Irak: Chemie-Ali hingerichtet
Der für das Giftgas-Massaker an 5000 Kurden verantwortliche "Chemie-Ali" ist am Montag in Bagdad erhängt worden. Al-Madschid hatte 1988 den Angriff mit persönlich angeordnet.
BAGDAD dpa | Der einst als "Chemie-Ali" berüchtigte Cousin des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein ist am Montag in Bagdad am Galgen hingerichtet worden. Dies bestätigte ein irakischer Regierungssprecher im staatlichen irakischen Fernsehen.
Ali Hassan al-Madschid (69), ein ehemalige Minister, Kommandeur und Berater Saddams, war wegen Völkermords und anderer Kriegsverbrechen insgesamt vier Mal zum Tod durch den Strang verurteilt worden.
Zuletzt hatten ihn die Richter des obersten irakischen Sondergerichts am Sonntag vor einer Woche wegen des Giftgasangriffs auf die kurdische Stadt Halabdscha im Jahr 1988 zum Tod verurteilt. Dabei waren rund 5000 Menschen qualvoll am eingeatmeten Giftgas gestorben. Al-Madschid hatte damals den Giftgas-Einsatz persönlich angeordnet.
Der Giftgasangriff auf Halabdscha war ein Angriff auf die hauptsächlich von Kurden bewohnte irakische Stadt Halabdscha (kurd. Helepçe). Der Angriff fand am 16. und 17. März 1988 statt – am Ende des Ersten Golfkriegs des Irak gegen den Iran. Die Art der eingesetzten Kampfstoffe konnte nicht abschließend ermittelt werden. Es wird vermutet, dass unter anderem die Nervenkampfstoffe Tabun und Sarin zum Einsatz gekommen sind. Ebenso wurde vermutlich Senfgas und ein Kampfstoff auf Zyanidbasis eingesetzt.
Bei dem Angriff fanden nach unterschiedlichen Schätzungen bis zu 5.000 Menschen einen qualvollen Tod. Die meisten von ihnen waren Kinder, Frauen und alte Männer. Zwischen 7.000 und 10.000 Menschen wurden bei dem Massaker so schwer verletzt, dass sie später starben oder dauerhafte Gesundheitsschäden wie Nervenlähmungen, Hautkrankheiten, Tumorbildungen, Lungenschäden sowie Fehlgeburten erlitten.
Das Massaker wurde nur zufällig bekannt, weil westliche Journalisten und Wissenschaftler kurz nach der Bombardierung in die Region kamen und so die Folgen des Angriffs dokumentieren konnten. Mit Material der Wikipedia (alle Urheber des Textes / Lizenz: CC-BY-SA)
Al-Madschid wurde außerdem wegen Niederschlagung eines Aufstands im Jahr 1999, wegen Völkermordes an den Kurden und wegen seiner Beteiligung an der Unterdrückung rebellierender Schiiten nach dem Golfkrieg 1991 zum Tod durch den Strang verurteilt.
Nach dem Sturz des Saddam-Regimes durch US-Truppen im April 2003 war Al-Madschid erst fälschlicherweise für tot erklärt worden. Gefasst wurde der Ex-Funktionär, der auf der amerikanischen Liste der meistgesuchten Iraker den fünften Platz einnahm, dann doch, vier Monate später. In US-Haft nahm er etliche Kilogramm ab.
Als im August 2006 der Prozess wegen Völkermordes an den Kurden begann, zeigte er sich auf der Anklagebank meist recht gefasst. Teils trat der Saddam-Cousin, der sich früher in der Öffentlichkeit meist in Militäruniform gezeigt hatte, nun in traditionellen arabischen Gewändern auf.
Trotz Hunderter von Zeugenaussagen, Tonbandaufnahmen und Dokumenten, weigerte sich Al-Madschid im Gerichtssaal, die Verantwortung für die Verfolgung der Kurden zu übernehmen. Als grausamer Kriegsherr, der Worte wie, "wir löschen sie aus" im Munde führte, will er sich damals nach eigenem Bekunden nur zu "Propagandazwecken" präsentiert haben. Reue zeigte Al-Madschid nicht.
Al-Madschid war im August 2003 festgenommen und in ein US- Militärgefängnis im Irak gebracht worden. Saddam Hussein wurde Ende 2006 hingerichtet, "Chemie-Ali" war ihm bis zuletzt treu ergeben.
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