Infektionskrankheiten in Berlin: Impfkampagne zeigt Wirkung
Die Welle von Hepatitis-A-Infektionen scheint überstanden. Besonders gefährdete Personengruppen sollten sich aber dennoch impfen lassen.
Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) gibt Entwarnung: Der im November 2016 erstmals registrierte Hepatitis-A-Ausbruch ist überstanden, so ein Sprecher des Lageso gegenüber der taz. Letztes Jahr waren 213 registrierte Infektionen mit dem leberschädigenden Virus gemeldet worden, viermal so viele wie im Fünfjahresmittel. Im ersten Halbjahr 2018 wurden bisher erst 48 Fälle bekannt, davon bestätigt sind bislang 28.
Hepatitis A ist die am wenigsten bedrohliche Form der Virushepatitis, allerdings ist sie besonders leicht übertragbar, beispielsweise durch Wasser, das mit Fäkalien verunreinigt ist. So ist eine Infektion auch über Meeresfrüchte, Salat oder Eiswürfel möglich. In Berlin allerdings ist die Mehrzahl der Infektionen nicht auf schlampige Hygiene in der Lebensmittelverarbeitung zurückzuführen. Eine epidemiologische Untersuchung durch das Robert Koch-Institut hatte ergeben, dass zwei von drei Infizierten Männer waren, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern hatten. Beim Sex ist das Virus leicht übertragbar, und Kondome bieten nur sehr unzureichenden Schutz. Umso wichtiger ist deshalb die Impfung.
„Die Hepatitis A-Impfung ist eine Präventionsmaßnahme, die nur Vorteile bietet“, sagt Armin Schafberger, Medizinreferent der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH). „Sie ist kostenfrei und gut verträglich. Sie verdirbt nicht den Spaß beim Sex und durch sie kann auf einfachem Weg eine möglicherweise schwerwiegende Erkrankung verhindert werden.“ Denn harmlos ist die Gelbsucht, wie die Hepatitis A umgangssprachlich auch genannt wird, keineswegs. Etwa zehn Prozent der Infektionen führen zu einer schweren, oft wochenlangen Erkrankung mit Durchfall, Brechreiz und Fieber. Und selbst ein tödlicher Ausgang ist möglich.
Mit sichtbarem Erfolg
Neben der DAH hatten daher unter anderem auch die Berliner Aids-Hilfe, die Schwulenberatung und das LaGeSo in der schwulen Szene zur Schutzimpfung aufgerufen. Mit sichtbarem Erfolg, wie die gesunkene Zahl der Infektionen zeigt.
Die Hepatitis-A-Welle in Berlin war jedoch kein isoliertes Phänomen, sondern ist Teil einer europaweiten Epidemie. Zwischen Januar 2017 und Februar 2018 wurden dem European Center for Disease Control (ECDC) in 26 europäischen Ländern fast 18.000 Fälle gemeldet. Hochburgen waren insbesondere Metropolen wie Paris, Amsterdam, London, Rom und Madrid – allesamt besonders beliebte Reiseziele der schwulen Community. Auch dort wurde mit gezielten Aufklärungskampagnen für die Impfung geworben. Die Resonanz war in manchen Ländern so groß, dass es zwischenzeitlich zu Lieferproblemen beim Impfstoff kam.
Auch wenn der Höhepunkt der Epidemie überwunden scheint, das ECDC sieht den Ausbruch noch längst nicht überwunden. Derzeit breitet sich das Virus besonders stark innerhalb der Roma-Community aus.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!