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Iran will ins AllErster eigener Satellit abgeschossen

Der Iran hat seinen ersten selbstgebauten Satelliten ins All geschickt. Laut Präsident Ahmadinedschad diene das der Völkerfreundschaft. Experten befürchten aber Spionagegefahr.

Präsident Mahmud Ahmadinedschad neben einer Safir-Rakete. Bild: dpa

BERLIN taz Pünktlich zum 30. Jahrestag der Islamischen Revolution hat der Iran nach eigenen Angaben seinen ersten selbstgebauten Satelliten ins All geschossen. Der Satellit Omid (Hoffnung) sei mit einer Rakete Safir 2 (Botschafter) ins Weltall gebracht worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Dienstag.

Demnach sei die Rakete am Montagabend erfolgreich gestartet. Der relativ leichte Satellit sei vollständig von iranischen Wissenschaftlern und Technikern entworfen und hergestellt worden. Er werde künftig innerhalb von 24 Stunden 15 Mal die Erde umkreisen und von dort aus Messungen vornehmen, berichtete Irna weiter.

Der Start wurde vom staatlichen Fernsehen übertragen und als eine große Errungenschaft dargestellt. Die Islamische Republik könne stolz sein, dass ihr trotz Technologie- und Wirtschaftssanktionen dieser erstaunliche Wurf gelungen sei, sagte ein Kommentator.

Teheran hatte bereits am 17. August vergangenen Jahres überraschend den Test einer im eigenen Land produzierten Trägerrakete für Satelliten bekannt gegeben. Dadurch sei es nun möglich, eigene Telekommunikationssatelliten ins All zu schicken, sagte der Chef der iranischen Weltraumorganisation, Resa Taghipur. Die US-Regierung zeigte sich damals besorgt. "Die Entwicklung und der Test von Raketen durch den Iran ist eine Quelle der Beunruhigung und wirft neue Fragen über die Absichten auf", sagte der damalige Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe.

Auch in Israel löste der Test Besorgnis aus. Es werde ein weiterer Teil der strategischen Bedrohung Israels durch den Iran sichtbar, schrieben Kommentatoren. Der Test sei eher eine Warnung für Europa als für Israel, das sich bereits in Reichweite iranischer ballistischer Raketen befunden habe, wurde ein Regierungsbeamter vom israelischen Rundfunk zitiert.

Demgegenüber erklärte der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki laut der Agentur Fars am Mittwoch, Irans technologische Entwicklung habe ausschließlich Frieden und Sicherheit zum Ziel. Auch im Bereich der Rüstung konzentriere sich der Iran auf die Verteidigung der Souveränität des Landes. "Das iranische Volk ist ein friedliches Volk. Es ist bestrebt, zu allen Völkern der Welt freundschaftliche Beziehungen zu haben", sagte Mottaki.

Präsident Mahmud Ahmadinedschad betonte in einer Botschaft am Dienstag Irans friedliche Absichten. "Wir betrachten die Entwicklung von Technologie und Wissenschaft als eine Dienstleistung zur Pflege der Liebe und Freundschaft zwischen den Völkern", sagte der Präsident. "Wir unterscheiden uns grundlegend von den Aggressoren und Kriegstreibern, denn unsere Auffassung von Wissenschaft orientiert sich an Gott und ihre am Teufel."

Der neue Abschuss des Satelliten ins All wird vermutlich einen weiteren Stolperstein auf dem Weg des neuen US-Präsidenten Barack Obama bilden, der, anders als sein Vorgänger George W. Bush, ohne Vorbedingung mit dem Iran verhandeln und die Konflikte mit dem islamischen Staat friedlich zu lösen beabsichtigt.

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11 Kommentare

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  • C
    Chris

    Hm...

    Kurzer Kommentar noch in Richtung "Kenner der Szene".

     

    Ich denke, jeder weiss um das, was du dort über den Iran schreibst.

     

    Ich selbst hatte einige Jahre einen Arbeitskollegen, der während des krieges mit dem Irak nicht zurückging, hier lebte und immer einiges zu erzählen wusste über Entwicklungen dort.

    Und die Entwicklungen für die Bevölkerung waren damals schon nicht gut.

     

    Man sollte jedoch nicht so naiv sein zu glauben, das die "Abwählbarkeit" einer Regierung garant dafür ist, das ein Land eine "gute" Regierung kriegt.

    Und glaub nicht, das es nicht auch massig Christen gibt, die in ihren Einstellungen Extrem und teils auch ganz real gefaehrlich sind - weil sie reale politische Macht haben.

    Siehe zb die "Evangelikalen Kirchen" in den USA.

     

     

    Was das zurückfahren der Fördermenge des Öls angeht, ist das gängige Opec - Praxis.

    Es dient der Stabilisierung der Preise und der Sicherung der Einnahmen aus dem Öl.

    Ich wüsste nicht, was daran Fundamentalistisch wäre.

    Es ist Marktwirtschaft...

     

    Was die Nicht-Abwählbarkeit des Regimes angeht, ist übrigens mein Eindruck, das es im Iran Druck von unten gibt.

    Die Leute gehen nicht mehr zur Moschee usw. und verweigern sich wos geht bei der Vermummung.

    Sie zeigen damit ihre Ablehnung und mit etwas Glück veraendert sich die Sache friedlich zum besseren.

  • KD
    kenner der szene

    @ an all die Kommentatoren hier:

    es gibt einen Unterschied zwischen Iran (bitte unterscheiden Sie zwischen das unter Repressalien zu lebende iranische Volk und das Mullahregime, vom Allah gewolltes Staatssystem und für die Ewigkeit (Ausnahme: bis zum Tag des jüngsten Gerichts oder Erscheinung vom 12. schiitischen Imams Mehdi)) und Indien oder sogar Israel.

    Das IR System lebt regelrecht vom mittelbaren Chaos, dieses System wird immer und mehr mächtiger, nicht nur die Iraner leiden dadrunter sondern bald noch mehr Menschen, auch über die iranischen Grenzen hinaus.

    Man kann nicht die Wissenschaft, die Entwicklung, und hier die Politik und Ambitionen eines Mullagregimes voneinander getrennt betrachten.

    Welches Land hat in den letzten Tagen die Führer vom Hamas empfangen? Ja, der IRAN. Dieses Land tut alles dafür um seine Macht auszuweiten, zum lasten anderer Länder und Völker. Welches Land hat als erstes Land dafür geworben, um weniger Erdöl in diesen schwierigen Zeiten für die WELTwirtschaft zu exportieren? Wieder der Iran. Salz auf die Wunde zu tun, davon lebt dieses nicht ABWÄHLBARE Regime.

    Also bitte nicht irgendwelche demokratische Staaten mit Terrorunterstützern gleichsetzen und die gleichen rechten diesen menschenverachtenden Wesen aussprechen!

  • C
    Chris

    Wenn Hinz und Kunz in dieser Welt Satelliten in die Umlaufbahn schicken, duerfen auch andere Länder dies.

    Auch der Iran.

    Man sollte jedoch nicht so naiv sein zu glauben, das mit viel Aufwand produzierte Raketentechnologie nur für die Weltraumfahrt eingesetzt wird.

    Das ganze ist auch ganz gut als Langstreckenrakete verwendbar.

    Was auch immer die dann trägt.

    Die Frage ist : Darf der Iran sowas weniger als andere Länder ?

    Ich denk, der Iran darf das genauso... auch wenn Waffen an sich als ziemliches Übel zu betrachten sind.

    Wovor die oben genannten "Experten" im wesentlichen Angst haben duerften ist, das neben der Türkei eine zweite regionale Ordnungsmacht im enstehen ist.

    Der Iran eben.

    Das blöde für die "Experten" ist, das dieser Staat sich kaum unterordnen wird - so wie das Nato-Mitglied Tuerkei.

    Von daher das ganze Gezeter.

    Was die Sache mit dem Atom angeht :

    Solange der Iran nicht klar nachweisbar Bomben baut, hat er das Recht, seine eigene Atomindustrie zu haben.

    Der Rohstoff wird im Land gefoerdert.

    Die Technologie entsteht grad.

    Das kann ein nettes Gescheft für den Iran werden, wenn das Öl irgendwann futsch ist.

    Und wenn sie ne Bombe bauen und den ersten Test machen : So etwas laesst sich nicht verbergen.

    Das ich Atomkraft nicht mag, bleibt hier erst mal aussen vor ;-)

    Ich denke nicht, das der Iran in Zukunft der Welt nur Freude machen wird.

    Aber welches Land von Bedeutung tut das schon ?

    Die Amerikaner, Russen, Chinesen und auch die Israelis sind das beste Beispiel dafuer.

    Die Liste laesst sich fast beliebig fortsetzen, denk ich.

  • EG
    Emanuel Gnadt

    Natuerlich sind die Absichten von Iran's neuem Satellit nicht irrelevant, aber das vorurteil das dass Weisse Haus verbreitet hat schon vor einiger zeit begonnen zu nerven: Alles was der Iran macht ist wahrscheinlich boese, oder zumindest ein grund fuer "Sorge".

  • BH
    Banjo Hansen

    Spionage. Weil das ja sonst kein Land mit seinen Satelliten macht...

  • M
    Mareike

    Wenn's um Iran geht ist alles gleich immer ganz furchtbar. Erstens ist nichts dabei, wenn der Iran einen eigenen Satelliten hat. Die anderen, einschließlich Israel, haben ja auch welche; also, wo ist hier das Problem. Und zweitens: das mit der evtl. drohenden Atombewaffnung des Iran ist schon ein Langweiler. Iran tut bisher nachweisbar nichts, das dem Atomwaffensperrvertrag, dem Iran angehört, zuwider läuft.Iran läßt sich dahingehend auch kontrollieren. Das, was es bisher tut, ist nach diesem Vertrag ausdrücklich erlaubt. Nur Bush und unser Steinmeier wollten/möchten bei Iran ihre eigenen Regeln - entgegen dem Atomwaffensperrvertrag übrigens.

    Länder wie Israel und Indien haben Atombewaffnung, gehören nicht dem Atomwaffensperrvertrag an und werden in ihrer Atomrüstung auch nicht international kontrolliert.

    Der Iran möchte, was ihm laut Vertrag zusteht-dies möchte er auch anerkannt wissen. Über Indien und Israel wird nicht einmal gesprochen.

  • HR
    Helmut Ruch

    Der Iran startet einen Satelliten, und die US-israelischen Propagandaagenten in den deutschen Medien heulen auf! Der Iran könnte die Technologie ja zur Spionage missbrauchen – die USA tun dies seit 50 Jahren, und Israel hat freien Zugang zu den amerikanischen Daten!

    Der Iran könnte aber auch mit seiner Rakete Atombomben transportieren, die er, im Gegensatz zu Israel, gar nicht hat! Kein Wort darüber, dass die US-Nachrichtendienste bereits vor Jahren festgestellt haben, dass der Iran kein Atombombenprogramm (mehr) betreibt!

    Nun ist dies eine AFP-Meldung; das entlastet die taz aber keineswegs. Wer solche Artikel unkommentiert verbreitet, macht sich zum Komplizen der israelischen Kriegspropaganda gegen den Iran.

  • HK
    H. Klöcker

    Was gibt es denn da zu befürchten wenn der Iran Satellitentechnik zur Spionage einsetzt? Das macht doch der Rest der Welt auch ;0)

  • M
    Meuterich

    Na und, macht 'der Westen' auch. Und wenn die Atomwaffen bauen wollen, kann ich denen es nicht verdenken, schließlich bedroht 'der Westen' den Iran mit den seinen. Ich denke, dass es erst keinerlei Bestrebungen mehr gibt Atomwaffen zu bauen, wenn die Menschen dieser Welt sich gegenseitig vertrauen und in einer Gemeinschaft leben und damit meine ich nicht unter der Führung irgendeines idealistischen Systems. Schließlich klappt das auch im Kleinen, also unter Freunden. Wir benötigen keinerlei Führung, der Mensch ist eben klug genug das zu meistern. Alles eine Frage des Willens.

  • HL
    Herr Lehmann

    [[...], dass die Technik auch zur Spionage eingesetzt wird.]

    Na und, macht 'der Westen' auch. Und wenn die Atomwaffen bauen wollen, kann ich denen es nicht verdenken, schließlich bedroht 'der Westen' den Iran mit den seinen. Ich denke, dass es erst keinerlei Bestrebungen mehr gibt Atomwaffen zu bauen, wenn die Menschen dieser Welt sich gegenseitig vertrauen und in einer Gemeinschaft leben und damit meine ich nicht unter der Führung irgendeines idealistischen Systems. Schließlich klappt das auch im Kleinen, also unter Freunden. Wir benötigen keinerlei Führung, der Mensch ist eben klug genug das zu meistern. Alles eine Frage des Willens.

  • D
    Delfo

    Und selbst wenn es ein Spionagesatellit ist, hat der Iran genau die gleichen "Rechte" wie jede andere Nation auch.

    Diese "Sicherheitsexperten" stammen doch sicher aus solchen Ländern, in denen es zum Schutz der eigenen Nation dient, genau solche Satellitentypen zu betreiben.