Indischer Yogi hilft Militär: Die Nulldiät für Soldaten
Das indische Militär will einen dauerfastenden Yogi für seine Zwecke nutzen. Der 83-Jährige hat angeblich seit 70 Jahren weder gegessen noch getrunken – ein gutes Vorbild für die Soldaten.
Er sieht nicht gerade aus, als hätte er viel für Schokolade oder Vanillepudding übrig. Doch was der indische Yogi Prahlad Jani von sich behauptet, ist trotzdem unfassbar: Seit 70 Jahren will er keinen Bissen und keinen Tropfen Wasser mehr zu sich genommen haben. Wenn das wirklich wahr sein sollte, wäre das ein Wunder und der 83-Jährige eine Art Heiliger. Doch den Militärärzten vom indischen Defence Institute of Psychology & Allied Science (Dipas), die den Mann im roten Gewand seit fast zwei Wochen untersuchen, geht es nicht um Kanonisierung: Mögliche Erkenntnisse über Janis Energiequelle sollen Soldaten helfen, länger ohne Nahrung auszukommen. Welch hervorragende Idee, vermeintlich übernatürliche Fähigkeiten für die Kriegsführung nutzen zu wollen.
Wäre da nicht ein klitzekleines Problem: Prahlad Jani erklärt nämlich, er würde die lebensnotwendige Energie mittels Meditation schöpfen. Man stelle sich vor, ein ganzes Heer, das mitten im Kampf plötzlich in den Schneidersitz geht und "Ohmmm" macht, weil der Magen knurrt. Dass das nicht funktionieren kann, weiß auch Dipas-Direktor G. Ilavazhagan: "Unsere Soldaten werden nicht meditieren können, aber wir wollen trotzdem mehr über den Mann und seinen Körper erfahren". Ausgedehntes Fasten sei ja auch in Krisensituationen und in der Raumfahrt nützlich.
Hätte Pontius Pilatus damals eine ähnlich pragmatische Einstellung gehabt, hätte er Jesus sicherlich zum Brotteilen aufs nächste Schlachtfeld geschickt, anstatt ihn ans Kreuz nageln zu lassen. Der Yogi hingegen bleibt erst mal im Krankenhaus, wo er rund um die Uhr gefilmt wird und zur Freude seiner Beobachter noch nichts gegessen oder getrunken hat. Und mit etwas Glück entdecken diese neben einer neuen Geheimwaffe auch, wie man Nein zur Käse-Sahne-Torte sagt.
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