Investitionsstau auf der Schiene: Aufbruchstimmung vor Bahnsanierung
Der Bund sichert weitere Milliarden für die Deutsche Bahn zu. Fahrgäste können schrittweise auf mehr Zuverlässigkeit hoffen – doch es gibt Haken.
Geplant ist die Generalsanierung der wichtigsten Korridore. Den Auftakt bildet die chronisch überlastete Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Die Strecke wird dafür 2024 monatelang gesperrt. Das neue Konzept sieht Bauarbeiten in einem Rutsch vor, statt bisher punktueller Ausbesserungsarbeiten, die immer wieder neue Baustellen erforderten. Schon mit dem ersten Projekt erhofft sich die Deutsche Bahn deutliche Verbesserungen, denn jeder fünfte Fernverkehrszug passiert die Riedbahn.
2025 folgt die Sanierung zwischen Hamburg und Berlin sowie zwischen Emmerich und Oberhausen. Ein Jahr später stehen sechs Erneuerung an, darunter die Strecken von Hamburg nach Hannover und von Nürnberg nach Regensburg. Die komplette Liste hat das Bundesverkehrsministerium veröffentlicht.
Hochleistungsnetz über das gesamte Land
Ende des Jahrzehnts soll so über das gesamte Land ein Hochleistungsnetz gespannt werden. Bis dahin müssen sich die Fahrgäste in den betroffenen Regionen allerdings auf neuerliche Einschränkungen einstellen. So müssen die Nahverkehrsanbieter entlang der Riedbahn zum Beispiel einen Ersatzverkehr mit Bussen auf die Beine stellen. Fernverkehrszüge werden umgeleitet.
Das bedeutet für die Kunden längere Reisezeiten. „“Es wird viel Wehklagen geben“, so die Staatssekretärin im Verkehrsministerium, Susanne Henckel, „aber wir brauchen die Hochleistungsstrecken.“ Zudem will der Bund auch dutzende Bahnhöfe modernisieren. An den Stationen sollen beispielsweise auch Parkhäuser für Fahrräder errichtet werden.
Zufrieden zeigt sich die Bauindustrie. „Nach dem heutigen Tag werden wir investieren in Mensch und Maschine“, kündigt Peter Hübner, Präsident des Branchenverbands an. Jetzt sei die notwendige Planungssicherheit gegeben.
Ob das Megaprogramm tatsächlich reibungslos umgesetzt werden kann, ist mit einigen Fragezeichen versehen. So steht die Finanzierung nur bis zum Jahr 2027. Wie es danach weiter geht, wird erst die nächste Bundesregierung entscheiden. Auch muss die EU-Kommission noch der Erhöhung des Eigenkapitals der Deutschen Bahn zustimmen. Schließlich steht die Bauwirtschaft vor einer großen Herausforderung. Sie muss genügend Fachkräfte auftreiben und in Anlagen investieren, um die Großaufträge abzuarbeiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen