforderungen des 21sten Jahrhunderts gerecht werden.“ Auch müssten Universitäten in Bezug auf die Darstellung von Sex vorsichtiger sein als in der Vergangenheit.
Kritik an den Äußerungen Gillies ließ nicht lange auf sich warten. „Ich trinke zwar keinen Alkohol, aber das bedeutet nicht, dass ich andere davon abhalte“, meint Syed Rumman, Vizepräsident der Studierendenvertretung und selbst Muslim. Der Zeitung London Evening Standard sagte er, das Alkoholverbot widerspreche dem toleranten und multikulturellen Ethos der Universität.
Ein muslimisch begründetes Alkoholverbot, warnt Rumman, werde die Studierenden spalten. „Es wird Muslime gesellschaftlich weiter isolieren.“ Man dürfe nicht zulassen, dass die Alkoholfrage zu einem religiösen Thema gemacht werde.
Auch Claire Locke, Präsidentin der Studierendenvertretung, wandte sich gegen die Auffassung Gillies, Muslime bräuchten alkoholfreie Zonen: „Es ist sehr gefährlich, solche Vermutungen über Studierende anzustellen, besonders, wenn Islamfeindlichkeit ohnehin ein großes gesellschaftliches Problem ist.“
In einem offenen Brief haben sich auch die Vertretungen der muslimischen Studierenden gegen den Vizekanzler gewandt. In dem Schreiben, das die Islamische Gemeinschaft sowie die Schiitische Gemeinschaft der „London Met“ am Dienstag auf dem Blog der Universität veröffentlichten, heißt es:
„Ihr Vorschlag, Alkohol aus religiösen Gründen zu verbieten, untergräbt nicht nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern verstärkt auch die wachsende Feindseligkeit gegenüber Muslimen.“ Von Gillies fordern sie, dass er seine Bemerkungen zurücknimmt und sich vorbehaltlos entschuldigt.
Zu Gillies Vorschlag, die Campus-Bar zu schließen, heißt es in dem Brief: „Muslimische Studierende zu nutzen, um Kürzungen zu rechtfertigen, ist unakzeptabel und ohne Frage unmoralisch.“ Der Vizekanzler liefere rechten Gruppierungen wie der English Defence League ein gefundenes Fressen. Die Verfasser sehen die Gefahr, dass rechte Gruppierungen wie die English Defence League die Forderung für ihre Zwecke nutzen werden.
Ein Alkoholverbot wäre ein „falscher Beweis dafür, dass Großbritannien ein Scharia-Staat“ werde. In verschiedenen Internetforen seien bereits anti-muslimische Kommentare hinterlassen worden.
Auf anti-islamischen Websites wie „Jihad Watch“ wurde das Thema aufgegriffen und zahlreich kommentiert. Auch die Website „Jihad Watch Deutschland“ nutzt den Vorschlag Gillies, um vor einer vermeintlichen Islamisierung zu warnen. Sie berichtet über den Vorstoß des Kanzlers unter dem Stichwort „Londonistan“. Eine Fotomontage zeigt die Londoner Innenstadt mit islamischen Bannern behängt, hinter dem Westminster-Palast eine große Moschee.
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