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Indymedia Italien von Polizei gefilzt

ROM taz ■ Mit einem massiven, bürgerkriegsähnlich ausgerüsteten Aufgebot drangen am Mittwoch Einheiten der Polizei und der Carabinieri in drei „Centri Sociali“ in Turin, Bologna und Florenz sowie in den Sitz der Basisgewerkschaft Cobas in Turin ein, um von Indymedia Italien gesammelte Video- und Fotodokumente zum G-8-Gipfel in Genua zu beschlagnahmen. Das Material könne zur Aufklärung der sowohl von Polizisten als auch von Demonstranten während der Gipfeltage begangenen Straftaten beitragen, argumentierte die Staatsanwaltschaft Genua im Durchsuchungsbeschluss.

Statt aber das – im Übrigen auf der Website von Indymedia frei zugängliche – Material einfach runterzuladen oder bei Indymedia anzufordern, wurde die Polizei aufgefordert, die „Beweissicherung“ in eigener Sache zu übernehmen – ausgerechnet mit Hinweis auf die von den Sicherheitskräften beim Sturm der Schulen in Genua begangenen Verbrechen zum Abschluss des G-8-Gipfels im vergangenen Juli. Abgesehen von den Blutspuren sahen die drei Centri Sociali am Ende der Durchsuchungen dann auch aus wie die Scuola Diaz in Genua – die Polizei hinterließ auch hier eine Spur der Verwüstung, obwohl es der Staatsanwaltschaft offiziell nur um das „Ziehen von Kopien“ der Videos und Fotos zu tun ist.

Indymedia sieht einen direkten Zusammenhang mit den Äußerungen des Innenministers Claudio Scajola vor einigen Tagen, der sich zur Erteilung eines Schießbefehls gegen Eindringlinge in die Rote Zone Genuas bekannt hatte. Mit dem Zuschlagen der Polizei solle nun die unabhängige Information getroffen und das Klima der Repression im Land verschärft werden. MIB

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