Internetsuche nach Medizinern: Schulnoten für die Ärztin um die Ecke

Wer einen guten Doktor in seiner Umgebung sucht, kann jetzt unter zwei großen Arztbewertungsportalen wählen. Hier kann man auch nach Spezialisten fahnden.

Nicht nur Hausärzte findet man in den Portalen. Man kann auch nach Therapieschwerpunkten suchen. Bild: imago

BERLIN taz | Die Arzthelferin von Dr. S. in Wolfen will man derzeit nicht unbedingt sein. Einen "gestressten, genervten Eindruck" mache die Dame am Empfang. Und führe dann noch "10- bis 15-minütige Privatgespräche" vor den Besuchern, heißt es in der öffentlichen Bewertung eines Patienten im neuen Onlineportal des Verbandes der Ersatzkassen (vdek). Das am Freitag vorgestellte Portal zur Arztsuche erlaubt im Unterschied zur Konkurrenz auch frei formulierte Bewertungen von Praxen.

Der neue "Arztlotse" des Ersatzkassenverbandes kooperiert mit einem bereits bestehenden Portal der Stiftung Gesundheit und enthält daher schon zum Start 240.000 Adressen zugelassener Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten und 150.000 Bewertungen von Patienten, erklärte Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender des Verbandes. Der Onlinesuchdienst tritt damit in Wettbewerb mit dem "Arzt-Navi", dem Arztbewertungsportal der AOK und Barmer GEK in Kooperation mit der Bertelsmann-Stiftung.

Zwischen den beiden Suchdiensten gibt es Unterschiede: Der "Arzt.Navi" von AOK und Barmer erlaubt nur Bewertungen nach einem vorgefertigten ausführlichen Fragebogen, und auch das nur von registrierten Nutzern. Beim "Arztlotsen" kann hingegen jeder "Schulnoten" in verschiedenen Kategorien für die Praxen abgeben, auch ohne registriert zu sein.

Schmähungen werden entfernt

Zum Abschluss fordert das Portal den Nutzer zu einer persönlichen Bewertung auf. Es gebe eine redaktionelle Überprüfung, ob die Bewertung "unsachlich oder schmähend" sei, erklärte Ballast. Bisher seien deswegen etwa 10 Prozent der Bewertungen nicht zugelassen worden, sagte Ulrike Elsner, Abteilungsleiterin Ambulante Versorgung beim vdek.

Typisch für das Portal sind etwa Kommentare wie: "Man muss nicht lange warten, die Behandlung fällt dann allerdings recht kurz aus"; oder: "Die Praxis ist in die Jahre gekommen, aber der Arzt weiß, was er tut", über einen Berliner Orthopäden.

Beim "Arztlotsen" kann man auch mit einer speziellen Filterfunktion gezielt in einer "Schritt für Schritt"-Suche nach Ärzten mit bestimmten Therapieschwerpunkten und Spezialisierungen fahnden. So werden bei den Ärzten beispielsweise Schwerpunkte wie Diabetes oder Rheumabehandlungen aufgeführt oder auch Zusatzangebote wie Naturheilverfahren.

Such nach Ärzten, die Hausbesuche anbieten

Die Suche auf diese Weise zu erleichtern, käme "den Wünschen der Patienten sehr entgegen", lobte Karin Stötzner, Patientenbeauftragte für Berlin bei der Senatsverwaltung für Gesundheit, das neue Portal. Viele Patienten suchten nach Ärzten, die Hausbesuche machten. Auch nach diesem Kriterium kann man beim "Arztlotsen" fahnden.

Dass Patienten künftig die Auswahl haben zwischen zwei großen Suchdiensten, wurde von Stötzner begrüßt. Die Nutzung des Internets bei der Arztsuche habe sich "dramatisch geändert". Wer das Internet nutze, sei recht aktiv, die Leute schauten sich daher auch verschiedene Portale an, erklärte die Patientenbeauftragte.

Am "Arztlotsen" beteiligen sich die Techniker Krankenkasse, die Deutsche Angestellten-Krankenkasse, die KKH-Allianz, die Hanseatische Krankenkasse und die hkk-Kasse. Die Barmer GEK ist als einzige Ersatzkasse bei dem Konkurrenzprodukt "Arzt-Navi" von AOK und Bertelsmann-Stiftung engagiert.

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