Insolvenz der Odenwaldschule: Internat vor dem endgültigen Aus
Die Aufsichtsbehörden lehnen das Konzept für eine Nachfolge-Einrichtung der Schule ab. Die Zweifel an der Wirtschaftlichkeit sind zu groß.
Laut den Behörden sind die „im eingereichten Konzept vorgesehenen und schriftlich vorliegenden Schülerzahlen für einen langfristigen wirtschaftlich beziehungsweise finanziell tragfähigen Schulbetrieb nicht valide belegt und daher nicht ausreichend“. Die Investoren teilten mit, sie behielten sich rechtliche Schritte vor.
Sollte vonseiten der Investoren und der Insolvenzverwalterin kein Widerspruch eingelegt werden, bedeute dies das endgültige Aus, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums. Investoren und Eltern hatten geplant, die Schule unter dem Namen „Schuldorf Lindenstein“ weiterzuführen.
Die Insolvenzverwalterin hatte angekündigt, dass ohne Genehmigung nun aus insolvenz- und arbeitsrechtlichen Gründen allen Mitarbeitern im Laufe des Monats gekündigt werden müsse. Die Schule hatte zuletzt noch rund 110 Beschäftigte. Bei einer Weiterführung der Schule hätte die Hälfte der Belegschaft bleiben können.
An der Odenwaldschule waren 2010 lange zurückliegende sexuelle Übergriffe an Schülern ans Licht gekommen. Offiziell wird von 132 Opfern ausgegangen, von bis zu 500 ist die Rede. Es folgten ein Dauerstreit und einige Wechsel an der Spitze, die Schülerzahlen sanken. Die Schule stellte schließlich Mitte Juni Insolvenzantrag.
Das neue Schuljahr in Hessen beginnt an diesem Montag (7.9.). Laut Ministerien haben alle der im vergangenen Schuljahr 2014/15 an der Odenwaldschule unterrichteten Schüler bereits einen neuen Schulplatz bekommen. „Alle Beteiligten sind sich der Tatsache bewusst, dass mit der getroffenen Entscheidung auch persönliche wie berufliche Schicksale verbunden sind“, teilten die Ministerien mit. „Im Sinne einer nachhaltigen und langfristigen Beschulung der Kinder ist den Behörden aber keine andere Entscheidung möglich gewesen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind