Investitionen in den Frauenfußball: Frau Kang kauft ein
Englands Frauenfußball emanzipiert sich vom Verband. Die Milliardärin Michele Kang aus den USA investiert in einen Club. Das passt gut zusammen.
Die Miliardärin Michele Kang aus den USA übernimmt nach zwei Fußballvereinen, die ihr bereits gehören, nun einen dritten, den englischen Zweitligisten London City Lionesses. Das ist vielleicht für die Besitzerin des achtfachen Champions-League-Siegers Olympique Lyonnais nicht der allergrößte Wurf, und sogar ihr US-Club Washington Spirit steht da noch ein bisschen besser da.
Aber: Kang schlägt in dem Moment zu, in dem sich die englischen Frauenligen eine neue Struktur geben, was vor allem bedeutet, dass sie unabhängiger von der (männlichen) Football Association werden. Die Macht soll künftig stärker bei den Clubs liegen. Und da sind die London City Lionesses interessant. Die haben sich 2019 von Millwall abgespalten und sind der letzte im englischen Frauenprofifußball verbliebene Club, der nicht an ein Männerteam gekoppelt ist.
Diese Entwicklung, dass nämlich Frauenteams unters Dach reicher Männerclubs gehen, gibt es auch in der Bundesliga. Seit dem Abstieg von Turbine Potsdam gibt es dort nur noch die SGS Essen als reinen Frauenverein. Und ein Investorinnenmodell wie der Drittligist Viktoria Berlin kommt nicht in Schwung.
Ähnliches konnte man bislang von den London City Lionesses vermelden, aber jetzt kommt ja Michele Kang mit ihrer weiblichen Form des Multi-Club-Ownership. „Wenn es darum geht, den Frauensport und den Frauenfußball auf die nächste Stufe zu heben, glaube ich nicht, dass wir nur einen Verein alleine erreichen wollen“, begründet Kang ihre Investitionen. Entsprechend gibt sie ihr Geld überallhin, wo es langfristig profitabel scheint. Mit Teams in Asien, Südamerika und Afrika soll sie schon in Gesprächen sein.
Michele Kwan
Der starke Markt Großbritannien
Das neue Engagement ist besonders sinnvoll. „Wenn man darüber nachdenkt, wo der Schwerpunkt für den Frauensport, den Frauenfußball liegt, dann sind das eindeutig die USA und viele große Länder in Europa, und England ist ganz sicher eines davon“, erklärte Kang nun. „Ich wusste also, dass wir immer in London, in England, sein mussten.“
Einerseits wird dieser Fight für mehr Autonomie von den Männerklubs mit den Mitteln des Neoliberalismus geführt: Multi-Club-Ownership und globales Investment. Andererseits gibt es aber nicht allzu viele Möglichkeiten, anders zu agieren, und der Kampf für mehr Unabhängigkeit ist schon deswegen klug, weil sonst zur nächsten Krise der Männerkickerei die Frauenteams am schnellsten veräußert werden.
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