Internationales Journalistenkonsortium: Rohdaten zu Panama Papers im Netz
Seit Montag stehen die Panama Papers frei im Internet. Jeder soll sich ein Bild der Geschäfte von Firmen, Stiftungen und Treuhandfonds machen können.
Die Firmen sind verstreut auf 21 Steuerparadiese von den britischen Jungferninseln über den US-Staat Nevada bis nach Hongkong. ICIJ-Chef Gerard Ryle begründete die Veröffentlichung mit dem Gebot der Transparenz. Zudem erhoffe er sich auch weitere Enthüllungen mit Hilfe der Zivilgesellschaft, der der gewaltige Datensatz nun zur Verfügung stehe, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Die Suche in der interaktiven Datenbank ist mit Personen- oder Unternehmensnamen möglich, die jeweiligen Querverbindungen werden angezeigt. Dies lässt aber oft nicht auf die Identität der tatsächlich hinter den Briefkastenfirmen Stehenden schließen.
Eine „Müllhalde“ für Originaldokumente solle die Plattform allerdings nicht sein. Persönliche Daten wie Kontoverbindungen, Emailadressen, Telefonnummern und Ausweispapiere seien nicht enthalten. Das ICIJ, die Süddeutsche Zeitung und weitere Medien würden in den kommenden Wochen und Monaten weiter über einzelne Fälle berichten, an denen ein öffentliches Interesse besteht, kündigte das Konsortium an.
Präsident sieht Panama als Kriegsschauplatz
Die Datensätze der Panama Papers waren der Süddeutschen Zeitung zugespielt worden, die sich daraufhin an das ICIJ gewandt hatte, um deren weltweite Auswertung zu organisieren. Durch die Panama Papers wurde enthüllt, wie die in dem zentralamerikanischen Land angesiedelte Kanzlei Mossack Fonseca Spitzenpolitikern, Sportstars und anderen Prominenten dabei half, Steuern zu vermeiden.
In Island brachten die Informationen den Ministerpräsidenten zu Fall, auch der britische Regierungschef David Cameron kam in Erklärungsnot, weil er bis zum Amtsantritt offshore investiert hatte. Auch zahlreiche deutsche Banken tauchen in den Panama Papers auf. Die Veröffentlichung rief die Steuerbehörden in zahlreichen Ländern auf den Plan.
Der panamaische Präsident Juan Carlos Varela sieht sein Land als Kriegsschauplatz im Konflikt zwischen den Großmächten. „Wenn sie kämpfen wollen, sollten sie das in ihren eigenen Ländern tun und nicht unser Finanz- und Steuersystem nutzen“, sagte Varela vor der Veröffentlichung der Datensätze im Internet. „Das ist kein Panama-Problem, das ist ein Weltproblem“, sagte er.
Nach harscher Kritik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) an der Steueroase Panama hatte das Land zugesagt, über eine Teilnahme am automatischen Informationsaustausch von Finanzdaten zu verhandeln.
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