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Interview mit Guggenheim-Kuratorin"Es geht nicht um den Weltfrieden"

Die Kuratorin des "BMW Guggenheim Lab" verteidigt den Ortswechsel von Kreuzberg zum Pfefferberg. Sie erwartet auch hier Protest und hofft, dass sich die Demonstranten einbinden lassen.

Konrad Litschko
Interview von Konrad Litschko

taz: Frau Nicanor, warum passt das BMW Guggenheim Lab zum Pfefferberg?

Maria Nicanor: Der Pfefferberg war schon im Juni 2011 als Standort für das Lab geplant. Wir kannten den Ort, den Bezirksbürgermeister und hatten alle Genehmigungen. Deshalb haben wir uns für die Location entschieden.

Zwischendrin wollten Sie trotzdem nach Kreuzberg. Was hat Sie dort gereizt?

Da wir Gentrifizierung und die Rolle öffentlicher Räume diskutieren und auch die Diskussion ums Spreeufer integrieren wollten, erschien uns das Brachgelände in Kreuzberg irgendwann passender. Wir werden diese Themen nun aber auch in Prenzlauer Berg diskutieren. Und wir wollen auch raus in die Stadt, um Debatten vor Ort aufzugreifen.

Maria Nicanor

32 Jahre, Kunsthistorikerin, ist Kuratorin des BMW Guggenheim Lab, derzeit noch in New York. Sie hat bereits mehrere Monate in Berlin verbracht, um das Konzept zu erarbeiten.

Auch in New York gab es Proteste gegen das Lab. Warum sind Sie in Kreuzberg vor dem Widerstand gewichen?

Weil uns die Drohungen doch ein bisschen ernster erschienen. Ich finde es zwar faszinierend, wenn die Debatte kontrovers verläuft und an Kontrolle verliert – in diesem Sinn hat das Lab bereits begonnen. Auf Veranstaltungen unter Polizeischutz habe ich aber keine Lust. Wir können niemanden etwas aufzwingen. Mein Eindruck ist allerdings auch, dass das Lab für einige nur ein Vorwand zum Protest war. Allen sollte klar sein: Es geht hier nicht um den Weltfrieden, sondern um eine Diskussion über Stadt und Leben. Nicht mehr, nicht weniger.

Auch für den Pfefferberg ist bereits Protest angekündigt. Wie werden Sie damit umgehen?

Wir rechnen damit, dass es auch dort Protest geben kann. In New York hatten wir zehn Leute, die protestierten – später haben sie im Programm mitgewirkt. Wenn uns das auch in Berlin gelingt, wäre ich glücklich.

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2 Kommentare

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  • L
    logo

    Lieber Fritz,

    nennst Du die Gegner etwa selbstlos ?

    Wenn das die Latte ist, an der wir unser aller Tun messen lassen sollen, müsste die Welt zu einem Kloster mutieren.

    Eigentlich wundert mich der ganze Trara. Würde sich niemand dafür interessieren, würde eh alles verpuffen. Ich muss allerdings auch zugeben, ich hätte weder etwas dagegen BMW zu fahren, noch ins Guggenheim zu gehen - selbst trotz der erschreckenden Erkenntnis, dass die auch was davon haben könnten.

    Das, was erregt, ist das Mimikry. Es ist doch aber enttarnt.

  • F
    Fritz

    Was immer sie tun wollen, es ist eine widerliche Daimler-Benz-Fashionweek-Anmutung. Radial System, re:publica und Piraten kommen gleich danach. Nuetzliche Idioten, siehe den Kampf gegen ACTA, der nur der Telekom nuetzt.

     

    Warum nennen sie sich BMW-Guggenheim? Allein das ist schon eine Bombe wert. Es ist die Verindustrialisierung des Protestes. Auch die Deutsche Bank-Guggenheim hat noch nie ein Projekt selbstlos betrieben, jedenfalls, wenn es um die grossen Fragen der Menschheit geht.

     

    BMW und Deutsche Bank sind immer Partei.