Internetkonzern in der Krise: Massiver Stellenabbau bei Yahoo
Die bisherige Unternehmensstrategie von Yahoo-Chefin Marissa Mayer war erfolglos und steht jetzt auf dem Prüfstand. 15 Prozent aller Jobs werden gestrichen.
Yahoo findet gegenwärtig kein Mittel, um sich im Internet gegen Google und Facebook durchzusetzen. Das Unternehmen beschäftigt etwa 11.000 Mitarbeiter. Die Prüfung der Internet-Aktivitäten gilt als bislang deutlichster Hinweis auf eine Bereitschaft von Konzernchefin Marissa Mayer, das traditionelle Geschäft mit Webseiten, E-Mail und Online-Suche abzuspalten. Mayer selbst hatte einen Verkauf dieser Firmenteile im Dezember als Alternative bezeichnet. Als ein Interessent ist der Mobilfunkanbieter Verizon im Gespräch.
Yahoo tut sich auch unter Führung der ehemaligen Google-Managerin Mayer schwer mit der zentralen Frage, an der schon mehrere ihrer Vorgänger scheiterten: Wie münzt man die Reichweite von mehreren hundert Millionen Nutzern in ein profitables Geschäft um? Zu Mayers Antwort gehörte neben der Websuche ein Ausbau des Mediengeschäfts mit Investitionen in Themen-Websites und Video-Inhalte. Die Medienoffensive brachte zum Teil hohe Verluste.
Jetzt soll es bei Yahoo drei Plattformen geben: Suche, E-Mail und Tumblr. Bei den Medienangeboten setzt der Konzern auf vier Themen: Nachrichten, Sport, Finanzen und Lifestyle.
Der Stellenabbau geht mit der Aufgabe der Yahoo-Büros in Madrid, Mailand, Dubai, Buenos Aires und Mexiko-Stadt einher. Deutschland wurde dagegen neben USA, Kanada, Großbritannien, Hongkong und Taiwan zu den „Wachstumsmärkten“ für Yahoo gezählt. Zum Ende dieses Jahres will der Konzern nur noch 9000 Mitarbeiter und 1000 externe Angestellte haben. Damit wäre die Belegschaft 42 Prozent kleiner als noch im Jahr 2012, betonte Yahoo. Der Abbau solle 400 Millionen Dollar pro Jahr sparen.
Investoren zeigen sich unbeeindruckt
Die Investoren zeigten sich von Mayers Plänen zunächst nicht beeindruckt: Die Yahoo-Aktie fiel im nachbörslichen Handel um 1,2 Prozent. Die Papiere haben in den vergangenen zwölf Monaten mehr als ein Drittel ihres Wertes verloren.
Der Aktionär SpringOwl Asset Management erklärte in einer ersten Stellungnahme, die neue Strategie gehe nicht ausreichend die eigentlichen Probleme bei Yahoo an, darunter ungünstige strategische Partnerschaften, zu hohe Ausgaben und eine zu große Belegschaft. Auch andere Aktionäre haben Kritik an Mayers Strategie geübt.
Für das vierte Quartal gab Yahoo einen Umsatz von einer Milliarde Dollar nach 1,18 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum bekannt. Der Verlust betrug 4,43 Milliarden Dollar, von dem allerdings der Löwenanteil auf eine Abschreibung zurückging. Ohne Sonderposten lag der Gewinn je Aktie bei 13 Cent und damit im Rahmen der Expertenschätzungen. Im Vorjahr hatte er 166 Millionen Dollar oder 17 Cent je Aktie betragen.
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