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Interview zur Lage Georgiens"Es gibt viel Unterstützung"

m Kaukasus-Krieg entscheidet sich mehr als die Zukunft Georgiens, sagt die georgische Politikerin Nino Burdschanadse. Es geht um eine neue Weltordnung.

Interview von David Nauer

taz: Frau Burdschanadse, was will Russland?

Bild: archiv
Im Interview: 

NINO BURDSCHANADSE, 44, ist Professorin für Internationales Recht. Sie stand bis Frühjahr 2008 dem georgischen Parlament vor und amtierte zeitweise als Staatspräsidentin.

Nino Burdschanadse: Russland versucht, Georgien in seinem Machtbereich zu behalten, und missbraucht dazu die Konflikte um Südossetien und Abchasien. Es geht Russland nicht um Frieden. In ganz Georgien wurden Dörfer und Städte angegriffen. Wir sind Zeugen eines Kampfes um die politische Zukunft unseres Landes.

Der Konflikt ist eskaliert, als die georgische Armee vergangene Woche die südossetische Hauptstadt Zchinwali angriff. War diese Attacke ein Fehler?

Das ist im Moment schwer zu sagen. Es ist offensichtlich, dass Zchinwali Georgien provoziert hat. In den Tagen zuvor wurden georgische Dörfer beschossen. Eine andere Frage ist aber, ob es möglich gewesen wäre, ruhig zu bleiben. Ob der Angriff korrekt war oder eine Überreaktion, werden wir diskutieren müssen, aber erst wenn die russischen Truppen Georgien verlassen haben.

Wünschen Sie sich mehr Unterstützung aus dem Westen?

Wir erhalten viel Unterstützung. In der ganzen Welt wird verstanden: Es geht hier nicht nur um ein georgisch-russisches Problem, es geht um eine neue Weltordnung. Wie soll diese aussehen? Soll das Gesetz herrschen oder das Gesetz des Stärkeren?

Manche Beobachter vermuten, dass dieser Krieg das politische System in Georgien komplett umkrempeln wird inklusive der geopolitischen Ausrichtung des Landes. Sind solche Befürchtungen begründet?

Nein, Georgiens Kurs nach Westen ist unverrückbar. Er entspricht nicht einfach nur dem Willen der Staatsführung, es ist der Willen des georgischen Volkes. Politische Schwierigkeiten wird es aber bestimmt geben.

Sie waren lange Jahre Vorsitzende des georgischen Parlaments. Warum haben Sie sich aus der Politik zurückgezogen - und was sind Ihre Pläne?

Ich hatte einige Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten. Ich habe eine rationalere Politik gefordert. Wenn ich jetzt zurückschaue, denke ich, dass ich in vielem richtig lag.

Haben diese Meinungsverschiedenheiten mit Michail Saakaschwili auch den Umgang mit Abchasien und Südossetien betroffen?

Ja. Ich habe davor gewarnt, dass Russland handeln wird, wenn es zu einer Militäraktion kommt. Es war für mich zwar nicht vorstellbar, dass die Russen so weit gehen werden. Aber dass sie eine negative Rolle spielen werden, war klar.

Heißt das, dass es in der georgischen Führung Leute gab, die nicht mit einem Eingreifen Russlands rechneten?

Ja, eine solche Meinung gab es.

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