Iran weitet Atomprogramm aus: Neue Uran-Mine und Anlage
Kurz nach ergebnislosen Gesprächen mit den UN-Vetomächten weitet der Iran sein Atomprogramm aus: Teheran will neue Atomanlagen bauen. Meldepflichtig sind sie nicht.
TEHERAN dpa | Drei Tage nach Vertagung der internationalen Atomgespräche hat Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad die Eröffnung einer Uran-Mine und einer Uran-Umwandlungsanlage angeordnet. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Irna berichtete, verfügte Ahmadinedschad zum sogenannten Atomtechnologietag, der jedes Jahr im Iran veranstaltet wird, am Dienstag die Erschließung der Uran-Mine Saghand in der zentraliranischen Provinz Jasd.
Zudem eröffnete er in derselben Provinz die Umwandlungsanlage Resaienedschad. Dort sollen jährlich bis zu 60 Tonnen Uran zu „Yellow Cake“ verarbeitet werden, das danach in anderen Anlagen angereichert werden kann.
Die Anordnung erfolgte kurz nach dem Scheitern der jüngsten Atomgespräche mit der internationalen Gemeinschaft. Das Treffen der fünf UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschlands mit dem Iran war am Samstag in der kasachischen Großstadt Almaty ohne Annäherung zu Ende gegangen.
Weder die Mine noch die Uran-Umwandlung sind für den Iran ein großer technischer Durchbruch, weil es auch in anderen Teilen Irans Minen und in Isfahan eine sehr große Konversionsanlage gibt. Für Aufmerksamkeit sorgt jedoch der Zeitpunkt der Verkündung so kurz nach den Verhandlungen von Almaty.
„Die Weltmächte sollten wissen, dass der Iran nun ein Land mit Atomtechnologie ist und keiner dies mehr aufhalten kann“, sagte Ahmadinedschad in einer Rede vor der iranischen Atomorganisation. Die Sechsergruppe hatte in Almaty erneut die iranische Forderung nach Anerkennung seiner Atomrechte und Aufhebung der Sanktionen abgelehnt.
Iranische Drohungen
Das hat im Iran für Unmut gesorgt. Das iranische Parlament drohte sogar mit dem Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien wollte das iranische Vorgehen auf dpa-Anfrage nicht kommentieren. Nach einer ersten Einschätzung seien die neuen Anlagen aber nicht meldepflichtig, weil sie nur für Vorstufen zur eigentlichen Uran-Anreicherung gedacht seien, hieß es aus diplomatischen Kreisen in Wien. Nach geltenden Verträgen müsse der Iran die Atomwächter erst alarmieren, wenn er eine neue Anlage zur Urananreicherung plane.
Die neue Ankündigung sei aber ein „politisches Zeichen“, mit dem der Iran klar seine Bekenntnis zu seinem Atomprogramm unterstreiche, hieß es aus mit dem Thema vertrauten Kreisen. Das Land baue seine Uran-Anreicherung weiter aus, obwohl es so viel Brennstoff gar nicht brauche.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Getöteter General in Moskau
Der Menschheit ein Wohlgefallen?
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Foltergefängnisse in Syrien
Den Kerker im Kopf
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Ministerpräsidentenwahl in Sachsen
Der Kemmerich-Effekt als Risiko
Parteiprogramme für die Bundestagswahl
Die Groko ist noch nicht gesetzt