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Irak will US-Flugzeuge abschießen

■ UNO will Kontrollflüge wie geplant durchführen. Heute soll eine Delegation im Auftrag von Kofi Annan in Bagdad verhandeln. Irak fordert Zeitplan für die Aufhebung des Ölembargos

Bagdad/New York (AFP/taz) – Iraks Staatsführung widersetzt sich weiterhin der UNO. Irakische Militärs hätten gestern erneut US- amerikanischen Experten den Zugang zu verdächtigen Militäranlagen verwehrt, teilten Sprecher der UN-Kommission für die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungsmittel (Unscom) mit. Zuvor hatte der Irak damit gedroht, US-Flugzeuge abzuschießen, falls sie wie geplant ab heute im Auftrag der UNO Aufklärungsflüge unternehmen sollten.

In New York appellierte UN- Generalsekretär Kofi Annan an den Irak, sein heute abend ablaufendes Ultimatum zur Ausweisung aller US-Kontrolleure der Unscom zurückzunehmen. Unscom-Sprecher sagten, drei Teams mit Rüstungsexperten hätten kehrtgemacht, nachdem die irakischen Behörden den US-Mitgliedern den Zugang zu den Militäranlagen untersagt hätten. Gestern befanden sich sieben US-Mitglieder der Unscom im Irak. Hintergrund dieses Ultimatums waren Drohungen des UN-Sicherheitsrates, die seit dem irakischen Einmarsch in Kuwait 1990 verhängten Sanktionen zu verschärfen, falls der Irak nicht mit der Unscom zusammenarbeite. Der irakische UN-Botschafter Nisar Hamdun gab am Montag abend zu verstehen, sein Land werde die US-Aufklärungsflugzeuge notfalls abschießen.

Unscom-Chef Richard Butler kündigte anschließend an, U2-Maschinen sollten wie geplant heute und Freitag den Irak überfliegen.

Heute wird in Bagdad eine Delegation von UN-Generalsekretär Kofi Annan erwartet. Sie besteht aus dem früheren UN-Sekretär für Menschenrechtsfragen, dem Schweden Jan Eliasson, dem ehemaligen argentinischen UN-Botschafter Emilio Cardenas und Algeriens Ex-Außenminister Lachdar Brahimi. Die Abordnung werde in Bagdad nicht verhandeln, sondern wolle versuchen, Staatschef Saddam Hussein zur Rücknahme seines Ultimatums zu bewegen, erklärte Annan gestern.

In Iraks Presse hieß es gestern, Bagdad fordere von der Delegation einen Zeitplan für die Aufhebung des Ölembargos. Dieses kann laut UN-Beschluß aber erst beendet werden, wenn die Unscom Irak bescheinigt, über keine Massenvernichtungswaffen mehr zu verfügen.

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