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Irak führt noch schnell Krieg gegen Kurden

■ Vor Ankunft der UN-Beobachter im irakischen Nordosten gehen Soldaten verstärkt mit Giftgas gegen die Kurden vor / UNO-Gruppe in Teheran und Bagdad eingetroffen / USA: Golfstaaten sollen UN-Aktion mitfinanzieren / Sie seien „Hauptnutznießer“ des Waffenstillstands

Nikosia/Teheran/Washington (ap/dpa/afp) - In der Endphase des Golfkriegs gehen irakische Streitkräfte offenbar wieder stärker gegen aufständische Kurden im Nordosten des Landes vor, die für größere Unabhängigkeit von der Regierung in Bagdad kämpfen. Die Kurdische Demokratische Partei (KDP) und die iranische Nachrichtenagentur IRNA berichteten übereinstimmend am Dienstag, starke Verbände von mindestens 15.000 irakischen Soldaten kämpften seit dem 30.Juli in der Region Erbil nahe der türkischen und iranischen Grenze mit Giftgas gegen kurdische Partisanen.

Der KDP-Vorsitzende Massud Barsani erklärte dazu, die irakischen Verbände versuchten offenbar, den kurdischen Kämpfern und ihren Angehörigen den Fluchtweg nach Iran oder in die Türkei abzuschneiden, bevor die UN-Beobachter in das Gebiet einrückten. Die UN-Gruppe soll den für den 20.August angekündigten Waffenstillstand zwischen Iran und Irak überwachen.

Beim letzten Giftgasangriff, so Barsani, seien 63 Zivilisten schwer verwundet worden. Er rief gleichzeitig die türkischen und iranischen Organisationen des Roten Halbmonds und das Internationale Rote Kreuz auf, den kurdischen Familien zu helfen, die bereits über die Grenze nach Iran und in die Türkei fliehen konnten. Auch aus dem iranischen Teil Kurdistans wurden gestern Kämpfe iranischer Streitkräfte gegen Kurden gemeldet.

Nach Angaben von IRNA sind die ersten UN-Beobachter gestern in Teheran eingetroffen. Die fünf Delegierten sollen mit politischen und militärischen Führern Irans über die Aufgaben der etwa 350 Mann starken UN -Militärbeobachtergruppe Iran/Irak sprechen. Eine zweite Gruppe von fünf Beobachtern war bereits am Dienstag abend in Bagdad angekommen. Die USA haben die arabischen Staaten am Persischen Golf aufgefordert, zur Finanzierung der militärischen UN-Beobachtergruppe in Irak und Iran 20 Millionen Dollar bereitzustellen. Der Unterstaatssekretär im US-Außenministerium, Richard Williamson, begründete die Forderung in einem gestern in der 'New York Times‘ publizierten Interview mit dem Hinweis, diese Staaten seien schließlich die „Hauptnutznießer“ eines Waffenstillstands.

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