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In eigener Sachetaz-NRW an ihre LeserInnen

Nach rund 35.000 Beiträgen in der täglichen Ausgabe seit 2003 ist Schluss. Am Mittwoch erschien der taz-Regionalteil NRW zum letzten Mal.

Liebe LeserInnen,

der taz-Vorstand hat am Montag beschlossen, die taz nrw zum 31. August einzustellen. Trotz gezählter 817 Neuabos in zehn Wochen reicht der taz-Spitze das regionale Ergebnis nicht - aufgrund nicht transparent gemachter Leser-Berechnungen wurden der NRW-Redaktion lediglich 400 Abos gutgeschrieben.

Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch unterbreitete den NRW-Redakteuren gestern in Düsseldorf das Angebot, bis zum 31. August weiter zu arbeiten. Durch die Kündigung der Redakteure und den Einstellungsbeschluss könnten eventuell neue Leser für ein Abonnement gewonnen werden, so Ruch. Eine solche Eskalation sei sinnvoll, da die bisherige Rettungskampagne noch nicht allen Lesern den Ernst der Lage verdeutlicht habe.

Die Geschäftsführung erklärte sich nicht bereit, Alternativen für eine Fortführung der taz nrw zu entwickeln. Eine Veränderung der ökonomischen Grundlage für die taz nrw lehnte sie ebenso ab wie die Forderung der Redaktion, den Regionalteil bis zum 30. September zu erhalten und so den taz-Genossen die Möglichkeit zu geben, auf ihrer Hauptversammlung über die Zukunft der taz nrw zu entscheiden. Auch die Vorschläge, die taz nrw durch regional höhere Abonnementpreise oder die Akquise von neuem Kapital zu stärken, wurden von der Geschäftsführung abgelehnt.

Die Redaktion der taz nrw hat gestern - mit ausdrücklicher Unterstützung von Chefredakteurin Bascha Mika - einstimmig beschlossen, unter diesen Bedingungen nicht weiter um neue AbonnentInnen zu kämpfen. Die Redakteure lehnten es ab, die bedrohten Arbeitsplätze als Druckmittel für die Gewinnung neuer Abonnenten einzusetzen, da die Geschäftsführung ihnen keine Perspektive über den 31. August hinaus in Aussicht stellte.

Die Rettungskampagne hat das gesteckte Ziel von 1.000 neuen Abos nur knapp verpasst. Der Zuspruch, das Interesse an der taz nrw ist in den vergangenen Wochen gewaltig gestiegen. Die Redaktion möchte sich auf diesem Weg bei allen Leserinnen und Lesern bedanken, die ihnen über Jahre die Treue gehalten haben oder die die taz nrw in den vergangenen Wochen durch Solidaritäts-Abonnements unterstützt haben. Es liegt allein in der Verantwortung der Geschäftsführung, dass diese Leser nun eine taz ohne NRW-Regionalteil bekommen werden - und dass das bevölkerungsreichste Bundesland nun ohne eine unabhängige und kritische Stimme leben muss.

Die Redaktion der tazNRW

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1 Kommentar

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  • JS
    Julia Schmidt

    Es ist unzumutbar, daß die Berliner Geschäftsführung ohne eine wahrscheinlich rettende Entscheidung der taz-Genossenschaft abzuwarten den nrw-Teil einfach dicht macht!

     

    Es ist unfair den neuen Abonnenten gegenüber, die vielerorts durch gutes Zureden von den Vorteilen einer NRW-taz überzeugungt werden konnten, diesen jetzt nicht mehr weiterführen zu wollen!

     

    Es ist der taz unwürdig ihre Lokalredakteure quasi zu erpressen und mit unsozialem Druck, der Angst erzeugen soll, neue Abonnenten zu gewinnen!

     

    Welche Alternative hat man denn als Ruhrpottler noch??

    Die FAZ und die SZ haben keinen NRW-Teil (abgesehen von der andersgeartetetn Berichterstattung). Die Lokalblätter wie Rheinische Post, WAZ oder NRZ stellen für mich keine Alternative dar, da ihre Berichterstattung nicht im entferntesten an die der taz herankommt.

     

    Soll ich jetzt auf Loaklradiosender wie WDR umsteigen und ansonsten hoffen, daß im überregioanlen taz-Teil für mich relevante Dinge stehen??

    In der Vergangenheit wäre ich damit ziemlich schlecht gefahren, denn soweit ich mich erinnere war weder von den PFT-Verunreinigungen des Wassers in NRW, noch von den Einzelheiten zu dem Gelsenkirchener FH-Skandal viel zu lesen...

    Und das sind nur zwei Beispiele von vielen!

     

    Ich bin sehr enttäuscht, werde aber mangels richtiger Alternativen von einer Kündigung meines Abos absehen.

     

    Ich hoffe die taz-Genossenschaft kann diese Entscheidung wieder rückgängig machen!

     

    MfG,

    Julia Schmidt