Insolventer Tesla-Herausforderer: Fisker ist pleite
Der US-amerikanische Elektroautohersteller bekommt die schwächelnde Nachfrage zu spüren. Nun sucht der einstige Tesla-Herausforderer Schutz vor den Gläubigern.
Der Schritt hatte sich schon seit Wochen angekündigt. Ende Februar hatte das in Los Angeles ansässige Unternehmen erklärt, dass seine Existenz ohne frisches Geld gefährdet sei. Damals steckte Fisker in Gesprächen über den Einstieg eines „großen Autobauers“, wie es offiziell hieß.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hatte es sich dabei um den japanischen Autobauer Nissan gehandelt. Die Verhandlungen blieben aber ergebnislos.
Andere Geldquellen wie eine zwischenzeitlich gehobene Finanzierung und ein Verkauf bereits gebauter Fahrzeuge mit Rabatten reichten dann nicht aus. Am Montag beantragte Fisker im Bundesstaat Delaware ein Verfahren mit Gläubigerschutz.
Tesla-Herausforderer
Fisker war 2016 von dem dänischen Auto-Designer Henrik Fisker gegründet worden und als Herausforderer des Elektroauto-Vorreiters Tesla angetreten. Das SUV-Modell Ocean war aber unter anderem wegen Problemen mit Zulieferern später als geplant auf den Markt gekommen. Einige der ersten Kunden sowie Fachjournalisten kritisierten zudem Softwarefehler und technische Probleme. 2023 baute Fisker knapp 10.200 Ocean-Fahrzeuge und lieferte 4.929 davon an die Kunden aus.
Fisker erklärte den ursprünglichen Direktvertrieb in den USA und Europa danach für weitgehend gescheitert. Seit Januar versuchte das Unternehmen, mit einem Händlermodell aus der Bredouille zu kommen. In diesem Jahr wollte Fisker 20.000 bis 22.000 Autos an Kunden und Händler übergeben. Doch schon Mitte März wurde die Produktion ausgesetzt, um Geld zu sparen.
Neben den hausgemachten Problemen und dem ohnehin bei den aktuell noch hohen Zinsen noch erschwerten Zugang zu Kapital war auch der schwächelnde E-Auto-Markt mit ein Grund für die Krise. Der Absatz wuchs zuletzt bei weitem nicht so schnell, wie man das noch vor einigen Jahren erwartet hatte. Auch andere reine Elektrohersteller wie Rivian und Lucid schreiben notorisch rote Zahlen – haben jedoch unter anderem dank zahlungskräftigen Investoren tiefere Taschen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen