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Indonesiens künftiger Präsident PrabowoSieger mit dunkler Vergangenheit

Indonesiens Verteidigungsminister Prabowo soll im Oktober als Präsident vereidigt werden. Dem Wahlsieger werden Massaker vorgeworfen.

Grüßt stets militärisch: Wahlsieger Pradowo Subianto Foto: Willy Kurniawan/reuters

Jakarta taz | Das endgültige Ergebnis liegt noch nicht vor, doch nach der Präsidentschaftswahl in Indonesien ist so gut wie sicher: Prabowo Subianto wird neuer Präsident des Landes. Der 72-Jährige hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich zum Präsidenten berufen fühlt. 15 Jahre lang war der aus elitärem Hause stammende General schon mit der jüngsten Tochter des ehemaligen Diktators Suharto verheiratet. Damit war er Teil der korrupten First Family. Doch die Ehe endete fast zeitgleich mit der Diktatur 1998.

Unter Suharto war Prabowo zum Kommandeur der Spezialkräfte aufgestiegen, zuletzt wurde er 1998 noch Befehlshaber der strategischen Reserve. Der Deutsch sprechende Prabowo war zu Spezialtrainings in den USA sowie bei der deutschen GSG 9. Im indonesisch-besetzten Osttimor wie in Westpapua wurde er für Massaker und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht.

1998 war er, kurz vor Suhartos Sturz, laut Menschenrechtlern für die Entführung und Folter von 22 Studenten verantwortlich. 13 blieben verschwunden. Prabowo bestreitet jede Verantwortung und wurde wie andere Täter in Uniform nie angeklagt. In den USA und Australien hatte er aber jahrelang Einreiseverbot.

In Folge des Machtkampfs mit dem damaligen Armeechef um die Nachfolge Suhartos wurde Prabowo 1998 aus der Armee entlassen. Er unternahm einen dilettantischen Putschversuch und setzte sich nach Jordanien ab. Fortan widmete er sich Geschäften und hat es jetzt im Vorfeld der Wahl mit Hilfe seines Bruders zum mit Abstand reichsten Präsidentschaftskandidaten geschafft. Einmal soll er bekannt haben, dass es seine Geschäfte fördere, wenn er auch in der Politik sei.

Großspurige Versprechen

Seine Wahlniederlagen 2014 und 2019 akzeptierte Prabowo lange Zeit nicht und ließ sogar islamistische Anhänger gewaltsam demonstrieren. Im jüngsten Wahlkampf machte er großspurige Versprechen. Zusammenfassend sagte er einmal: „Wenn es etwas zu regeln gibt, werden wir das regeln.“ Und versuchte mit Sätzen zu beeindrucken wie: „Ich bin bereit, mein Leben für dieses Land zu opfern.“

Einst präsentierte er sich als autoritärer Haudegen, jetzt hingegen weich und freundlich. Trotzdem wird er noch schnell cholerisch. Seinen Wahlsieg hat er neben der Hilfe des scheidenden Präsidenten einer erfolgreichen Tiktok- und Instragram-Kampagne zu verdanken. Da tanzt er sympathisch unbeholfen als opahafte Comicfigur. Drei Tage nach seinem 73. Geburtstag soll er im Oktober zum Präsidenten vereidigt werden.

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