Interview: Manfred Mahr: Typisch für den Advent
■ Der „kritische Polizist“ und GALier zu den Überfällen auf zwei Lotto–Stellen
taz: Zwei Überfälle auf Lotto-Läden in einer Woche, zwei Tote: Ist das Zufall oder eine neue Qualität von Gewalt?
Manfred Mahr: Das kann Zufall sein, aber von einer neuen Qualität zu sprechen, ist falsch. Zu Wellenbewegungen dieser Art kommt es immer wieder. Gerade in der Vorweihnachtszeit sind Raubüberfälle nicht untypisch.
Auch mit Todesopfern?
Das macht den Einzelfall natürlich sehr tragisch. Aber setzt man die Todesopfer in Relation zu tatsächlichen Fallzahlen, stellt man fest, daß selten Tote zu beklagen sind.
Das heißt, es gibt viele Überfälle?
Raubdelikte nehmen zu. Aber nicht in dem Maße, wie man vermuten könnte. Die letzten Wochen war es nur etwas gedrängt.
Die Polizei will „problembezogen“ eingreifen. Dafür teilt sie die Überfälle in Kategorien ein. Zum Beispiel „Ausländerkriminalität, Drogendelikte...“
Da arbeitet die Polizei im Wechselspiel mit den Medien. Schlagzeilen suggerieren, daß Verbrechen verhindert werden könnten. Aber dafür gibt es nur begrenzte Möglichkeiten. Würde die Polizei angesichts von zwei Toten allerdings nicht öffentlich reagieren, würde man ihr vorwerfen, daß sie Gewalt verharmlose.
Sollte denn künftig vor jedem Lotto-Laden ein Polizist stehen?
Man kann Prävention auch überziehen. Da soll der Eindruck entstehen, daß die Polizei schon vor Ort ist, ehe überhaupt etwas passiert. Das schafft und bestätigt doch nur Feindbilder.
Fragen: Elke Spanner
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