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Interaktives Spiel „Fable: The Journey“Per Handzeichen durchs Märchenland

Helden, Monster und eine Sagenwelt: Die Abenteuerserie „Fable“ geht weiter. Die Spieler reisen per Kinect mit vollem Körpereinsatz durch die Welt Albion.

Tolle Kulisse, vorgefertigte Handlung: „Fable: The Journey“ vom Entwickler Lionheart. Bild: Microsoft

Der Planwagen rast unaufhaltsam über holprige Straßen. Vorbei an der felsigen Küste und verwunschenen Wäldern. Immer schneller manövriert er um Hindernisse herum. Vor einem Schlagloch lässt das Ziehen am imaginären Zügel das Pferd verlangsamen, ein beherztes Schütteln mit den Handgelenken bringt die Fahrt wieder auf Tempo.

Absitzen und die Waldwege per Fuß erkunden? Fehlanzeige. Denn im Spiel „Fable: The Journey“ bewegt sich der Spieler auf vorgefertigten Wegen. Manchmal möchte man „Stopp“ schreien, weil ein Weg verheißungsvoll wirkt. Schließlich haben Fable-Spieler gelernt, dass gerade am Wegesrand die aufregendsten Geheimnisse, vergrabene Schätze und skurrile Charaktere warten.

Doch so laut der Stopp-Ruf auch erfolgt, der virtuelle Wagen kann erst an dafür vorgesehenen Stellen verlassen werden. Während viele Spieleschmieden die Freiheiten in riesigen Gebieten ihrer Open-World-Games anpreisen, setzt Entwickler Lionhead in seinem Abenteuer auf eine vorgefertigte Handlung, in der der Spieler eher reagiert als agiert. Möglichst simpel soll alles sein, sich auf die erzählte Geschichte konzentrieren.

Der Grund: Kinect. Der Sensor für die Xbox-360-Konsole, mit dem der Nutzer das Geschehen auf dem Bildschirm per Körpereinsatz steuert, spaltet die Spielergemeinde. Da er meist bei Tanz- und Minigames zum Einsatz kommt, sind Kinect-Spiele vor allem bei Gelegenheitsspielern beliebt – kein Controller mit unzähligen Knöpfen, keine komplizierten Kommandos per Tastenkombination.

Image als Fuchtelwerkzeug beenden

Unter anderem diese düsteren Kameraden muss Fable-Held Gabriel mit Magie bekämpfen. Bild: Microsoft

Stoff für langjährige Gamer, die stundenlang auf dem Sofa sitzend in eine virtuelle Welt eintauchen wollen, gab es für Kinect bislang kaum. Höchstens Mixturen aus klassischer Controller-Steuerung angereichert mit Kinect-Funktionen. Das soll Fable nun ändern und das Image als Fuchtelwerkzeug beenden.

Deshalb „ist die wichtigste Funktion von Fable The Journey, dass man es anders als andere Kinect-Spiele im Sitzen spielen kann“, so Entwickler Ben Brooks. „Denn das ist es, was echte Spieler wollen: sich hinsetzen, das Spiel spielen und die Geschichte erleben“. Die interaktive Story dreht sich um den jungen Gabriel: Ein Träumer, der von seinen Mitmenschen oft belächelt wird und sich gerne in den Geschichten über mutige Helden verliert.

Als er vom Rest seines Planwagen-Trecks getrennt wird, sucht er eine alternative Route und stößt auf eine böse Macht. Dabei trifft er die aus den Vorgängern bekannte Seherin Theresa. Auf der Reise sieht alles aus, wie Fable-Fans es kennen: verwunschen, ein bisschen bunt und überzogen, aber irgendwie malerisch.

Die Geschichte um die Welt und ihre Bewohner wird durch die eng vorgegebene Handlung mit vielen, kleinen Filmsequenzen dicht erzählt und schafft es, Emotionen zu wecken. Die Filme sollen laut Entwickler auch dazu dienen, den Händen des zaubernden, kämpfenden und kutschiereden Spielers Ruhepausen zu verschaffen.

Das Spiel bestimmt, wo es langgeht

Konkret heißt das: stets etwas übertrieben am Zügel ziehen, magische Bälle auf Gegner zu schleudern und zu blocken. Zwischendurch wechselt ein Lehnen nach links oder rechts die Laufrichtung. Meist bestimmt das Spiel, wo es langgeht. Also fahren die für Kinect-Verhältnisse sehr hübschen Kulissen an einem vorbei, während Hobby-Abenteurer ab und zu ein Monster mit Armbewegungen aus dem Weg räumen und der Erzählung folgen.

„Durch das Zaubern mit den eigenen Händen ist man mehr ins Spiel involviert, macht auch als langjähriger Fable-Fan neue Erfahrungen“, so Brooks. Eine große spielerische Herausforderung ist das aber nicht. Einerseits schade, andererseits ist das allerdings auch ganz praktisch, da eine zu fordernde Steuerung dank Kinect nach stundenlangem Spielen in Sport ausarten würde.

So wirkt der Trip durch die Welt Albion auf Spieler zunächst ungewöhnlich: eher wie ein interaktiver Film, bei dem es hauptsächlich um eine lineare Geschichte geht, in die der Spieler mit einbezogen wird. Ob sich wie von den Entwicklern erhofft auch echte Zocker und Fans der epischen Vorgänger für das neue Spielprinzip begeistern können, bleibt fraglich.

Für Kinect-Besitzer, die das Gerät bislang nur für Mini- und Sportspiele genutzt haben, könnte Fable nun der seichte und unkomplizierte Einstieg in die Welt der auf einer durchgehenden Story basierenden Spiele sein – ohne den für viele so abschreckenden Controller.

„Fable: The Journey“ erscheint am 12. Oktober für Xbox 360 Kinect

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2 Kommentare

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  • R
    Ronnie

    "Interaktives Spiel"? Ernsthaft, taz?

  • KK
    Kein Kunde

    Schon verdächtig, das kein Entwickler was geistreiches für Kinect rausbringt.

     

    Dabei würden sich doch Taktikspiele im japanischen Stil anbieten, oder alles mögliche Runden- und Zugbasierte.

     

    So wird Kinect wohl weiterhin ein Spielzeug für Dreijährige (wenn im Perso was anderes steht ist das die geistige Entwicklungsstufe während des Spielens gemeint) und Nerds bleiben, welche das Gerät seiner Restriktionen berauben.

     

    Letzteres ist zumidnest ne coole Geschichte.

     

    Könnte man nicht eher darüber was berichten, Molyneux ist doch eh eher so "Meh"....