piwik no script img

Inflation trifft Ar­beit­neh­me­r*in­nenReallöhne gesunken

Die Tarifabschlüsse in der ersten Hälfte 2023 konnten die steigenden Preise nicht ausgleichen. Ohne Einmalzahlungen sank die Kaufkraft um fast 2 Prozent.

Deutliche Tarifsteigerungen gab es bei der Post Foto: Christian Mang

Düsseldorf/Frankfurt dpa | Die höheren Tarifabschlüsse im ersten Halbjahr 2023 haben nach Berechnung der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung die Inflation nicht vollständig ausgleichen können. Erst mit Hilfe der häufig vereinbarten Einmalzahlungen von bis zu 3000 Euro hätten viele Tarifbranchen zur Reallohnsicherung beigetragen, erklärte Tarif-Experte Thorsten Schulten am Donnerstag laut einer Mitteilung. Gleichzeitig warnte er vor einem Basiseffekt: „Da es sich um Einmalzahlungen handelt, wirken sie sich mit ihrem Auslaufen in den Folgejahren jedoch stark dämpfend auf die Lohnentwicklung aus.“

Ohne die steuer- und abgabenfrei gestellten Einmalzahlungen seien die Reallöhne im ersten Halbjahr um durchschnittlich 1,7 Prozent gesunken, berichtete das WSI-Tarifarchiv der Stiftung. Die nominale Steigerung von 5,6 Prozent bei den Tariflöhnen habe die Teuerung von 7,4 Prozent nicht ausgleichen können.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Tarifsteigerungen deutlich höher ausgefallen, was unter anderem auf Abschlüsse bei der Deutschen Post AG und im Öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen zurückzuführen sei. Insgesamt gilt für etwa die Hälfte der rund 34 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland ein Tarifvertrag.

Für das zweite Halbjahr rechnet Schulten aber mit einem starken Rückgang der Inflation, so dass eine deutlich positivere Tarifbilanz zu erwarten sei. „Angesichts der sich deutlich eintrübenden Konjunkturaussichten darf es zu keinem weiteren Einbruch beim privaten Konsum kommen“, meinte der Gewerkschafter mit Blick auf die Lohnverhandlungen unter anderem im Handel und im Öffentlichen Dienst der Länder. Es sei „besonders wichtig“, dass die Tariflohndynamik weiter anhalte und Kaufkraftverluste möglichst vermieden würden.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Das Bürgergeld kann die Regierung erhöhen; das ist eine staatliche Transferleistung.

    Einmischungen der Regierung in Tarifverhandlungen hingegen sind in Deutschland aus gutem Grund verboten. Für bessere Entlohnung müssen die Arbeitenden also selbständig tätig werden.

    Das Foto zum Artikel zeigt einen Weg, wie das geht. Wenn dazu noch eine moralische Selbstverpflichtung kommt, niemals eine Partei rechts der SPD zu wählen, ist ein Einkommen, von dem man leben kann, kein unerreichbarer Traum mehr.

    Denn Dumpinglöhne haben einen Namen: FDP, CDU, CSU, AfD, und Arbeitgeberverbände - die ja, bei Licht betrachtet, keine "Arbeit geben", sondern "den Mehrwert der von anderen geleisteten Arbeit abschöpfen, um sich damit einen massenmordenden Klimakiller-Lebensstil zu finanzieren".