Insolventer Windkraftbetreiber Prokon: 660 Millionen Euro benötigt
Um als Genossenschaft weiterexistieren zu können, braucht Prokon mehr als eine halbe Milliarde Euro. Auch eine Übernahme durch EnBW steht im Raum.
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Das Geld soll zusammenkommen, indem etwa die Hälfte der rund 75.000 Anleger auf eine Barauszahlung ihrer Forderungen verzichten und den Betrag stattdessen in die Genossenschaft einlegen. Bis zum 26. Juni müssen die Genussrechtsinhaber erklären, ob sie der Genossenschaft beitreten wollen. Eine Woche später, am 2. Juli, steht das Genossenschaftsmodell in der Gläubigerversammlung in Hamburg als einer von zwei Wegen aus der Insolvenz von Prokon zur Abstimmung.
Der Karlsruher Versorger Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat 550 Millionen Euro für Prokon geboten. Er wirbt in Zeitungsanzeigen für die Übernahme. Bei einem Verkauf könnten die Prokon-Gläubiger Penzlin zufolge mit einer Rückzahlung von 52 Prozent ihres Kapitals rechnen. Bei der Umwandlung in eine Prokon eG kämen fast 59 Prozent heraus – allerdings trügen die künftigen Genossenschaftsmitglieder dann auch das unternehmerische Risiko der Sanierung.
Der Verein „Freunde von Prokon“, der hinter dem Genossenschaftsmodell steht, will von Samstag an auf Informationsveranstaltungen dafür werben. Der Vereinsvorsitzende Wolfgang Siegel appellierte vor der ersten Veranstaltung in Hamburg an die Gläubiger: „Lassen Sie sich nicht von EnBW abspeisen.“
Sollten sich die Prokon-Gläubiger am 2. Juli weder für die Genossenschaft noch für den Verkauf entscheiden, werde Prokon zerschlagen, erklärte der Insolvenzverwalter. Dann sänke die Insolvenzquote auf rund 48,5 Prozent.
Das Unternehmen hatte bei Anlegern mit der Ausgabe von Genussrechten rund 1,4 Milliarden Euro eingesammelt und mit Renditen von mehr als sechs Prozent gelockt. Als zu viele Anleger ihre Anteile zurückgeben wollten, geriet Prokon jedoch in Schieflage, weil ein Teil der künftig erwarteten Gewinne vorab ausgeschüttet worden war.
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