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Interview"Grüne sind unsolidarisch und naiv"

Der afghanische Außenminister Rangin Dadfar Spanta ist seit 1994 Mitglied im Grünen-Kreisverband Aachen-Stadt. Jetzt droht er mit dem Austritt.

Traurig über die Entscheidung seiner Freundin Claudia Roth - Afghanistans Außenminister Spanta. Bild: rts

taz: Herr Außenminister, Sie sind seit 1994 Mitglied der Grünen. Warum sind Sie damals eingetreten?

Ich habe die Programmatik der Partei geteilt, ihre Friedensarbeit und Basisdemokratie geschätzt. Vor allem an das Engagement für Migranten, für die Rechte der Muslime habe ich geglaubt und mich deshalb in der Parteiarbeit engagiert.

Jetzt drohen Sie den Grünen damit, aus der Partei auszutreten. Warum?

Ich habe bereits ein Austrittsgesuch formuliert, mich aber noch nicht endgültig entschieden. Es ist schwer. Viele meiner Freunde sind in der Partei engagiert. Ich teile ihre Werte und musste dafür viele Anfeindungen von den Fundamentalisten im afghanischen Parlament hinnehmen, für die ich der Linke und Grüne bin, der fremde Werte vertritt. Ich habe das lange in Kauf genommen. Doch mit dem Beschluss von Göttingen zieht sich die Partei in eine Wohlstandsecke zurück, aus der sie blauäugig verkündet, es sei hilfreich, die Afghanen mit ihrem Terrorismusproblem alleinzulassen. Das ist die Entsolidarisierung der grünen Außenpolitik. Sollte dieser Kurs durch die Abstimmung im Bundestag bestätigt werden, werde ich aus der Partei austreten.

Sie bezeichnen Politiker wie Bärbel Höhn, Hans-Christian Ströbele oder Claudia Roth als blauäugig und unsolidarisch?

Claudia Roth ist eine gute Freundin von mir. Deswegen bedauere ich es umso mehr, dass sie sich so entschieden hat. Claudia Roth war in Afghanistan, sie hat hier mit Frauen gesprochen. Sie sollte wissen, was es für diese Frauen bedeuten würde, wenn die Taliban hier wieder die Macht ergreifen.

Der Beschluss sollte doch aber vor allem den Unmut der Basis mit der unklaren Haltung der Parteiführung zum Ausdruck bringen und die Führung dafür abwatschen.

Ich kann aus der Ferne nicht die Führungsqualität der Grünen-Spitze beurteilen. Für mich zählt die Konsequenz im Hinblick auf Frieden, Stabilität und Demokratisierung meines Landes. Was das betrifft, kann man nur froh sein, dass die Grünen an der Mehrheit im Bundestag für die Verlängerung des Einsatzes nicht rütteln können.

Die grüne Basis hat aber doch das Primat des Zivilen betont und für eine Verdopplung der Entwicklungshilfe votiert.

Das sind doch leere Phrasen. Wir benötigen eine umfassende Antiterrorstrategie. Das heißt: Entwicklungshilfe, Stärkung der staatlichen Organe und Antiterrorkampf. Die These, man könne ein Element davon isolieren, ist absolut falsch. Die Terroristen werden nicht auf einmal friedlich, nur weil wir sie bitten, mit uns zu diskutieren. Es reicht nicht, Schulen zu bauen, solange Kinder ermordet werden, weil sie diese Schulen besuchen. Wir müssen kämpfen und gleichzeitig Schulen bauen.

Der Unmut der grünen Basis spiegelt den Unmut der Mehrheit der deutschen Bevölkerung über den Einsatz in Afghanistan wider.

Das ist nicht nur fatal für Afghanistan, sondern auch für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland. Jeder, der nicht hilft, den Terrorismus in Afghanistan mit zu bekämpfen, läuft Gefahr, diesen Terrorismus früher oder später in Deutschland zu erfahren. Ich habe deshalb schon vor dem Parteitag in einem Brief an die Teilnehmer appelliert, das deutsche Engagement weiter zu unterstützen.

Gegen eine Bombardierungsstrategie, die auch zivile Opfer fordert, richtet sich auch der Unmut vieler Afghanen.

Die gängige Rhetorik vom "guten Europäer", der Wiederaufbau macht, und dem "bösen Amerikaner", der nur bombardiert, ist Blödsinn. Was die Amerikaner hier machen, ist die beste Antiterrorstrategie. Es ist wahr, es hat Kollateralschäden und Fehleinschätzungen gegeben. Das muss durch bessere Vorbereitung der Einsätze verhindert werden. Ich bin kein Kriegstreiber. Ich bin lange in der Friedensbewegung aktiv gewesen und würde gerne jederzeit wieder an Friedensdemos teilnehmen. Aber in Afghanistan muss der Frieden auch mit der Waffe verteidigt werden.

Es stimmt also nicht, dass die Afghanen ausländische Soldaten zunehmend als Besatzer wahrnehmen.

Nein. Natürlich sind die Afghanen gegen Bombardierungen. Auf die Frage, ob sich die ausländischen Soldaten aus Afghanistan zurückziehen sollen, antworten 82 Prozent mit "Nein". Der verfrühte Abzug der internationalen und vor allem der amerikanischen Truppen würde die Rückkehr der Taliban und al-Qaida bedeuten. Und die Rückkehr Afghanistans zum Terrorzentrum der Welt.

Die schwindende Unterstützung der militärischen Einsätze ist dennoch den mangelnden Erfolgen auf dem zivilen Gebiet geschuldet.

Das stimmt. Der Wiederaufbau muss besser koordiniert werden. Doch es gilt auch, aus Fehlern zu lernen und nicht zu sagen: Ich verliere das Interesse und ziehe mich zurück. Die Polizeireform muss zum Beispiel radikal vorangetrieben werden. Da muss auch von den Europäern mehr getan werden. Wenn wir sagen, wir brauchen 2.000 Ausbilder und die EU schickt nur 180, dann haben wir natürlich ein Problem.

Was sollte Deutschland konkret tun?

Zunächst einmal braucht die afghanische Bevölkerung das Bekenntnis, dass Deutschland seine Verpflichtungen für die Stabilität des Landes erfüllt. Das schließt die Fortführung von Isaf, Tornados und der Beteiligung an OEF ein. Und der Polizeiaufbau muss fortgesetzt werden.

Kritiker monieren, dass die USA wenig Verständnis für einen Strategiewechsel zeigen und in puncto Drogen die Vernichtung der Mohnfelder propagiert statt Alternativen zu suchen.

Auch was das betrifft, ist der Beschluss des Grünen-Parteitags absolut falsch. Der Drogenanbau ist vor allem in den Gegenden angestiegen, wo die Terroristen sehr stark sind. Es gibt direkte Verbindungen zwischen Drogenmafia und Terrormafia.

Sollte diese Verstärkung, von der sie sprechen, auch den Einsatz der Deutschen im umkämpften Süden einschließen?

Das ist eine Nato-interne Diskussion. Was für mich als Außenminister wichtig ist, ist, dass nicht der Eindruck entsteht, von Deutschland alleingelassen zu werden. Es macht keinen Sinn, Brücken zu bauen, und diese dann nicht zu beschützen.

INTERVIEW: ANETT KELLER

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39 Kommentare

 / 
  • KF
    Kai Felkendorff

    Prima Interview. Die Gegner/innen des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan als "Pazifist/innen" zu bezeichnen, erscheint mir etwas zu viel der Ehre.

  • KF
    Kai Felkendorff

    Danke, beste taz, für dieses Interview! Hätte ich euch gar nicht zugetraut.

  • R
    R.Theurer

    Wir sind die Guten.

    Wir haängen PACE Fahnen aus dem Fenster und gehen demonstrieren.

    Wir kämpfen für die Gleichberechtigung von Frauen und gegen jede Diskriminierung.

    Wir wissen was richtig ist.

    Wir sind gegen Krieg .

    Wir sind gegen den Einsatz in Afghanistan.

    Wir kümmern uns einen Drech darum ob Mädchen in Afghanistan in die Schule gehen dürfen.

    Wir sind der Meinung, daß die Burka doch sehr kleidsam ist.

    Musik ist eh schädlich und kann ruhig verboten werden, zumindest in Afghanistan, denn das ist weit weg.

    Und öffentliche Hinrichtungen stören doch auch niemanden, zumindest wenn sie in Iran, Saudi Arabien, Afghanistan oder China stattfinden. Nur die Hinrichtugen in den USA verstoßen gegen die Menschenrechte.

    Wir sind die Guetn und wer was anderes denkt oder will ist intolerant und hat keine Ahnung.

    Nichts gegen einen Abzug, aber wie bitte solls denn dann weitergehen?

  • MH
    Mr. Ha!

    Ach herrlich...

    Spanta spricht die Wahrheit und gleich kommt wieder die deutsche Friedensbewegung die denkt dass mit Wegschauen und "ach das klappt schon.." die Taliban verschwinden. Oder wollen die überhaupt dass die Taliban verschwinden? Hab oft den Eindruck beim LEsen der Kommentare hier (leider nicht nur hier) dass Euch die Menschen einfach egal sind. Für Euch ist alles ok bzw egal, hauptsache es ist weit weg...

    Natürlich darf der böse böse Bush nicht fehlen, denn "der böse Ami" hat uns armen Deutschen damals ja schon den Adolf weggenommen..Mal überlegen, wie ist das passiert? Ach ja, mit Waffen und Bombardements (In Euren Augen natürlich der Dresdner "Bomben-Holocaust").

    Immer diese Traumtänzerreien von Dialogen mit der Taliban und Terroristen...

    Leute, wacht auf!!

  • H
    Helge

    Am Beschluss der Grünen und der überwiegenden Mehrheit der Leserkommentare sieht man die Krise der Friedensbewegung: Das eigene Weltbild toppt die Erfahrung derjenigen, die letzten Endes mit den Konsequenzen leben müssen.

     

    Offenbar gibt es niemand zu denken, wenn jemand, der selbst aus der Friedensbewegung kommt, aber in einem Land lebt, wo deren Prinzipien tagtäglich auf die Probe gestellt werden, den Pazifismus in Frage stellt.

    Die Taliban und die afghanischen Warlords sind schwer bewaffnet und gewaltbereit. Fromme Friedenswünsche richten nichts gegen sie aus.

     

    Spanta, der mit diesem Problem leben muss, weiß das. Die deutsche Friedensbewegung will es nicht wahrhaben, weil es ihren Dogmen widerspricht. Man kann über den Bundeswehreinsatz getrennter Meinung sein - aber dass Deutsche, von ihrem bequemen Sofa aus, Afghanen, die sich regelmäßig in Lebensgefahr befinden, dafür bashen, dass sie ihre Dogmen als der afghanischen Realität unangemessen empfinden, zeugt von hemmungsloser Borniertheit.

  • UF
    U. Fleige

    Na, da fragt man sich doch, warum die taz, (die ich gerade frisch abonniert habe,) unkommentiert solche Interviews abdruckt: "Claudia Roth war in Afghanistan, sie hat hier mit Frauen gesprochen. Sie sollte wissen, was es für diese Frauen bedeuten würde, wenn die Taliban hier wieder an die Macht kämen". - Das erinnert mich doch sehr an die Reden meiner DKP-Bekannten in den 80er Jahren: "Du solltest wissen, was es für die Frauen in Afghanistan bedeuten würde, wenn die Russen aus Afghanistan abziehen würden.".

    Und: "Was die Amerikaner hier machen, ist die beste Antiterrorstrategie". - Bis heute hatte ich ja eigentlich - wie auch viele AmerikanerInnen - eher den Eindruck, dass diese Antiterrorstrategie die beste Terrorförderungsstrategie ist.

    Anderweitig las ich noch, dass Minister Spanta schon im Mai 2007 vom Parlament als Minister abgesetzt wurde, aber - rechtlich umstritten - bis zur Entscheidung des höchsten Gerichtes bis heute noch im Amt geblieben ist. Und dass er - was illegal ist - die deutsche und die afghanische Staatsangehörigkeit besitzt. O.k. - das tut eigentlich nichts zur Sache.

    Gut, dass hinten in der taz noch ein Interview mit Frau Mernissi steht; das bügelt das andere Interview ja wieder etwas aus: "Mit der Demokratisierung der islamischen Welt wird es schnell gehen", meint sie. (Hoffentlich; trotz ISAF und OEF!) "Weil in der arabischen Welt gerade eine Revolution stattfindet, und das liegt an den Medien. Und "[...] weil wir eine Demokratisierung von unten erleben." -

    Warum steht dieses Interview eigentlich nicht als Aufmacher auf der Titelseite?

  • DW
    die Wahrheit

    Die Grünen sind eine deutsche Partei und als solche müssen sie sich überlegen, ob sie in Afghanistan tote Bundeswehrsoldaten verantworten wollen, während gleichzeitig Hartz IV -Kinder gegen Monatsende hungrig zur Schule gehen. Beides haben die Grünen mitzuverantworten.

    Wenn die Mehrheit der Afghanen wirklich eine Rückkehr der Taliban verhindern möchte, was ich bezweifle, dann schenkt ihnen doch die ausrangierten Waffen der Bundeswehr. Es macht aber keinen Sinn sich in einem Bürgerkrieg als Verbündeter der USA auf ihrem weltumfassenden Feldzug und als Zielscheibe aufzustellen. Und das Märchen von der Terrorgefahr, die angeblich dann steige, wenn man nicht sofort militärisch eingreife, ist wohl durch den Irakkrieg widerlegt. Dieser war geradezu eine Frischzellenkur für die islamistischen Terroristen.

    Andererseits bin ich gepannt, ob die Bundestagsabgeordneten dieser Partei dann auch gegen den Afghanistaneinsatz stimmen. Immerhin dachte man 1998 auch, nun käme eine soziale und friedliche Koalition an die Macht.

  • T
    thorsten

    Eigentlich traurig, dass sich Herr Spanta - der als Grünen-Mitglied doch eigentlich wissen müsste, wie eine solche Delegiertenkonferenz abläuft - sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht hat, sich damit auseinanderzusetzen, was die Grünen am vergangenen Sonntag *tatsächlich* beschlossen haben. Sondern - jedenfalls macht es den Anschein - die teilweise bösartigen Miss- und Fehlinterpretationen vieler deutscher Medien als Basis für seine Reaktion genommen hat.

    Ich möchte hoffen, dass er sich den Beschluss der Grünen - hier abrufbar: http://www.gruene.de/cms/default/dokbin/197/197532.militaerische_eskalation_ist_keine_loesu.pdf - tatsächlich durchliest, bevor er über einen Austritt entscheidet. Allein danach zu schauen, ob im Bundestag nun "Ja", "Nein" oder mit "Enthaltung" gestimmt wird, ohne sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, ist ein bisschen arm.

     

    Oder aber hinter der Haltung steckt Kalkül (und da wäre es wohl an der taz, mal nachzuhaken): Immerhin gehört Herr Spada einer Regierung an, die ihr Bestehen vor allen Dingen der internationalen Truppenpräsenz verdankt - und angesichts eigener Machtinteressen unter Umständen gar kein Interesse an neuen Verhandlungen in Afghanistan hat, wie sie von den Grünen eingefordert werden.

  • ZS
    Zoltan Szankay

    IDas Interview des Aussenministers best¨tigt am besten die Richtigkeit des Parteitagsbeschlusses.Ein Aussenminister eines islamischn Volkes und Viertelstaates, der diese Art der Zustimmung zun Bush-schen Katastrophenkrieg hat, von einer Phantasiezahl der Zustimmung der Afghanen zum jetzigen Stand der Intevention aus einer Regierung her spricht, die nach all diesen Jahren nicht einmal ein Viertel des Landes kontrollieren kann,zeigt leider wie seine Regierung noch immer nur ganz und gar von der US-Unterstützung lebt. Die jetzige Form der Intervention ist ohne den leisesten Zweifel gescheitert, und es ist Menschen wie dem Aussenminister selbstvert¨ndlich nicht leicht sich das einzugestehen. Kommentar hier eingeben

  • IM
    Ingo Mehling

    Meines Erachtens hat der Minister die Lage stark beschönigt.

    Inzwischen erfolgen mehr als 90 Prozent der Welt-Opium-Produktion in Afghanistan. An dem Erlös bereichern sich nicht nur die Taliban, sondern auch die Warlords im Norden, die mehr oder weniger mit der Zentralregierung verbündet sind. Das Land hat sich zu einem zweiten Kolumbien entwickelt. Ob in dieser Situation zivile Aufbauhilfe noch sinnvoll ist, darf bezweifelt werden, ob sie nun mit oder ohne Schutz durch die Bundeswehr erfolgt.

    Im Süden können die Taliban ungehindert vom Pakistanischen Grenzgebiet aus operieren. Solange das der Fall ist (und es sieht angesichts der politischen Situation in Pakistan nicht danach aus, dass es sich bald ändert) ist der Kampf gegen sie weitgehend aussichtslos.

    So tragisch es ist, ich sehe wenig Möglichkeiten, den Einsatz in diesem Land, ob er nun unter dem Etikett ISAF oder OEF erfolgt, noch erfolgreich zu beenden.

  • K
    K.D.Neumann

    Ja ja, die Lage in Afghanistan...Hätte sich ohne das Engagement der USA im Kampf gegen den "Terror" wahrscheinlich kaum jemand für interessiert. Realitätsfern ist es doch ständig in anderen Ländern den reichen Onkel mit der dicken Brieftasche zu spielen der die BRD nie war oder ist. Alles geht zu Lasten unserer eigenen Leistungsfähigkeit, dass fängt bei den Sozialsystemen an und hört bei den Schulen auf. Mich kotzt es an immer die Schicksale von anderen Ländern vorgehalten zu bekommen, die seit Jahrzehnten am Tropf von sog. "Reichen" Ländern hängen. Diese "Reichen" Länder sind allesamt verschuldet und immer mehr Menschen werden dort arm. Das kann es doch nicht sein. Zudem werden diese ganzen "Relegionskriege" hierher verlagert, ich möchte das nicht! Die BRD-Regierung sollte sich endlich darauf besinnen das wir doch souverän sind und nicht mehr jedes amerikanische Kriegsabenteuer mitmachen. Sonst werden wir uns alle noch sehr wundern hier.

  • AZ
    A. Z.

    Komisch! Sonst heißt es immer: ?Überall gerne, bloß nicht vor meiner Haustür!? Jetzt ist da einer, der ist überall auf der Welt für Frieden und Basis-Demokratie, bloß da nicht, wo er gern ungestört Minister wäre.

     

    Die Betonung des Zivilen zur ?leeren Phrase?, die Betonung des Militärischen hingegen zur ?besten Antiterrorstrategie? zu erklären, zeugt von erstaunlich wenig Souveränität ? vor allem, wenn ein ?Außenminister? so spricht. Vielleicht sollte der Mann doch lieber Kriegsminister werden und den Posten des Außenministers jemandem überlassen, der ihn nicht auf Erst- und Vergeltungsschläge reduziert.

     

    Mag ja sein, dass es Herrn Dadfar nicht schnell genug geht mit der Demokratisierung seines Landes. Aber die Welt ist ebenso groß wie ungerecht. Deutschland kann unmöglich für alle Staaten (s)eine Verantwortung übernehmen, die mit ihren Problemen allein nicht zurecht kommen. Besonders dann nicht, wenn sich das ?Recht?, diese Verantwortung wahrzunehmen, auf die Lieferung von Soldaten und Kriegsmaterial beschränkt. Gleichaltrige Quälgeister beim großen Bruder zu verpetzen, auf dass dieser ihnen gehörig den Hosenboden stramm zieht, ist bestenfalls eine Schulhof-Lösung. Und zwar eine für Looser.

     

    Die Drohungen des Herren Ministers, der Terror würde nach Deutschland importiert werden, wenn man ihn nicht in Afghanistan mit Stumpf und Stiel ausrottet, steht jedenfalls auf ziemlich wackligen Beinen. Es gibt neben dem Hindukusch noch andere unzugängliche Gebirge. In Pakistan beispielsweise. Selbst das sicherste Afghanistan ist keine Garantie für ein sicheres Deutschland. Außerdem ist der Widerstand der Taliban bisher noch jedes Mal mit dem militärischen Druck gewachsen, den man auf sie ausgeübt hat. Nicht allein die Russen können davon ein trauriges Lied singen. ?Partisanen? ist mit militärischer Masse nicht beizukommen. Und agent orange versagt sowieso vollkommen, wo ohnehin keine Bäume wachsen.

     

    Wenn 82 Prozent der Afghanen die Frage, ob sich die ausländischen Soldaten zurückziehen sollen, mit ?Nein? beantworten, dann muss man fragen dürfen, was sie damit meinen. Meinen sie die Soldaten, die Brücken bauen oder die, die aus strategischen Gründen Bomben darauf werfen? Meinen sie die Spezialisten, die Mienenopfer versorgen, oder meinen sie die Fachleute, die Mienen legen? Und wenn es tatsächlich einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Drogen und Taliban (wer oder was ist übrigens die ?Terrormafia??) gibt, lässt sich dieser dann tatsächlich (nur) mit Waffengewalt auflösen?

     

    Kein Zweifel: Niemand fühlt sich gern verlassen. Auch eine Partei, auch ein Außenminister nicht. Aber mit dem Verlassen (werden) ist das so eine Sache: Mitunter ist nicht ganz klar, wer zuerst gegangen ist und warum. Und Recht haben sowieso immer beide. Allein. Jedenfalls bekommen das die Scheidungsanwälte erzählt.

  • SK
    Stefan Kunterding

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

     

    Sehr gutes, interessantes und aufschlussreiches Interview über die Lage in Afghandistan. Hätte die Grünen-Spitze den afghanisches Außenminister zum Parteitag eingeladen, wäre dieses "Abstimmungsdesaster" vielleicht zu vermeiden gewesesen. Hoffentlich tritt er aus der Partei aus, damit die Grünen Fundis sehen, was sie angerichtet haben. Politische Verantwortungslosigkeit und Realitätsferne passen zur Zeit gut zu den Grünen. Wenn der Kurs nicht revidiert wird, wähle ich die Partei nicht mehr.

  • KF
    Kai Felkendorff

    Prima Interview. Die Gegner/innen des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan als "Pazifist/innen" zu bezeichnen, erscheint mir etwas zu viel der Ehre.

  • KF
    Kai Felkendorff

    Danke, beste taz, für dieses Interview! Hätte ich euch gar nicht zugetraut.

  • R
    R.Theurer

    Wir sind die Guten.

    Wir haängen PACE Fahnen aus dem Fenster und gehen demonstrieren.

    Wir kämpfen für die Gleichberechtigung von Frauen und gegen jede Diskriminierung.

    Wir wissen was richtig ist.

    Wir sind gegen Krieg .

    Wir sind gegen den Einsatz in Afghanistan.

    Wir kümmern uns einen Drech darum ob Mädchen in Afghanistan in die Schule gehen dürfen.

    Wir sind der Meinung, daß die Burka doch sehr kleidsam ist.

    Musik ist eh schädlich und kann ruhig verboten werden, zumindest in Afghanistan, denn das ist weit weg.

    Und öffentliche Hinrichtungen stören doch auch niemanden, zumindest wenn sie in Iran, Saudi Arabien, Afghanistan oder China stattfinden. Nur die Hinrichtugen in den USA verstoßen gegen die Menschenrechte.

    Wir sind die Guetn und wer was anderes denkt oder will ist intolerant und hat keine Ahnung.

    Nichts gegen einen Abzug, aber wie bitte solls denn dann weitergehen?

  • MH
    Mr. Ha!

    Ach herrlich...

    Spanta spricht die Wahrheit und gleich kommt wieder die deutsche Friedensbewegung die denkt dass mit Wegschauen und "ach das klappt schon.." die Taliban verschwinden. Oder wollen die überhaupt dass die Taliban verschwinden? Hab oft den Eindruck beim LEsen der Kommentare hier (leider nicht nur hier) dass Euch die Menschen einfach egal sind. Für Euch ist alles ok bzw egal, hauptsache es ist weit weg...

    Natürlich darf der böse böse Bush nicht fehlen, denn "der böse Ami" hat uns armen Deutschen damals ja schon den Adolf weggenommen..Mal überlegen, wie ist das passiert? Ach ja, mit Waffen und Bombardements (In Euren Augen natürlich der Dresdner "Bomben-Holocaust").

    Immer diese Traumtänzerreien von Dialogen mit der Taliban und Terroristen...

    Leute, wacht auf!!

  • H
    Helge

    Am Beschluss der Grünen und der überwiegenden Mehrheit der Leserkommentare sieht man die Krise der Friedensbewegung: Das eigene Weltbild toppt die Erfahrung derjenigen, die letzten Endes mit den Konsequenzen leben müssen.

     

    Offenbar gibt es niemand zu denken, wenn jemand, der selbst aus der Friedensbewegung kommt, aber in einem Land lebt, wo deren Prinzipien tagtäglich auf die Probe gestellt werden, den Pazifismus in Frage stellt.

    Die Taliban und die afghanischen Warlords sind schwer bewaffnet und gewaltbereit. Fromme Friedenswünsche richten nichts gegen sie aus.

     

    Spanta, der mit diesem Problem leben muss, weiß das. Die deutsche Friedensbewegung will es nicht wahrhaben, weil es ihren Dogmen widerspricht. Man kann über den Bundeswehreinsatz getrennter Meinung sein - aber dass Deutsche, von ihrem bequemen Sofa aus, Afghanen, die sich regelmäßig in Lebensgefahr befinden, dafür bashen, dass sie ihre Dogmen als der afghanischen Realität unangemessen empfinden, zeugt von hemmungsloser Borniertheit.

  • UF
    U. Fleige

    Na, da fragt man sich doch, warum die taz, (die ich gerade frisch abonniert habe,) unkommentiert solche Interviews abdruckt: "Claudia Roth war in Afghanistan, sie hat hier mit Frauen gesprochen. Sie sollte wissen, was es für diese Frauen bedeuten würde, wenn die Taliban hier wieder an die Macht kämen". - Das erinnert mich doch sehr an die Reden meiner DKP-Bekannten in den 80er Jahren: "Du solltest wissen, was es für die Frauen in Afghanistan bedeuten würde, wenn die Russen aus Afghanistan abziehen würden.".

    Und: "Was die Amerikaner hier machen, ist die beste Antiterrorstrategie". - Bis heute hatte ich ja eigentlich - wie auch viele AmerikanerInnen - eher den Eindruck, dass diese Antiterrorstrategie die beste Terrorförderungsstrategie ist.

    Anderweitig las ich noch, dass Minister Spanta schon im Mai 2007 vom Parlament als Minister abgesetzt wurde, aber - rechtlich umstritten - bis zur Entscheidung des höchsten Gerichtes bis heute noch im Amt geblieben ist. Und dass er - was illegal ist - die deutsche und die afghanische Staatsangehörigkeit besitzt. O.k. - das tut eigentlich nichts zur Sache.

    Gut, dass hinten in der taz noch ein Interview mit Frau Mernissi steht; das bügelt das andere Interview ja wieder etwas aus: "Mit der Demokratisierung der islamischen Welt wird es schnell gehen", meint sie. (Hoffentlich; trotz ISAF und OEF!) "Weil in der arabischen Welt gerade eine Revolution stattfindet, und das liegt an den Medien. Und "[...] weil wir eine Demokratisierung von unten erleben." -

    Warum steht dieses Interview eigentlich nicht als Aufmacher auf der Titelseite?

  • DW
    die Wahrheit

    Die Grünen sind eine deutsche Partei und als solche müssen sie sich überlegen, ob sie in Afghanistan tote Bundeswehrsoldaten verantworten wollen, während gleichzeitig Hartz IV -Kinder gegen Monatsende hungrig zur Schule gehen. Beides haben die Grünen mitzuverantworten.

    Wenn die Mehrheit der Afghanen wirklich eine Rückkehr der Taliban verhindern möchte, was ich bezweifle, dann schenkt ihnen doch die ausrangierten Waffen der Bundeswehr. Es macht aber keinen Sinn sich in einem Bürgerkrieg als Verbündeter der USA auf ihrem weltumfassenden Feldzug und als Zielscheibe aufzustellen. Und das Märchen von der Terrorgefahr, die angeblich dann steige, wenn man nicht sofort militärisch eingreife, ist wohl durch den Irakkrieg widerlegt. Dieser war geradezu eine Frischzellenkur für die islamistischen Terroristen.

    Andererseits bin ich gepannt, ob die Bundestagsabgeordneten dieser Partei dann auch gegen den Afghanistaneinsatz stimmen. Immerhin dachte man 1998 auch, nun käme eine soziale und friedliche Koalition an die Macht.

  • T
    thorsten

    Eigentlich traurig, dass sich Herr Spanta - der als Grünen-Mitglied doch eigentlich wissen müsste, wie eine solche Delegiertenkonferenz abläuft - sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht hat, sich damit auseinanderzusetzen, was die Grünen am vergangenen Sonntag *tatsächlich* beschlossen haben. Sondern - jedenfalls macht es den Anschein - die teilweise bösartigen Miss- und Fehlinterpretationen vieler deutscher Medien als Basis für seine Reaktion genommen hat.

    Ich möchte hoffen, dass er sich den Beschluss der Grünen - hier abrufbar: http://www.gruene.de/cms/default/dokbin/197/197532.militaerische_eskalation_ist_keine_loesu.pdf - tatsächlich durchliest, bevor er über einen Austritt entscheidet. Allein danach zu schauen, ob im Bundestag nun "Ja", "Nein" oder mit "Enthaltung" gestimmt wird, ohne sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, ist ein bisschen arm.

     

    Oder aber hinter der Haltung steckt Kalkül (und da wäre es wohl an der taz, mal nachzuhaken): Immerhin gehört Herr Spada einer Regierung an, die ihr Bestehen vor allen Dingen der internationalen Truppenpräsenz verdankt - und angesichts eigener Machtinteressen unter Umständen gar kein Interesse an neuen Verhandlungen in Afghanistan hat, wie sie von den Grünen eingefordert werden.

  • ZS
    Zoltan Szankay

    IDas Interview des Aussenministers best¨tigt am besten die Richtigkeit des Parteitagsbeschlusses.Ein Aussenminister eines islamischn Volkes und Viertelstaates, der diese Art der Zustimmung zun Bush-schen Katastrophenkrieg hat, von einer Phantasiezahl der Zustimmung der Afghanen zum jetzigen Stand der Intevention aus einer Regierung her spricht, die nach all diesen Jahren nicht einmal ein Viertel des Landes kontrollieren kann,zeigt leider wie seine Regierung noch immer nur ganz und gar von der US-Unterstützung lebt. Die jetzige Form der Intervention ist ohne den leisesten Zweifel gescheitert, und es ist Menschen wie dem Aussenminister selbstvert¨ndlich nicht leicht sich das einzugestehen. Kommentar hier eingeben

  • IM
    Ingo Mehling

    Meines Erachtens hat der Minister die Lage stark beschönigt.

    Inzwischen erfolgen mehr als 90 Prozent der Welt-Opium-Produktion in Afghanistan. An dem Erlös bereichern sich nicht nur die Taliban, sondern auch die Warlords im Norden, die mehr oder weniger mit der Zentralregierung verbündet sind. Das Land hat sich zu einem zweiten Kolumbien entwickelt. Ob in dieser Situation zivile Aufbauhilfe noch sinnvoll ist, darf bezweifelt werden, ob sie nun mit oder ohne Schutz durch die Bundeswehr erfolgt.

    Im Süden können die Taliban ungehindert vom Pakistanischen Grenzgebiet aus operieren. Solange das der Fall ist (und es sieht angesichts der politischen Situation in Pakistan nicht danach aus, dass es sich bald ändert) ist der Kampf gegen sie weitgehend aussichtslos.

    So tragisch es ist, ich sehe wenig Möglichkeiten, den Einsatz in diesem Land, ob er nun unter dem Etikett ISAF oder OEF erfolgt, noch erfolgreich zu beenden.

  • K
    K.D.Neumann

    Ja ja, die Lage in Afghanistan...Hätte sich ohne das Engagement der USA im Kampf gegen den "Terror" wahrscheinlich kaum jemand für interessiert. Realitätsfern ist es doch ständig in anderen Ländern den reichen Onkel mit der dicken Brieftasche zu spielen der die BRD nie war oder ist. Alles geht zu Lasten unserer eigenen Leistungsfähigkeit, dass fängt bei den Sozialsystemen an und hört bei den Schulen auf. Mich kotzt es an immer die Schicksale von anderen Ländern vorgehalten zu bekommen, die seit Jahrzehnten am Tropf von sog. "Reichen" Ländern hängen. Diese "Reichen" Länder sind allesamt verschuldet und immer mehr Menschen werden dort arm. Das kann es doch nicht sein. Zudem werden diese ganzen "Relegionskriege" hierher verlagert, ich möchte das nicht! Die BRD-Regierung sollte sich endlich darauf besinnen das wir doch souverän sind und nicht mehr jedes amerikanische Kriegsabenteuer mitmachen. Sonst werden wir uns alle noch sehr wundern hier.

  • AZ
    A. Z.

    Komisch! Sonst heißt es immer: ?Überall gerne, bloß nicht vor meiner Haustür!? Jetzt ist da einer, der ist überall auf der Welt für Frieden und Basis-Demokratie, bloß da nicht, wo er gern ungestört Minister wäre.

     

    Die Betonung des Zivilen zur ?leeren Phrase?, die Betonung des Militärischen hingegen zur ?besten Antiterrorstrategie? zu erklären, zeugt von erstaunlich wenig Souveränität ? vor allem, wenn ein ?Außenminister? so spricht. Vielleicht sollte der Mann doch lieber Kriegsminister werden und den Posten des Außenministers jemandem überlassen, der ihn nicht auf Erst- und Vergeltungsschläge reduziert.

     

    Mag ja sein, dass es Herrn Dadfar nicht schnell genug geht mit der Demokratisierung seines Landes. Aber die Welt ist ebenso groß wie ungerecht. Deutschland kann unmöglich für alle Staaten (s)eine Verantwortung übernehmen, die mit ihren Problemen allein nicht zurecht kommen. Besonders dann nicht, wenn sich das ?Recht?, diese Verantwortung wahrzunehmen, auf die Lieferung von Soldaten und Kriegsmaterial beschränkt. Gleichaltrige Quälgeister beim großen Bruder zu verpetzen, auf dass dieser ihnen gehörig den Hosenboden stramm zieht, ist bestenfalls eine Schulhof-Lösung. Und zwar eine für Looser.

     

    Die Drohungen des Herren Ministers, der Terror würde nach Deutschland importiert werden, wenn man ihn nicht in Afghanistan mit Stumpf und Stiel ausrottet, steht jedenfalls auf ziemlich wackligen Beinen. Es gibt neben dem Hindukusch noch andere unzugängliche Gebirge. In Pakistan beispielsweise. Selbst das sicherste Afghanistan ist keine Garantie für ein sicheres Deutschland. Außerdem ist der Widerstand der Taliban bisher noch jedes Mal mit dem militärischen Druck gewachsen, den man auf sie ausgeübt hat. Nicht allein die Russen können davon ein trauriges Lied singen. ?Partisanen? ist mit militärischer Masse nicht beizukommen. Und agent orange versagt sowieso vollkommen, wo ohnehin keine Bäume wachsen.

     

    Wenn 82 Prozent der Afghanen die Frage, ob sich die ausländischen Soldaten zurückziehen sollen, mit ?Nein? beantworten, dann muss man fragen dürfen, was sie damit meinen. Meinen sie die Soldaten, die Brücken bauen oder die, die aus strategischen Gründen Bomben darauf werfen? Meinen sie die Spezialisten, die Mienenopfer versorgen, oder meinen sie die Fachleute, die Mienen legen? Und wenn es tatsächlich einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Drogen und Taliban (wer oder was ist übrigens die ?Terrormafia??) gibt, lässt sich dieser dann tatsächlich (nur) mit Waffengewalt auflösen?

     

    Kein Zweifel: Niemand fühlt sich gern verlassen. Auch eine Partei, auch ein Außenminister nicht. Aber mit dem Verlassen (werden) ist das so eine Sache: Mitunter ist nicht ganz klar, wer zuerst gegangen ist und warum. Und Recht haben sowieso immer beide. Allein. Jedenfalls bekommen das die Scheidungsanwälte erzählt.

  • SK
    Stefan Kunterding

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

     

    Sehr gutes, interessantes und aufschlussreiches Interview über die Lage in Afghandistan. Hätte die Grünen-Spitze den afghanisches Außenminister zum Parteitag eingeladen, wäre dieses "Abstimmungsdesaster" vielleicht zu vermeiden gewesesen. Hoffentlich tritt er aus der Partei aus, damit die Grünen Fundis sehen, was sie angerichtet haben. Politische Verantwortungslosigkeit und Realitätsferne passen zur Zeit gut zu den Grünen. Wenn der Kurs nicht revidiert wird, wähle ich die Partei nicht mehr.

  • KF
    Kai Felkendorff

    Prima Interview. Die Gegner/innen des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan als "Pazifist/innen" zu bezeichnen, erscheint mir etwas zu viel der Ehre.

  • KF
    Kai Felkendorff

    Danke, beste taz, für dieses Interview! Hätte ich euch gar nicht zugetraut.

  • R
    R.Theurer

    Wir sind die Guten.

    Wir haängen PACE Fahnen aus dem Fenster und gehen demonstrieren.

    Wir kämpfen für die Gleichberechtigung von Frauen und gegen jede Diskriminierung.

    Wir wissen was richtig ist.

    Wir sind gegen Krieg .

    Wir sind gegen den Einsatz in Afghanistan.

    Wir kümmern uns einen Drech darum ob Mädchen in Afghanistan in die Schule gehen dürfen.

    Wir sind der Meinung, daß die Burka doch sehr kleidsam ist.

    Musik ist eh schädlich und kann ruhig verboten werden, zumindest in Afghanistan, denn das ist weit weg.

    Und öffentliche Hinrichtungen stören doch auch niemanden, zumindest wenn sie in Iran, Saudi Arabien, Afghanistan oder China stattfinden. Nur die Hinrichtugen in den USA verstoßen gegen die Menschenrechte.

    Wir sind die Guetn und wer was anderes denkt oder will ist intolerant und hat keine Ahnung.

    Nichts gegen einen Abzug, aber wie bitte solls denn dann weitergehen?

  • MH
    Mr. Ha!

    Ach herrlich...

    Spanta spricht die Wahrheit und gleich kommt wieder die deutsche Friedensbewegung die denkt dass mit Wegschauen und "ach das klappt schon.." die Taliban verschwinden. Oder wollen die überhaupt dass die Taliban verschwinden? Hab oft den Eindruck beim LEsen der Kommentare hier (leider nicht nur hier) dass Euch die Menschen einfach egal sind. Für Euch ist alles ok bzw egal, hauptsache es ist weit weg...

    Natürlich darf der böse böse Bush nicht fehlen, denn "der böse Ami" hat uns armen Deutschen damals ja schon den Adolf weggenommen..Mal überlegen, wie ist das passiert? Ach ja, mit Waffen und Bombardements (In Euren Augen natürlich der Dresdner "Bomben-Holocaust").

    Immer diese Traumtänzerreien von Dialogen mit der Taliban und Terroristen...

    Leute, wacht auf!!

  • H
    Helge

    Am Beschluss der Grünen und der überwiegenden Mehrheit der Leserkommentare sieht man die Krise der Friedensbewegung: Das eigene Weltbild toppt die Erfahrung derjenigen, die letzten Endes mit den Konsequenzen leben müssen.

     

    Offenbar gibt es niemand zu denken, wenn jemand, der selbst aus der Friedensbewegung kommt, aber in einem Land lebt, wo deren Prinzipien tagtäglich auf die Probe gestellt werden, den Pazifismus in Frage stellt.

    Die Taliban und die afghanischen Warlords sind schwer bewaffnet und gewaltbereit. Fromme Friedenswünsche richten nichts gegen sie aus.

     

    Spanta, der mit diesem Problem leben muss, weiß das. Die deutsche Friedensbewegung will es nicht wahrhaben, weil es ihren Dogmen widerspricht. Man kann über den Bundeswehreinsatz getrennter Meinung sein - aber dass Deutsche, von ihrem bequemen Sofa aus, Afghanen, die sich regelmäßig in Lebensgefahr befinden, dafür bashen, dass sie ihre Dogmen als der afghanischen Realität unangemessen empfinden, zeugt von hemmungsloser Borniertheit.

  • UF
    U. Fleige

    Na, da fragt man sich doch, warum die taz, (die ich gerade frisch abonniert habe,) unkommentiert solche Interviews abdruckt: "Claudia Roth war in Afghanistan, sie hat hier mit Frauen gesprochen. Sie sollte wissen, was es für diese Frauen bedeuten würde, wenn die Taliban hier wieder an die Macht kämen". - Das erinnert mich doch sehr an die Reden meiner DKP-Bekannten in den 80er Jahren: "Du solltest wissen, was es für die Frauen in Afghanistan bedeuten würde, wenn die Russen aus Afghanistan abziehen würden.".

    Und: "Was die Amerikaner hier machen, ist die beste Antiterrorstrategie". - Bis heute hatte ich ja eigentlich - wie auch viele AmerikanerInnen - eher den Eindruck, dass diese Antiterrorstrategie die beste Terrorförderungsstrategie ist.

    Anderweitig las ich noch, dass Minister Spanta schon im Mai 2007 vom Parlament als Minister abgesetzt wurde, aber - rechtlich umstritten - bis zur Entscheidung des höchsten Gerichtes bis heute noch im Amt geblieben ist. Und dass er - was illegal ist - die deutsche und die afghanische Staatsangehörigkeit besitzt. O.k. - das tut eigentlich nichts zur Sache.

    Gut, dass hinten in der taz noch ein Interview mit Frau Mernissi steht; das bügelt das andere Interview ja wieder etwas aus: "Mit der Demokratisierung der islamischen Welt wird es schnell gehen", meint sie. (Hoffentlich; trotz ISAF und OEF!) "Weil in der arabischen Welt gerade eine Revolution stattfindet, und das liegt an den Medien. Und "[...] weil wir eine Demokratisierung von unten erleben." -

    Warum steht dieses Interview eigentlich nicht als Aufmacher auf der Titelseite?

  • DW
    die Wahrheit

    Die Grünen sind eine deutsche Partei und als solche müssen sie sich überlegen, ob sie in Afghanistan tote Bundeswehrsoldaten verantworten wollen, während gleichzeitig Hartz IV -Kinder gegen Monatsende hungrig zur Schule gehen. Beides haben die Grünen mitzuverantworten.

    Wenn die Mehrheit der Afghanen wirklich eine Rückkehr der Taliban verhindern möchte, was ich bezweifle, dann schenkt ihnen doch die ausrangierten Waffen der Bundeswehr. Es macht aber keinen Sinn sich in einem Bürgerkrieg als Verbündeter der USA auf ihrem weltumfassenden Feldzug und als Zielscheibe aufzustellen. Und das Märchen von der Terrorgefahr, die angeblich dann steige, wenn man nicht sofort militärisch eingreife, ist wohl durch den Irakkrieg widerlegt. Dieser war geradezu eine Frischzellenkur für die islamistischen Terroristen.

    Andererseits bin ich gepannt, ob die Bundestagsabgeordneten dieser Partei dann auch gegen den Afghanistaneinsatz stimmen. Immerhin dachte man 1998 auch, nun käme eine soziale und friedliche Koalition an die Macht.

  • T
    thorsten

    Eigentlich traurig, dass sich Herr Spanta - der als Grünen-Mitglied doch eigentlich wissen müsste, wie eine solche Delegiertenkonferenz abläuft - sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht hat, sich damit auseinanderzusetzen, was die Grünen am vergangenen Sonntag *tatsächlich* beschlossen haben. Sondern - jedenfalls macht es den Anschein - die teilweise bösartigen Miss- und Fehlinterpretationen vieler deutscher Medien als Basis für seine Reaktion genommen hat.

    Ich möchte hoffen, dass er sich den Beschluss der Grünen - hier abrufbar: http://www.gruene.de/cms/default/dokbin/197/197532.militaerische_eskalation_ist_keine_loesu.pdf - tatsächlich durchliest, bevor er über einen Austritt entscheidet. Allein danach zu schauen, ob im Bundestag nun "Ja", "Nein" oder mit "Enthaltung" gestimmt wird, ohne sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, ist ein bisschen arm.

     

    Oder aber hinter der Haltung steckt Kalkül (und da wäre es wohl an der taz, mal nachzuhaken): Immerhin gehört Herr Spada einer Regierung an, die ihr Bestehen vor allen Dingen der internationalen Truppenpräsenz verdankt - und angesichts eigener Machtinteressen unter Umständen gar kein Interesse an neuen Verhandlungen in Afghanistan hat, wie sie von den Grünen eingefordert werden.

  • ZS
    Zoltan Szankay

    IDas Interview des Aussenministers best¨tigt am besten die Richtigkeit des Parteitagsbeschlusses.Ein Aussenminister eines islamischn Volkes und Viertelstaates, der diese Art der Zustimmung zun Bush-schen Katastrophenkrieg hat, von einer Phantasiezahl der Zustimmung der Afghanen zum jetzigen Stand der Intevention aus einer Regierung her spricht, die nach all diesen Jahren nicht einmal ein Viertel des Landes kontrollieren kann,zeigt leider wie seine Regierung noch immer nur ganz und gar von der US-Unterstützung lebt. Die jetzige Form der Intervention ist ohne den leisesten Zweifel gescheitert, und es ist Menschen wie dem Aussenminister selbstvert¨ndlich nicht leicht sich das einzugestehen. Kommentar hier eingeben

  • IM
    Ingo Mehling

    Meines Erachtens hat der Minister die Lage stark beschönigt.

    Inzwischen erfolgen mehr als 90 Prozent der Welt-Opium-Produktion in Afghanistan. An dem Erlös bereichern sich nicht nur die Taliban, sondern auch die Warlords im Norden, die mehr oder weniger mit der Zentralregierung verbündet sind. Das Land hat sich zu einem zweiten Kolumbien entwickelt. Ob in dieser Situation zivile Aufbauhilfe noch sinnvoll ist, darf bezweifelt werden, ob sie nun mit oder ohne Schutz durch die Bundeswehr erfolgt.

    Im Süden können die Taliban ungehindert vom Pakistanischen Grenzgebiet aus operieren. Solange das der Fall ist (und es sieht angesichts der politischen Situation in Pakistan nicht danach aus, dass es sich bald ändert) ist der Kampf gegen sie weitgehend aussichtslos.

    So tragisch es ist, ich sehe wenig Möglichkeiten, den Einsatz in diesem Land, ob er nun unter dem Etikett ISAF oder OEF erfolgt, noch erfolgreich zu beenden.

  • K
    K.D.Neumann

    Ja ja, die Lage in Afghanistan...Hätte sich ohne das Engagement der USA im Kampf gegen den "Terror" wahrscheinlich kaum jemand für interessiert. Realitätsfern ist es doch ständig in anderen Ländern den reichen Onkel mit der dicken Brieftasche zu spielen der die BRD nie war oder ist. Alles geht zu Lasten unserer eigenen Leistungsfähigkeit, dass fängt bei den Sozialsystemen an und hört bei den Schulen auf. Mich kotzt es an immer die Schicksale von anderen Ländern vorgehalten zu bekommen, die seit Jahrzehnten am Tropf von sog. "Reichen" Ländern hängen. Diese "Reichen" Länder sind allesamt verschuldet und immer mehr Menschen werden dort arm. Das kann es doch nicht sein. Zudem werden diese ganzen "Relegionskriege" hierher verlagert, ich möchte das nicht! Die BRD-Regierung sollte sich endlich darauf besinnen das wir doch souverän sind und nicht mehr jedes amerikanische Kriegsabenteuer mitmachen. Sonst werden wir uns alle noch sehr wundern hier.

  • AZ
    A. Z.

    Komisch! Sonst heißt es immer: ?Überall gerne, bloß nicht vor meiner Haustür!? Jetzt ist da einer, der ist überall auf der Welt für Frieden und Basis-Demokratie, bloß da nicht, wo er gern ungestört Minister wäre.

     

    Die Betonung des Zivilen zur ?leeren Phrase?, die Betonung des Militärischen hingegen zur ?besten Antiterrorstrategie? zu erklären, zeugt von erstaunlich wenig Souveränität ? vor allem, wenn ein ?Außenminister? so spricht. Vielleicht sollte der Mann doch lieber Kriegsminister werden und den Posten des Außenministers jemandem überlassen, der ihn nicht auf Erst- und Vergeltungsschläge reduziert.

     

    Mag ja sein, dass es Herrn Dadfar nicht schnell genug geht mit der Demokratisierung seines Landes. Aber die Welt ist ebenso groß wie ungerecht. Deutschland kann unmöglich für alle Staaten (s)eine Verantwortung übernehmen, die mit ihren Problemen allein nicht zurecht kommen. Besonders dann nicht, wenn sich das ?Recht?, diese Verantwortung wahrzunehmen, auf die Lieferung von Soldaten und Kriegsmaterial beschränkt. Gleichaltrige Quälgeister beim großen Bruder zu verpetzen, auf dass dieser ihnen gehörig den Hosenboden stramm zieht, ist bestenfalls eine Schulhof-Lösung. Und zwar eine für Looser.

     

    Die Drohungen des Herren Ministers, der Terror würde nach Deutschland importiert werden, wenn man ihn nicht in Afghanistan mit Stumpf und Stiel ausrottet, steht jedenfalls auf ziemlich wackligen Beinen. Es gibt neben dem Hindukusch noch andere unzugängliche Gebirge. In Pakistan beispielsweise. Selbst das sicherste Afghanistan ist keine Garantie für ein sicheres Deutschland. Außerdem ist der Widerstand der Taliban bisher noch jedes Mal mit dem militärischen Druck gewachsen, den man auf sie ausgeübt hat. Nicht allein die Russen können davon ein trauriges Lied singen. ?Partisanen? ist mit militärischer Masse nicht beizukommen. Und agent orange versagt sowieso vollkommen, wo ohnehin keine Bäume wachsen.

     

    Wenn 82 Prozent der Afghanen die Frage, ob sich die ausländischen Soldaten zurückziehen sollen, mit ?Nein? beantworten, dann muss man fragen dürfen, was sie damit meinen. Meinen sie die Soldaten, die Brücken bauen oder die, die aus strategischen Gründen Bomben darauf werfen? Meinen sie die Spezialisten, die Mienenopfer versorgen, oder meinen sie die Fachleute, die Mienen legen? Und wenn es tatsächlich einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Drogen und Taliban (wer oder was ist übrigens die ?Terrormafia??) gibt, lässt sich dieser dann tatsächlich (nur) mit Waffengewalt auflösen?

     

    Kein Zweifel: Niemand fühlt sich gern verlassen. Auch eine Partei, auch ein Außenminister nicht. Aber mit dem Verlassen (werden) ist das so eine Sache: Mitunter ist nicht ganz klar, wer zuerst gegangen ist und warum. Und Recht haben sowieso immer beide. Allein. Jedenfalls bekommen das die Scheidungsanwälte erzählt.

  • SK
    Stefan Kunterding

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    Sehr gutes, interessantes und aufschlussreiches Interview über die Lage in Afghandistan. Hätte die Grünen-Spitze den afghanisches Außenminister zum Parteitag eingeladen, wäre dieses "Abstimmungsdesaster" vielleicht zu vermeiden gewesesen. Hoffentlich tritt er aus der Partei aus, damit die Grünen Fundis sehen, was sie angerichtet haben. Politische Verantwortungslosigkeit und Realitätsferne passen zur Zeit gut zu den Grünen. Wenn der Kurs nicht revidiert wird, wähle ich die Partei nicht mehr.