Islam-Wettbewerb: Zeig mir deinen Propheten
Ein Kreativ-Wettbewerb zeichnet die beste künstlerische Auseinandersetzung mit dem Propheten Mohammed aus.
Abu Bakr Heyn ist aufgeregt. Dass er gewinnen würde, damit hatte er nicht gerechnet. "Ich wollte einfach kreativ sein und der Liebe zu meinem Propheten Mohammed Ausdruck verleihen", sagt Heyn und wird dabei etwas verlegen. Der Lohn für seine Mühe: Am Sonntag hat er auf der Bühne in der Centralstation in Darmstadt gestanden und als Sieger des bundesweiten Wettbewerbs "muslim made - Zeig' mir den Propheten" den ersten Preis erhalten: eine Reise nach Mekka und Medina.
Heyn beschreibt in einem Lied eine Traumvision, in der er den muslimischen Propheten Mohammed in Medina besucht, der wichtigsten Stadt im Isalm nach Mekka. "Der Text hat uns vor allem dadurch beeindruckt, dass gerade durch seine formale Einfachheit eine Fülle von Bildern und Emotionen ausgelöst wird und eine erstaunliche gefühlsmäßige Nähe zum Propheten entsteht", begründet ein Jurymitglied den ersten Preis für Heyn.
Der hatte zunächst gezögert, sich zu bewerben, seine Frau aber habe ihn dann zu der Teilnahme überredet, erklärt er. Der Wettbewerb könne "zeigen, dass Muslime auch selbstkritisch sein können". Er etwa habe sich zwar über die dänischen Karikaturen geärgert - aber auch über die Proteste dagegen. "Diese trotzige Haltung, die Muslime an den Tag legten", kritisiert er die damaligen Ausschreitungen, "das ist doch kindisch und beschämend gewesen". Im September vorigen Jahres wurde der Kreativwettbewerb von den Betreibern des Internetforums islam.de ausgeschrieben. Insgesamt wurden 116 Arbeiten eingereicht, das Spektrum reichte dabei von Hörbüchern bis zu Kalligrafien. Fünf Juroren wählten die Besten aus, die am Sonntag in Darmstadt geehrt wurden.
So amüsant die Idee für einen Kreativ-Wettbewerb über den muslimischen Propheten zunächst einmal erscheinen mag, so unvermeidlich ist aber auch die Erinnerung an den sogenannten Karikaturenstreit 2005. Immerhin haben Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung weltweit für teils gewaltätige Ausschreitungen gesorgt. Denn die Darstellung des Gesichts Mohammeds ist im Islam umstritten.
Genau diese Ausschreitungen seien aber auch ein Auslöser gewesen, um den Kreativ-Wettbewerb zu veranstalten, sagt Ahmed Kreusch, der in der Jury saß. "Es ist immer besser, mit Kunst und Kultur den Menschen etwas von der Schönheit und Würde des Islam zu vermitteln, als durch noch so schlaue Vorträge und Stellungnahmen." Obwohl man auf Vorgaben bewusst verzichtet habe, sei niemand auf die Idee gekommen, ein Portrait des muslimischen Propheten zu malen. "Fast alle Teilnehmer hatten verstanden, dass der Prophet viel besser durch die Beschreibung seines Wesens, seiner Worte und Taten vor uns erscheint", freut sich Kreusch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen