Interview mit Klaus Lederer: "Nur draufhauen reicht nicht"
Linke-Landeschef Klaus Lederer fordert von seiner Bundespartei eine Zusammenarbeit mit der SPD und den Grünen statt ständiger Mäkelei
taz: Herr Lederer, Sie fordern von Ihrer Bundespartei einen anderen Umgang mit SPD und Grünen?
Klaus Lederer: Ich formuliere es mal so: Das schlichte Draufhauen und sich als die einzig wahre soziale Partei darzustellen reichen mir nicht aus.
Was soll stattdessen kommen?
Wir müssen aus diesem Negative Campaigning raus. Die strategische Linie muss anders werden.
Das klingt jetzt sehr nach bloßem PR-Sprech. Was heißt das denn konkret?
Da, wo sich Anknüpfungspunkte für politische Gemeinsamkeiten bieten, sollten wir die anderen ernst nehmen, statt nur daran rumzumäkeln, dass das alles unzureichend ist.
Im Klartext: Berlin mit seiner rot-roten Koalition soll Vorbild für die Bundespartei werden?
Wir müssen in Berlin im Kleinen vormachen, was wir im Bund im Großen exerzieren wollen.
Bei so viel Zusammenarbeit kämen der Linkspartei ja im Bund ihre liebsten Feindbilder abhanden …
Wer mit Feindbildern Politik macht, macht sich davon abhängig, dass diese fortbestehen. Wenn wir andere Mehrheiten in diesem Land wollen, müssen wir aber ein Interesse daran haben, dass sich die anderen bewegen. Wenn Teile von SPD und Grünen beginnen, ihre Position zu Agenda 2010 und Hartz-Gesetzen zu korrigieren, dann kann ich das auch begrüßen - statt gleich ihre Glaubwürdigkeit infrage zu stellen, weil sie nicht eins zu eins unsere Positionen übernehmen.
Bei der Bundestagswahl hat die Linkspartei aber stark auf Kosten der SPD profitiert.
Die SPD hat dreimal mehr Wähler ans Nichtwählerlager verloren als an die Linke. Das war vor allem Enttäuschung über deren bisherige Politik. Es fehlte aber auch eine realistische Alternative. Im Ergebnis haben wir jetzt Schwarz-Gelb im Bund.
Auch mit der SPD reicht es ja immer noch nicht, weder im Bund noch nach derzeitigen Umfragen in Berlin. Bei der Abgeordnetenhauswahl 2011 brauchen Sie die Grünen. Aber passen die noch zu Ihnen? Ihre Partei hat sie doch schon manches Mal als Öko-FDP abgetan.
Die Frage ist nicht, ob die Grünen zu uns passen, sondern für welche Politik sie sich entscheiden: Ob sie im Zweifel mit uns für eine soziale Politik streiten oder mit CDU und FDP die Ausgrenzung sozial schlechter gestellter Schichten verfestigen.
Und wie wollen Sie das von außen beeinflussen?
Indem wir die Alternativen kenntlich machen und die Diskussion darüber führen. Auch mit den Grünen. Und dann warten wir mal ab. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Grünen zwar die Umfragen, aber nicht die Wahlen gewinnen.
INTERVIEW: STEFAN ALBERTI
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