■ Indonesien: Suharto muß sich entscheiden – Gewalt oder Reformen: Ein offenes Spiel
Suharto ist ein Löwe, er wird kämpfen, sagt ein Oppositioneller in Jakarta. „Er mag zwar ein alter Löwe sein, aber er hat noch Kraft. Und er ist umgeben von kleineren Tieren.“ Mehrfach schien der indonesische Präsident in jüngster Zeit am Ende zu sein. Zuerst Anfang des Jahres, als die Wirtschaft plötzlich zusammenbrach und Suharto ein paar Tage krank von der Bildfläche verschwand.
Doch dann tauchte er wieder auf und zeigte der ganzen Welt, daß seine Macht ungebrochen war. Gestützt von den Militärs, die ihm Treue schworen, ließ er sich zum siebten Mal im Amt bestätigen – nach 32 Jahren ohne ernsthaften politischen Konkurrenten.
Jetzt scheint sich das Schauspiel zu wiederholen: Nach den schlimmsten Unruhen seit seinem Machtantritt muß Suharto eine Auslandsreise vorzeitig beenden. Doch Suharto scheint nicht daran zu denken, freiwillig zurückzutreten. Statt dessen kündigt er an, er werde sein Kabinett umbilden.
Damit allerdings wird er den Zorn der Bevölkerung nicht besänftigen können. Den Ruf nach Reformen will er nicht verstehen, es geht ihm nur um Machterhalt. Dafür braucht er das Militär.
Offen ist jedoch, ob die Armee sein Spiel weiterhin mitspielt. Schon machen Gerüchte über einen Konflikt unter den Generälen und Obristen die Runde. Auf der einen Seite steht dabei der als moderat geltende Verteidigungsminister und Chef der Streitkräfte, General Wiranto. Er hat sich für die tödlichen Schüsse auf die Studenten am vergangenen Dienstag entschuldigt und ist offenkundig nicht bereit, für den Suharto-Clan ein Blutbad anzurichten. Er ist bekannt dafür, daß er einen Dialog mit den Studenten befürwortet.
Auf der anderen Seite steht Suhartos Schwiegersohn General Prabowo Subianto, Chef der mächtigen Strategischen Reserve der Armee. Prabowo, der sein Handwerk unter anderem in Deutschland bei der GSG 9 gelernt hat, gilt als Hardliner. Er wurde in den letzten Monaten vor allem für seine antichinesischen und nationalistischen Äußerungen bekannt.
Prabowo stecke, so glauben viele Oppositionelle, hinter den Entführungen der letzten Monate, bei denen mehr als ein Dutzend Regierungskritiker in Geheimkerkern festgehalten und gefoltert wurden. Sein Ziel: Die mächtige Position des Militärs in Indonesien zu erhalten – solange es geht, mit Suharto. Ein offenes Spiel. Entscheidet sich Suharto für die Prabowo-Lösung, stehen dem Land schlimme Zeiten bevor. Jutta Lietsch
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