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Interview zur Zypern-Frage"Konflikt noch 2008 lösen"

Die Kluft zwischen Griechen und Türken auf Zypern lässt sich überwinden, glaubt der Präsident der türkischen Zyprioten, Mehmet Ali Talat.

Mehmet Ali Talat: "Es gibt für uns keine Alternative zur EU-Mitgliedschaft." Bild: dpa

taz: Präsident Talat, die griechischen Zyprioten haben den Linken Dimitris Christofias zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Was erhoffen Sie sich als Präsident der türkischen Zyprioten?

Mehmet Ali Talat: Die griechischen Zyprioten haben sich für den Wechsel entschieden. Die Niederlage des Nationalisten Papadopoulos war beeindruckend. Ich bin hoffnungsvoll, dass ein Friedensprozess beginnen kann.

Die Gespräche zwischen griechischen und türkischen Zyprioten dürften bald beginnen. Planen Sie vertrauensbildende Maßnahmen, um die Kompromisssuche zu unterstützen - etwa weitere Grenzübergänge zwischen Nord und Süd?

Natürlich sind wir bereit, Übergänge zu öffnen. Ich glaube aber, dass die beste vertrauensbildende Maßnahme der Beginn von Verhandlungen ist. Sie werden sehen, dass sich das Klima schlagartig verändert.

Nun regiert Christofias im griechischen Teil Zypern ja nicht allein - sondern auch die Nationalisten von der Demokratischen Partei sind an der Koalition beteiligt. Könnten sie eine Verständigung mit den Türken torpedieren?

Davor habe ich Angst. Das ist der einzige Grund, warum ich Zweifel daran hege, dass eine Versöhnung zwischen beiden Landesteilen gelingt.

Was kann die internationale Gemeinschaft tun, um den Friedensprozess zu unterstützen?

Das mächtigste Instrument der internationalen Gemeinschaft wäre, die Isolation Nordzyperns zu beenden - indem etwa direkte Handelsbeziehungen mit der EU ermöglicht werden. Das würde die griechischen Zyprioten überzeugen, dass es zu Verhandlungen keine Alternative mehr gibt.

Sie haben gerade erste Raten der EU-Hilfen in Höhe von 259 Millionen Euro erhalten.

Und die griechischen Zyprioten haben die EU deswegen vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Wir erwarten von Herrn Christofias, dass er dieses Verfahren wieder beendet. Es ist nicht hinnehmbar.

Aber sind wirklich nur griechische Zyprioten gegen eine Verständigung? Auch bei der nationalistischen Opposition im türkischen Nordzypern scheint eine Annäherung nicht willkommen zu sein. Immerhin ist die Zustimmung zur EU bereits deutlich gesunken.

Viele Menschen vertrauen der EU nicht mehr. Was dort versprochen wurde, ist nicht eingetreten. Aber es gibt für uns keine Alternative zur EU-Mitgliedschaft.

Wer durch Zypern fährt, hat nicht den Eindruck, dass sich der beidseitige Nationalismus abschwächt. Wer etwa aus dem griechischen Süden ins türkische Nordnakosia kommt, sieht als Erstes ein Schild "Türkische Republik Nordzypern für immer". Wäre eine Abrüstung der Symbole nicht angebracht?

Sie mögen recht haben: Die griechischen Zyprioten ärgern sich über so ein Schild. Aber soll ich es deshalb abmontieren? Würde das nicht heißen, ich sei gegen die Türkische Republik Nordzypern? Die Zyperngriechen ärgern sich auch über die große türkische Flagge auf den Bergen. Sie wurde vor langer Zeit angebracht, um der zyperngriechischen Propaganda von einem angeblichen "Pseudostaat" zu begegnen.

Die Zyperngriechen würden das Gegenteil sagen: dass es eine einseitige Propagandaaktion der Türken ist.

Mit wem immer Sie unter den zyperngriechischen Politikern sprechen, er wird in jedem Fall vom "besetzten Gebiet" sprechen, vom "Pseudostaat", dem "illegalen" oder "selbst ernannten" Staat. Ohne diese Adjektive sind sie nicht in der Lage, einen Satz zu formulieren. Als Antwort darauf haben türkische Nationalisten etwas unternommen. Natürlich kommt diese Flagge aus derselben Mentalität. Ein anderes Beispiel: Früher gab es Fotos von Massakern an Zyperntürken an unserem Checkpoint. Unsere Regierung hat sie alle abgenommen. Entsprechende Bilder auf der griechischen Seite hängen bis heute. Es muss positive Zeichen geben, dann kann man wieder positiv darauf reagieren.

Könnten die türkischen Truppen bei einer Lösung aus Zypern abziehen?

Ja. Am Ende wären nur noch 650 türkische Soldaten auf Zypern, so wie es die UN-Vereinbarung vorgesehen hatte.

Wie schnell sollte es zu einer Übereinkunft kommen?

Noch in diesem Jahr. Es wäre kein Problem. Wir haben schon eine Menge Arbeit hinter uns.

Die Lösung sollte dem alten Annan-Plan ähneln?

Das wünsche ich mir. Aber natürlich weiß ich nicht, was die andere Seite sagen wird.

Wenn die Verhandlungen wieder scheitern sollten, wäre dann eine Unabhängigkeit Nordzyperns ähnlich wie im Kosovo für Sie eine Option?

Das scheint mir keine Möglichkeit für uns. Unsere Politik hat eine umfassende Lösung für Zypern zum Ziel. Nichts anderes.

INTERVIEW: KLAUS HILLENBRAND

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