Isaf-Truppen aus Afghanistan: US-Truppen kämpfen in Pakistan

Erstmals soll es eine grenzüberschreitende Operation aus Afghanistan auf pakistanischem Boden gegeben haben. Pakistans Militärführung wird zunehmend autonom von der Regierung.

Der Krieg gegen den Terror verlagert sich zunehmend in Richtung Pakistan. Bild: reuters

Seit Monate setzen die USA Pakistans Regierung unter Druck, Operationen ihrer Soldaten auf pakistanischem Gebiet gegen militante Islamisten in den Gebieten entlang der Grenze zu Afghanistan zuzulassen. Nun kam es zum vermutlich ersten Mal zu einer Kommandooperation US-geführter Bodentruppen im Nordwesten des Landes.

In der Nacht zum gestrigen Mittwoch landeten Hubschrauber der US-geführten Isaf-Truppen aus Afghanistan in einem Dorf in Südwaziristan, nur knapp einen Kilometer von der Grenze zu Afghanistan entfernt. Die daraus aussteigenden Soldaten stürmten mehrere Häuser und töteten dabei mehrere Menschen. Die Regierung in Islamabad bestätigte den Vorfall. 15 Menschen seien dabei ums Leben gekommen, darunter fünf Frauen und Kinder. Mehrere Verletzte seien in nahe liegende Krankenhäuser gebracht worden.

Der Gouverneur der Nordwest-Grenzprovinz, Owais Ahmed Ghani, verurteilte den Angriff scharf als "Angriff auf Pakistans Souveränität". Stammesbewohner in der Region versammelten sich zu spontanen Protesten und skandierten antiamerikanische Parolen.

Damit verlagert sich der "Krieg gegen den Terror" zunehmend von Afghanistan nach Pakistan. Am 17. Juli hatten Isaf-Truppen erstmals Operationen auf pakistanischem Gebiet eingestanden. In den vergangenen Monaten nahm die Zahl der Angriffe auf militante Islamisten in der Region zu. Bei Raketenangriffen oder Beschuss durch unbemannte Drohnen kamen immer wieder islamistische Kämpfer ums Leben.

Bereits im Juni töteten US-Soldaten an einem Grenzposten elf pakistanische Soldaten. Nach einem Aufschrei der pakistanischen Regierung legten die USA grobkörnige Nachtsicht-Filmaufnahmen vor und kommentierten lapidar, ihre Soldaten seien aus der Region heraus angegriffen worden. In den darauf folgenden Tagen drangen immer wieder US-Kampfhubschrauber in die Region ein.

Auffällig ist die Zurückhaltung der pakistanischen Regierung angesichts des gestrigen Angriffs. In der Vergangenheit hatte sich die Regierung immer deutlich gegen Interventionen US-geführter Truppen ausgesprochen und mit Konsequenzen gedroht, sollten die USA Pakistans Souveränität verletzen. Doch angesichts der politischen Krise des Landes scheint Pakistans Armee nun die Außen- und Sicherheitsfragen in die eigene Hand genommen zu haben.

Weniger als 24 Stunden nach dem Rücktritt des bisherigen Präsidenten Pervez Musharraf vor zweieinhalb Wochen reiste Pakistans Armeechef Ashfaq Kayani, offenbar ohne Mandat durch die Regierung, nach Kabul und traf sich dort mit dem afghanischen Verteidigungsminister und hochrangigen Militärs. Vergangene Woche flog er zu einem Treffen mit der Spitze der US-Armee in der Region auf einen US-Flugzeugträger, der seit knapp fünf Wochen im Indischen Ozean stationiert ist.

Ebenfalls am gestrigen Mittwoch beschossen Unbekannte in der Nähe von Islamabad den Autokonvoi von Premierminister Yusuf Raza Gillani. Verletzt wurde niemand. Gillani befand sich zum Zeitpunkt des Attentats in keinem der Fahrzeuge, erklärte das Innenministerium. Laut den Angaben fuhr der Konvoi zum Flughafen, um Gillani abzuholen. Zum Zeitpunkt der Tat sei der aus Lahore kommende Regierungschef noch gar nicht auf dem Militärflughafen der unweit von Islamabad gelegenen Stadt Rawalpindi gelandet gewesen.

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