: Irak will UNO-Kontrolle für alle Kurdenlager
■ Die UNO errichtet in den nächsten Tagen erste Lager/ Richard Cheney warnt den Irak vor Einmischung
New York/ Bagdad (ap/dpa) — Die UNO wird in den nächsten Tagen mit der Errichtung von Flüchtlingslagern in Kirkuk und Erbil im Norden des Irak sowie in Basra und Kerbela im Süden des Landes beginnen. Das sagte der Koordinator der UN-Hilfe, Saddrudin Aga Khan, in der gestrigen Ausgabe der Pariser Tageszeitung 'Le Figaro‘. Die UNO wird die Verteilung der Hilfsgüter überwachen und durch den Schutz der zurückkehrenden Flüchtlinge dazu beitragen, daß im Irak wieder Normalität einkehrt, sagte Saddrudin. Dies gelte für die Kurden, die Schiiten, die Sunniten im Zentrum des Landes und die gesamte Zivilbevölkerung. Der UN-Gesandte warnte vor der Schaffung eines neuen Gaza-Streifens im Nordirak: „Es ist viel leichter, Lager einzurichten, als sie zu schließen.“
Die irakische Regierung hatte die UNO am Dienstag formell aufgefordert, die Kontrolle über die von den Amerikanern errichteten Flüchtlingslager zu übernehmen. Nach den Worten von UNO-Sprecher Younes erklärte der irakische Außenminister Ahmed Hussein in seinem Schreiben, das Vorgehen der US-Streitkräfte stelle „einen ernsten, ungerechtfertigten und unbegründeten Angriff auf die Souveränität und territoriale Integrität Iraks“ dar. Von amerikanischer Seite war schon früher erklärt worden, man habe vor, die Zuständigkeit an die Vereinten Nationen abzugeben. Ein Zeitpunkt dafür war jedoch nicht genannt worden. Aus Kreisen westlicher Diplomaten in New York verlautete, Amerikaner, Briten und Franzosen wollten noch in dieser Woche in entsprechende Gespräche mit UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar eintreten.
Die USA sind nach den Worten von US-Verteidigungsminister Richard Cheney dazu bereit, notfalls Gewalt einzusetzen, falls die irakische Armee die Hilfsaktionen für die kurdischen Flüchtlinge behindern sollte. US-Militärs hatten am Dienstag einen irakischen General aufgefordert, nähere Auskünfte über die Gegenwart Hunderter uniformierter Männer in der nordirakischen Stadt Sacho zu geben. Die britische Regierung entsendet ein Artillerie-Regiment ins irakisch-türkische Grenzgebiet, um die Flüchtlingslager zu beschützen. Wie das Verteidigungsministerium in London am Dienstag mitteilte, gehört das Regiment zu der 4.500 Mann starken britischen Brigade, die im Norden Iraks eingesetzt wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen