Insektizid-Funde in Legehennenbetrieben: Gift in noch mehr Eiern
Zuerst wurde das Insektizid Fipronil in den Niederlanden in konventioneller Ware gefunden. Auch in Deutschland kam das Mittel mehrfach zum Einsatz.

Fipronil wird bei Haustieren als Arzneimittel gegen Flöhe und Zecken verwendet Foto: dpa
BERLIN taz/dpa | Das in Millionen verseuchten Eiern gefundene Insektizid Fipronil soll auch in mindestens vier deutschen Legehennenbetrieben als Reinigungsmittel genutzt worden sein. „Nach unserem jetzigen Kenntnisstand haben 100 niederländische, 4 deutsche und 1 belgischer Betrieb das Desinfektionsmittel Dega-16 bezogen“, teilte der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen, der Eier-Zertifizierer KAT, am Mittwoch in München mit. Später wurde die Zahl auf fünf erhöht. Auch Bioeier sollen betroffen sein, darauf lassen die bisher veröffentlichten Stempelnummern schließen. Das niedersächsische Agrarministerium meldete bislang eine betroffene Charge.
Behörden hatten das Pestizid in den vergangenen Tagen zunächst in den Eiern von mehreren konventionellen Geflügelbetrieben gefunden. Millionen Eier wurden daraufhin aus Supermärkten zurückgerufen. Die niederländische Lebensmittelkontrollbehörde NVWA hatte am Mittwoch zwischenzeitlich dazu aufgerufen, erst einmal keine Eier mehr zu essen, erhielt diese Warnung aber nicht aufrecht. Insgesamt gelten nun Eier mit 27 Codes als gesundheitsschädlich. 180 Geflügelzüchterbetriebe sind gesperrt.
Fipronil wird bei Haustieren als Arzneimittel gegen Flöhe und Zecken verwendet. Der Einsatz in Bereichen der Erzeugung von Lebensmitteln ist jedoch verboten. Laut Behörden wurde die Chemikalie auf unzulässige Weise in das Reinigungsmittel Dega-16 gemischt, das auf der Basis ätherischer Öle in Tierbetrieben für die Reinigung und Desinfektion von Ställen genutzt wird. Unklar ist, ob die Verunreinigung bei einem belgischen Händler oder dem niederländischen Reinigungsbetrieb geschah. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen teilte mit, er habe alle Mitgliedsbetriebe aufgefordert, sich zu melden, sofern sie Kunden des niederländischen Unternehmens gewesen sind, das den Wirkstoff in die Ställe gebracht haben soll. Daraufhin hätten sich neben 100 Eierproduzenten aus den Niederlanden auch „weniger als zehn Betriebe aus Deutschland gemeldet“.
Umgehende Aufklärung gefordert
In Niedersachsen erstattete ein Betrieb Selbstanzeige, berichtete der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne). Dort seien Rückstände gefunden worden. Der betroffene Betrieb mit 40.000 Freilandlegehennen sei gesperrt. Darüber hinaus wurden Meyer zufolge nach Ermittlungen der niederländischen Behörden vier weitere niedersächsische Betriebe mit dem Putzmittel beliefert. Sie seien ebenfalls gesperrt worden.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht zwar kein akutes Gesundheitsrisiko. Jedoch seien bei Kindern gesundheitliche Beeinträchtigungen nach Verzehr der belasteten Eier möglich.
Der Grünen-Politiker Friedrich Ostendorff nennt den Fund des Giftstoffs „ein Alarmzeichen“. Es müsse umgehend geklärt werden, wie es zu den Vorfällen kam. „Das war kein Versehen, sondern Methode“, sagt Ostendorff. Schuld seien die Zustände in der industriellen Tierhaltung, die mit bäuerlicher Landwirtschaft nichts mehr zu tun hätten.
Leser*innenkommentare
Christina de Havilland
Unter anderem hier gibt es Tipps, wie sich Eier ersetzen lassen:
https://vegan-taste-week.de/vegan-backen
https://goveggiegogreen.de/2014/01/23/bjorn-moschinskis-eiersalat/
RedPars
Ich empfehle meinen Tipp:
Halten sie Hühner z.B. eine gute Zwiehuhn Hybridrasse wie ich und mit nur 4 Legehühnern sind sie 2 Jahre vollauf mit Eiern versorgt bevor sie schlachten und für ca 9-19€ Ersatz holen der wieder für 2 Jahre hält :)
Uranus
"Ersatz (!) holen der wieder für 2 Jahre hält (!)"
In solcher Sprache spiegelt sich die massive Verachtung gegenüber Tieren aus. Sie werden als Maschinen betrachtet, die kostengünstig einen Ertrag produzieren sollen. Der Nutzen für den Menschen steht im Fokus, nicht das Wohl der Tiere. Hier wird auch deutlich, dass die Logik hinter Massentierhaltung und privater Haltung gleich verachtend gegenüber Tieren ist. Widerlich!
Mephisto
@RedPars Der Westfälische Totleger wäre zu empfehlen. Robust, weder auf Fleisch, noch auf Legeleistung getrimmt, ein wenig eigenwillig, dafür hübsch, UND: die Eier sind gemeinhin groß (schonmal XL), wenn auch nicht "jeden Tag ein Ei", und das Geflügel setzt gut Fleisch an, dauert nur länger, als be anderen Rassen. Außerdem: vom Aussterben bedroht, also tut man auch was zum Arterhalt. (Arterhalt durch Nutzung ist das Beste, was man machen kann, werden Veganer aber nie verstehen).
Uranus
@Mephisto Das gleiche, was sich ich bereits oben zu Redpars schrieb, lässt sich auch hier herauslesen. Das Tier wird, wie eine Maschine danach gewertet, dass es eine gewünschte Produktion hat "XL Eier" und "gut Fleisch ansetzen". Diese tierverachtende Logik, Tiere als Maschine zu betrachten, die, so sie uneffizient (hier sinkende Eierproduktion) werden, gewinnbringend ("Fleischertrag") ausgetauscht werden, "verstehen" Veganer_innen nur zu gut. Sie erkennen diese, nur stimmen sie dieser NICHT zu. Der Ansatz politischer Veganer_innen, Tierbefreiung, steht dem Tier"schutz" entgegen. Im Tier"schutz" geht es nicht um das Wohl der Tiere, sondern u.a. um Arten"schutz", der Tod, Qual etc. tierlicher Individuen billigend in Kauf nimmt. Tierbefreiung jedoch heißt, dass "Haltung", "Nutzung" und "Züchtung" Teile der Tierausbeutung sind und nicht im Sinne der Tiere sein kann und folglich abzulehnen ist. Ziel der Tierbefreiung ist die Abschaffung von Tierausbeutung. Anstatt Tierfabriken oder solche Tierausbeutung "im Kleinen" wie Mephisto und Redpars es schildern, könnten (mehr und größere) Reservate oder sogenannte Gnadenhöfe eingerichtet werden, in denen Tiere frei von Ausbeutung, Qual und Tötung durch den Menschen leben können. Der sich zuspitzende Eingriff der Menschen in das Ökosystem (Zersiedelung, Ausbeutung von Ressourcen, Nutzung fossiler Energie, industrielle Landwirtschaft u.ä.) ist das zentrale Problem, welches zur Ausrottung von Tierarten führt.
Christina de Havilland
@Mephisto Da können sich die Hühner aber glücklich schätzen, dass sie von einem edlen Retter zwecks Arterhaltung als Jungtiere geschlachtet werden!
Mephisto
@Christina de Havilland Blubb, die Tiere "schätzen" sich überhaupt nix, da sie zu solcherlei Denken nicht fähig sind. Dennoch: Es gibt jede Menge Arten (zumeist Alte), die ohne die Nutzung durch Züchter, welche sich gezielt für diese Arten entschieden haben, nicht mehr existieren würden. (Da sie durch modernere Züchtungen verdrängt wurden).
Uranus
@Christina de Havilland Ihr Sarkasmus trifft es! Zumal ich mich frage, wieso Mephisto und Redpars meinen, überhaupt Hühnerhaltung zu betreiben. Eine Ernährung ohne Fleisch und Eier ist ja genauso gesund, wie jene mit. Es gibt bspw. viele pflanzliche Quellen, wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Getreide... mit denen sich der Proteinbedarf eines Menschen decken lassen kann. Es gibt auch einige namhafte Leistungssportler_innen, die sich vegan ernähren.
Mephisto
@Uranus Ach Uranus, ich bin ein Mensch und ich sehe keinen Grund, mich gegen meine Natur zu stellen, ich bin Omnivor und nehme daher selbstverständlich eine Nahrungskombination zu mir, die meinem Verdauungsapparat entspricht. (Achso, Maschinen esse ich nicht, nichtmal Veganer tun das.) Aber selbstvertändlich esse ich NUTZtiere, denn genau das ist deren Sinn und Zweck (deshalb wurden Sie gezüchtet/domestiziert, um sie zu NUTZEN). Gut, man könnt auch mit der Keule/Speer durch den Wald rennen, hat sich halt geändert, mit der Zeit. Eins noch Uranus, ich bin bekennender Antiveganer, ich setze mich seit Jahren mit dem Unsinn, den speziell RVegs ins Netz kübeln auseinander, ich kenne Ihre Ansichten und hab schon so ziemlich Alles gehört, was aus der veganen Ecke kommt (Belustigendes, Unfug, Gefährliches, Menschenverachtendes...die ganze Palette - wie gesagt, ich rede von den Radikalen, weniger vom 08/15 Veggerl, das sich halt für eine Ernährungsform entschieden hat). Also, Sie können sich sparen, mich "zu belehren" ich lach mich darüber nur kaputt...bis dahin: viel Glück mit "Umstülpung" ;-)
Uranus
Zumindest schreiben Sie Ihre Haltung so offen hin.
Naja, mit Natur zu argumentieren... Omnivor heißt, dass der Mensch es kann, nicht dass er es muss. Wo Sie von Ihren Erfahrungen aus Auseinandersetzungen schreiben, gehe ich davon aus, dass Sie Argumente dafür von Veganer_innen bereits darüber gelesen haben.
Sie haben den betreffenden Abschnitt falsch verstanden. Ich schrieb:
"Diese tierverachtende Logik, Tiere als Maschine zu betrachten, die, so sie uneffizient (hier sinkende Eierproduktion) werden, gewinnbringend ("Fleischertrag") ausgetauscht werden, "verstehen" Veganer_innen nur zu gut."
Ihre Antwort geht daran vorbei.
Traverso
"sagt Ostendorff. Schuld seien die Zustände in der industriellen Tierhaltung, die mit bäuerlicher Landwirtschaft nichts mehr zu tun hätten"
Schuld daran ist der weiterhin zunehmende Massenverzehr von Eiern. Diese Massen in bäuerlicher Landwirtschaft zu produzieren ist schlichtweg unrealistisch.
Nur eine konsequente weitgehende Reduzierung des Eierkonsums jedes einzelnen Konsumenten wäre eine Garantie für weit weniger Pestizidskandale. Alles andere ist Augenwischerei. Bio und freilaufende Hühner in idyllischer Landschaft kann keine Antwort auf diese gigantische ungezügelte menschliche Eiervertilgung sein, wie diese leider Realität ist.
Eier sind für die menschliche Ernährung überhaupt nicht notwendig. Wer gar nicht darauf verzichten möchte dem seien einzig und allein Demeter - Bioeier empfohlen, und zwar mit dem Bruderhahn - Siegel, die einzige Haltungsform ohne Massenvernichtung von wirtschaftlich gesehen unnützen männlichen Küken, für dessen Tod ganz allein der Frühstücksei-, Eiernudel-, Eierkuchen-, Spiegeleier- usw.-Konsument verantwortlich ist. Denn Nachfrage bestimmt das Angebot. Das einseitige heuchlerische Schimpfen auf Politik und Produzenten hilft wenig wenn man nicht bei sich selber anfängt !
Mark_Sch
"Eier sind für die menschliche Ernährung überhaupt nicht notwendig. "
Mag sein. Vieles was wir essen, ist nicht notwendig. Schmeckt aber und macht den Speiseplan abwechslungsreich. Beim Essen geht es eben um mehr als Notwendigkeit.
Traverso
Süße Hauskatzen und Hunde sind auch lecker, geschlachtet, gut gewürzt und gegrillt. Aber wir tun es nicht weil wir diese Lebewesen lieben. Übertragen Sie das doch einfach mal auf Nutztiere.
Gegrillte Insekten sollen auch prima schmecken. Würde den Speiseplan noch abwechslungsreicher machen. Dämmerts bei Ihnen ?
Uranus
Ist "Schmeckt aber" ein relevantes Argument, dass höher zu gewichten ist, als die Frage danach, was Tierprodukte für das Wohl der produtzierenden Tiere bedeutet? Sollte es moralisch relevant sein?
Waren Sie bereits vegan bzw. in einem veganen Restaurant (diese gibt es mittlerweile nicht nur in Metropolen) essen oder haben nach den unzähligen Rezepten im Internet recherchiert? Die vegane Küche ist sehr (!) vielfältig. Neben den bekannten Küchen verschiedenster Länder gibt es auch neue Kreationen, die leckere veganes Essen versprechen. Sie reicht von Imbiss, einfache Küche bishin zu mehrgängigen hochqualitativen Menüs.
z.B. gibt es auf der bekannten Internetseite Chefkoch.de 15.351 vegane Rezepte: http://www.chefkoch.de/rs/s0/vegan/Rezepte.html
Auf der Internetseite Happycow wird weltweit eine Übersicht veganer Restaurants gebündelt präsentiert. Hier die Übersicht zu Orten in Deutschland: https://www.happycow.net/europe/germany/
Christina de Havilland
@Uranus Zu meinem großen Erstaunen habe ich festgestellt, dass das "Rührei" aus einem bestimmten veganen Familienkochbuch (ich darf dieses hier ja leider nicht namentlich nennen) sowie der vegane Eiersalat exakt wie ihre tierischen Pendants schmecken.
Mephisto
@Traverso Demeter ist eine esoterische Sekte, die außer Hokuspokus und "New Age Geschwurbel" nix zu bieten hat. Ich werde nie verstehen, warum man diese Spinner gewähren lässt.
81331 (Profil gelöscht)
Gast
@Mephisto ...Hauptsache bei Ihnen ist alles in 'Ordnung', gell?!
Traverso
Man merkt, Sie kennen sich überhaupt nicht aus. Das Geschwurbel kommt daher aus Ihrem Munde.
Demeter- Bauern wirtschaften nach den anerkannten Regeln der Wirtschaft ziemlich erfogreich. Nur daß die Wirtschaftsethik bei denen humanistisch ist und nicht profitgeil kapitalistisch-ausbeuterisch. Tiere werden zudem dort am wenigsten gequält. Was hat denn das mit Sekte zu tun ?
Mephisto
@Traverso Jaja, "bio-dynamisch" halt, was ist das denn Anderes als Esoterik? Und was hat das mit wirtschaften zu tun? Die Produkte werden gekauft, deshalb gibt es Erfolg. Das ändert nix daran, daß das drumherum Hokuspokus ist.Die Produkte sind in keinster Weise anders, wenn das Esozeug weggelassen würde. Aber dann fehlt ja das "mystische".Naja, wir leben in einem Land, in dem Antroposophen Schulen betreiben dürfen, was solls...