Initiativen kritisieren Konzern: Bayer gegen Bayer
Die Hauptversammlung am Dienstag zeigt Glanz und Elend des Leverkusener Chemieriesen. Verschiedene Initiativen wollen gegen Bayer vorgehen.
BERLIN taz | Als wirtschaftlich sehr erfolgreich wird Werner Wenning, der Vorstandsvorsitzende der Bayer AG, sein Unternehmen auf der Hauptversammlung am Dienstag in Düsseldorf preisen. Immerhin zahlt der Leverkusener Chemie-Riese seinen Aktionären im Krisenjahr 1,40 Euro Dividende pro Aktie. Die "Konzernstrategie hat sich bewährt", schreibt Wennig den Aktionären. Das sehen die vielen Initiativen anders, die die Versammlung nutzen wollen, um die weltweiten Konzernaktivitäten anzuprangern. Als Schwerpunktthemen nennt das Netzwerk "Coordination gegen Bayer-Gefahren" die Entwicklung von Genreissorten für den Anbau in den USA und Lateinamerika, den Umgang mit Opfern eines Medikamentenskandals in Großbritannien und die Lagerung von gefährlichen Giften in einem Werk in den USA.
"Wir fürchten um die Innovationskraft des Unternehmens", sagt Dieter Donner von der Initiative "Stopp-Co-Pipeline". Bayer setze auf veraltete Techniken, etwa beim Bau der 67 Kilometer langen Kohlenmonoxidleitung von Dormagen nach Krefeld. Sie gefährde nicht nur die Umwelt und die Menschen entlang der Strecke, sondern auch die Interessen der Aktionäre. Die Leitung ist fast fertig, ob Bayer sie in Betrieb nehmen darf, darüber streiten Unternehmen und Kritiker vor Gericht. Während Donner, der sich auch im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland engagiert, vor den Aktionären gegen die Pipeline Stellung beziehen wird, findet vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf ein Erörterungstermin statt. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte Bayer untersagt, die Leitung vorläufig in Betrieb zu nehmen, bis das wohl Jahre dauernde Gerichtsverfahren von allen Instanzen entschieden wurde. Dagegen geht Bayer nun vor.
Ebenfalls in einen künftigen Rechtsstreit mit Bayer sieht sich der Niederrheinische Umweltschutzverein (NUV) verwickelt. Dessen zweiter Vorsitzender, Harald Jochums, wird in Düsseldorf das geplante, aus seiner Sicht klimaschädliche Kohlekraftwerk in Krefeld-Uerdigen angreifen. "Das führt die Klima-Ziele von Bayer ad absurdum", sagt sein Vorstandskollege Grubert. Er rechnet damit, dass 2010 ein Planfeststellungsbeschluss für den Bau des Steinkohlekraftwerks gefasst wird, das der Versorgung des Chemieparks Bayer-Uerdingen dienen soll. Am 6. Juni plant die Klima-Allianz, der verschiedene Umweltverbände angehören, unter dem Motto "Wir lassen uns nicht verkohlen" eine Kundgebung gegen den Kraftwerksbau. Die Redner besitzen oder leihen sich jeweils eine Aktie, um vor der Versammlung sprechen zu können.
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